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Veganuary: Wie gesund sind vegane Ersatzprodukte?

Im Januar versuchen sich Anhänger des „Veganuary“ an einer veganen Ernährungsweise – sie verzichten komplett auf tierische Produkte. Bei der plötzlichen Ernährungsumstellung missen manche allerdings den Geschmack von Fleisch. Abhilfe schaffen können da vegane Ersatzprodukte, die Fleischprodukte nachahmen. Aber wie gesund sind diese Ersatzprodukte? Und sind sie teurer als die tierischen Originale?
SSC, 09.01.2025
Symbolbild Veganuary
Lässt sich der Veganuary mit Fleischgeschmack vereinbaren?

© Yummy pic, iStock

 Im Jahr 2014 haben Privatpersonen in Großbritannien die Organisation Veganuary gegründet. Das Kofferwort aus „January“ (deutsch: Januar) und „vegan“ soll zu einer veganen Ernährung während des ersten Monats im Jahr – und im Idealfall auch darüber hinaus – anregen. Immer mehr Menschen nehmen an der Aktion teil. Das Problem für viele Neu-Veganer dabei: Ihnen fehlt der Geschmack von Fleisch. Ein Blick in die Supermarktregale schafft allerdings Erleichterung, denn vegane Ersatzprodukte, die gängige Fleischgerichte geschmacklich nachahmen sollen, gibt es heutzutage in nahezu jedem Supermarkt.

Hochverarbeitet bleibt hochverarbeitet

Doch Ersatzprodukt ist nicht gleich Ersatzprodukt. Generell lassen sich zwei Arten von veganen Ersatzprodukten unterscheiden: Zum einen gibt es Produkte, die versuchen, ihre fleischhaltigen Vorbilder auch optisch und in Sachen Textur so gut wie möglich zu imitieren, zum anderen gibt es Produkte, die lediglich eine Alternative zu Fleisch bieten sollen, wie zum Beispiel Gemüsebratlinge oder panierte Tofuscheiben.

Aber wie gesund können solche Alternativen sein? Steckt darin wirklich so viel „Chemie“ wie häufig behauptet? „In der Natur wachsen weder Seitanwürstchen an Bäumen noch Brühwürste oder Salami. All diese Produkte werden unter Verwendung zahlreicher Zutaten hergestellt. Beides ist, wenn man so will, chemisch“, erklärt Lebensmittelchemiker Daniel Wefers von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg im Interview mit Spektrum. „Aber ohne Chemie geht es in der Lebensmittelindustrie sowieso nicht.“

Vegane Ersatzprodukte enthalten zum Beispiel oft Aromen, Zucker, Fett und Salz, um ihren Geschmack zu verbessern. Fertig-Fleischgerichte kommen dagegen meist nicht ohne Zutaten wie Nitritpökelsalz, Konservierungsstoffe und ebenfalls Zucker aus. „Wir sollten nicht vergessen, dass mit Ersatzprodukten herkömmliche hoch verarbeitete Lebensmittel ersetzt werden. Deshalb dürfen wir Fleischersatzprodukte nicht mit Gemüse vergleichen“, sagt Wefers. Die veganen Ersatzprodukte sind also meistens genauso hochverarbeitet wie ihre Vorbilder.

Fleischfreie Frikadellen
Fleischfrei, aber nicht frei von Chemie: Auch vergane Frikadellen zählen zu den hochverarbeiteten Lebensmitteln.

© Vladimir Mironov, iStock

Was ist wirklich drin? – Zwei Produkte im Vergleich

Ein Blick auf die Zutatenlisten zweier Fertigfrikadellen eines namhaften Herstellers zeigt, dass beide Produkte Zusätze enthalten und hochverarbeitet sind. Die Unterschiede haben wir fett markiert:

  • Mit Fleisch: 86% Schweinefleisch, Zwiebeln, Vollei, Erbsenmehl, Paniermehl (glutenfreie Weizenstärke, Wasser, Zucker, Rapsöl, Kochsalz, Hefe, Flohsamenschalen, Verdickungsmittel: Xanthan, Oligofruktose, Karamell, Maltodextrin), Kochsalz, Gewürze, Zucker, Traubenzucker.
  • Vegan: Trinkwasser, Zwiebeln, Sojaprotein, Rapsöl, Aroma, Stärke, Citrusfasern, Sonnenblumenprotein, Gewürze, Kochsalz, Branntweinessig, Karamell, Traubenzucker, Verdickungsmittel: Methylcellulose, verarbeitete Euchema-Algen.

Die Nährwerte der beiden Produkte unterscheiden sich ebenfalls in einigen Punkten. Mit 167 Kilokalorien pro 100 Gramm enthalten die veganen Frikadellen deutlich weniger Kalorien als ihre fleischhaltigen Vorbilder mit 271 Kilokalorien. Gleiches gilt für den Fettanteil: Während die veganen Frikadellen nur 7,9 Gramm Fett enthalten, enthalten jene mit Fleisch ganze 21 Gramm Fett. Der Salzgehalt beider Produkte ist mit etwa zwei Gramm gleich. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt allerdings, maximal fünf Gramm Salz pro Tag zu konsumieren.

Dadurch, dass das vegane Ersatzprodukt Fleisch durch Soja ersetzt, passen sich auch der Kohlenhydrat- und Eiweißgehalt entsprechend an. Während das fleischhaltige Original 4,4 Gramm Kohlenhydrate und 16 Gramm Eiweiß pro 100 Gramm enthält, enthalten 100 Gramm vegane Frikadellen 8,1 Gramm Kohlenhydrate und zwölf Gramm Eiweiß.

Sind vegane Ersatzprodukte teurer?

Vegane Ersatzprodukte sind also nicht automatisch ungesünder als ihre Vorbilder und haben mitunter sogar bessere Nährwerte. Aber lohnen sich die Alternativen auch für den Geldbeutel? Die deutsche Nichtregierungsorganisation ProVeg stellt regelmäßig vergleichende Warenkörbe mit Produkten aus den Kategorien Aufschnitt, Bratwurst, Burger, Fischstäbchen, Frischkäse, Hack, Joghurt, Scheibenkäse, Kochcreme, Milch, Pizza und Schnitzel zusammen.

Beim Einkauf bei sechs deutschen Supermarktketten fand ProVeg zuletzt eine durchschnittliche Preisdifferenz von 16 Prozent zwischen pflanzlichen Alternativen und fleischhaltigen Produkten. Durchschnittlich kostete der pflanzliche Einkauf damit 2,59 Euro mehr. Lediglich beim Discounter Lidl kostete der Einkauf mit Ersatzprodukten insgesamt weniger als jener mit Fleisch.

Dieser Preisunterschied hat in den vergangenen Jahren allerdings bereits stark abgenommen. 2023 betrug der Preisunterschied der ProVeg-Warenkörbe noch 25 Prozent, 2022 sogar 53 Prozent. Zukünftig könnten die Preise sich also noch weiter angleichen und vegane Ersatzprodukte erschwinglicher oder sogar günstiger als Fleischprodukte machen.

Wer im Veganuary vorübergehend eine vegane Ernährung testen möchte, muss also weder Angst um seine Gesundheit noch um sein Erspartes haben.

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