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Der Psyche auf der Spur - Teil 6

Im Grunde wissen die meisten, was sie tun müssten, um gesund zu leben: Zum Beispiel regelmäßig in Bewegung sein, ausreichend Obst und Gemüse essen und auf Rauchen verzichten. Aber wenn wieder einmal ein guter Vorsatz gefasst wird, fällt den meisten von uns die Umsetzung schwer.
Brockhaus

Wieso sind gute Vorsätze oft so sinnlos?

Langeweile
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Ein Grund dafür ist, dass Vorsätze oft sehr allgemein formuliert sind – zum Beispiel: „Ab morgen treibe ich mehr Sport“. Nach dem Korrespondenzprinzip ist es bei einer solch allgemeinen Einstellung unwahrscheinlich, dass sie in konkrete Verhaltensweisen umgesetzt wird. Hier ist zum Beispiel unklar, wo, wann und wie die angestrebte Handlung durchgeführt werden soll. Sind die beabsichtigten Handlungen dagegen spezifisch formuliert – zum Beispiel: „Ab morgen gehe ich zwei Mal in der Woche von 18 bis 19 Uhr zum Fitnesstraining“ – steigt die Wahrscheinlichkeit, sie auch umzusetzen, deutlich an.

Häufig scheitern gute Vorsätze auch daran, dass ein Hindernis eintritt, das man vorher nicht bedacht hat. Was mache ich zum Beispiel, wenn das Fitnesstraining ausfällt oder wenn ich nach der Arbeit einfach hundemüde bin? Ein Ausweg ist hier, sich mögliche Alternativen schon vorher zu überlegen, um im Fall eines Falles schnell etwas Vergleichbares tun zu können.

Viele Menschen werfen ihre Vorsätze auch wieder über Bord, weil sie einfach zu viel auf einmal wollen. Hierbei spielt die Selbstwirksamkeit eine Rolle: Je mehr jemand das Gefühl hat, dass er eine Verhaltensänderung in die Tat umsetzen kann, desto eher wird er das Verhalten auch tatsächlich ausüben. Es nützt also nichts, sich gleich einen anspruchsvollen Kurs und einen wöchentlichen Stammtisch vorzunehmen, um seine Französischkenntnisse wieder zu aktivieren, wenn man nach zwei Wochen überfordert aufgeben muss. Stattdessen ist es sinnvoller, sich ein gut erreichbares Ziel zu setzen – und dann das Gefühl zu haben „Ja, ich schaffe das.“

 

Und was tun gegen den inneren Schweinehund?

Sportpsychologen haben tatsächlich herausgefunden, dass Menschen, die an den inneren Schweinehund glauben, es schwerer haben, ein Trainingsprogramm wirklich durchzuhalten. Manche fangen an, hören aber auch schnell wieder damit auf. – Ganz im Gegensatz zu anderen, die immer wieder zum Training gehen, auch wenn sie müde sind, oder dreimal die Woche ihre Joggingrunde laufen, selbst wenn es regnet. Wie kommt das?

Dahinter steckt die sogenannte Selbstwirksamkeitserwartung, ein bestimmtes Merkmal unserer Persönlichkeit: Damit bezeichnen Psychologen die Überzeugung einer Person, ein Verhalten auf der Grundlage vorhandener Ressourcen und Fähigkeiten ausführen zu können. Es geht also um unseren Glauben, bestimmte Situationen aus eigener Kraft meistern zu können. Besonders in Stresssituationen ist dies wichtig. Selbstwirksamkeit entwickelt sich durch eigene Erfahrungen, vor allem durch das Erleben von Erfolgen und Misserfolgen, aber auch dadurch, dass wir andere Menschen beobachten.

Auch Bewertungen durch uns selbst und durch andere tragen zur Entstehung der Selbstwirksamkeit bei. Viele Studien zeigen: Selbstwirksame Menschen halten ein Sportprogramm wesentlich besser durch. Sie empfinden auch die Mühen und den Aufwand, die sie für das Training aufbringen müssen, als weniger hoch. Weniger selbstwirksame Menschen denken hingegen gar nicht erst daran, regelmäßig Sport zu treiben. Und schaffen es dann tatsächlich nicht.

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