Als schneller, gutdurchdachter Feldzug sollte durch das Unternehmen »Seelöwe« der deutschen Wehrmacht innerhalb weniger Monate England in die Hände fallen. Doch es kam anders: Nachdem die Deutschen im Juli 1940 mit den Vorbereitungen zur Invasion begonnen hatten, wurde dem Oberkommando schnell klar, dass zum Übersetzen der Invasionstruppen mehr als 60 000 Bruttoregistertonnen Schiffsraum benötigt wurden. Deshalb begann die Wehrmacht, geeignete deutsche, belgische und holländische Schiffe zu requirieren. Zur Unterstützung der Kriegsmarine stellt die deutsche Armee außerdem schwere Artillerie am französischen Ufer auf.
Diese rückendeckende Sicherung der eigenen Invasionstruppen erwies sich jedoch als völlig unzureichend, weil die Briten zum einen selbst über sehr starke Verteidigungen verfügten und zum anderen die deutsche Kriegsmarine keine einsatzbereiten schweren Kriegsschiffe im Ärmelkanal hatte. Dazu war noch das Meer zwischen dem europäischen Festland und Großbritannien von der Royal Navy schwer vermint worden.
Die deutschen Generäle entschlossen sich schließlich im Frühherbst, das Unternehmen »Seelöwe« auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Wie die Geschichte zeigte, betraten die deutschen Truppen niemals britischen Boden. Stattdessen begann Hitler im selben Jahr mit dem Luftkrieg gegen England, der den deutschen Kampfverbänden schwere Verluste einbrachte.
Der Grund, weshalb die Briten so gut auf die Angriffe vorbereitet waren, hieß »Enigma«: Diese deutsche Chiffriermaschine, die Kommandos der deutschen Wehrmacht verschlüsselte, war in die Hände der Alliierten gefallen und von polnischen Mathematikern geknackt worden. Auf diese Weise erfuhr die britische Führung Mitte Juli 1940 aus einem Enigma-Funkspruch des Reichsfeldmarschalls Hermann Göring an die deutschen Luftflotten erstmals von der geplanten deutschen Landung in England, dem Unternehmen »Seelöwe«.