Wahrig Herkunftswörterbuch

Vater
Das Wort Vater illustriert beispielhaft das Phänomen der ersten (germanischen) Lautverschiebung, das Jacob Grimm in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einschlägig beschrieb. Dabei wurde neben einigen anderen paradigmatischen Verschiebungen das indogermanische p in den germanischen Sprachen zu f. Aus dem idg. *pətēr, das auch griech. pater und lat. pater zugrunde liegt, entwickelten sich daher im Deutschen die ahd. Form fater, im Englischen father und im Schwedischen fader mit einem f im Anlaut. Im Althochdeutschen, das etwa in dem Zeitraum zwischen 750 und 1050 in verschiedenen Varianten im deutschen Sprachraum gesprochen wurde, gab es jedochparallel noch eine ganz andere Entwicklung: Man übernahm das lateinische Alphabet zur Darstellung der deutschen Laute, während zuvor Runenzeichen verwendet worden waren. Dadurch kam es in einigen Fällen zu einem Überhang an Zeichen, so bei dem Laut f, der mit dem ursprünglichen Buchstaben f, aber auch mit dem lateinischen v wiedergegeben werden konnte. In der Folgezeit der mittelhochdeutschen Sprachstufe wandelte sich daher die Schreibung vieler Wörter, die mit f anlauteten, von f zu v. So wurde z. B. ahd. folc zu mhd. volc, ahd. frouwa zu mhd. vrouwe, ahd. fogal zu mhd. vogel und ahd. fater zu mhd. vater.
In der weiteren Entwicklung, die zu einer Vereinheitlichung und Vereinfachung der Rechtschreibung führte, wurden die meisten Wörter mit f im Anlaut auch wieder mit dem Buchstaben f wiedergegeben, etwa bei Frau oder Freund. Bei einigen Wörtern, so auch bei Vater oder Vogel, hielt sich jedoch die hochmittelalterliche Schreibung bis heute.
Sasha Mendjan vom Institut für molekulare Biotechnologie in Wien gelang es, ein Herzorganoid zu züchten, das eine Herzkammer ausbildet und Flüssigkeit pumpt. ©Mendjan Lab/IMBA
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