Lexikon
Byzantịnisches Reich
Oströmisches Reich; Rhomäisches Reich; Ostrom; ByzanzRegionale Vormacht (ca. 850 – 1071)
Zwischen dem 9. und dem 11. Jahrhundert entwickelte Byzanz sich trotz mancher Rückschläge unter der makedonischen Dynastie zur christlichen Vormacht im östlichen Mittelmeerraum. Im Osten drang es bis an den Kaukasus vor und gewann Nordsyrien zurück, im Norden bildete wieder die Donau die Reichsgrenze. Mit den muslimischen Fatimiden in Ägypten unterhielt man freundliche Beziehungen. In Italien gab es eine gewisse Konkurrenz mit den Franken und später den Deutschen, die jedoch nicht den Status des Reiches in seinem Kerngebiet berührte.
Das wirtschaftliche und auch politisch-militärische Erstarken begünstigte Veränderungen in der byzantinischen Gesellschaft: Die alten, noch aus der Spätantike stammenden Eliten hatten ihren früheren Einfluss verloren, und ein neuer, mehr militärisch orientierter Adel hatte die politische Führung übernommen. Dieser Adel war aber nicht nur Träger der Expansion nach außen, sondern er suchte seine ökonomische Basis auch im Inneren auf Kosten der anderen Gruppen zu verbreitern. Im 10. Jahrhundert gerieten vor allem die bis dahin unabhängigen Bauern immer mehr unter seinen Druck, dem sie im Laufe des 11. Jahrhunderts schließlich nicht mehr standhalten konnten. Viele Bauern gaben ihr Land auf oder unterstellten sich lokalen Gutsherren. Da diese Bauern nicht nur Steuern zahlten, sondern zum Teil auch Militärdienst leisteten, versuchten die Kaiser, ihren Besitz zu schützen, aber mit wenig Erfolg. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts war der frühere freie Bauernstand fast völlig verschwunden, was auch Folgen für die Wehrkraft des Reiches hatte.
Als ab etwa der Mitte des 11. Jahrhunderts auf dem Balkan die Petschenegen und im östlichen Kleinasien die türkischen Seldschuken begannen, gegen die Reichsgrenzen vorzurücken, war der byzantinische Widerstand wenig erfolgreich. 1071 wurde die byzantinische Armee bei Mantzikert in Ostanatolien geschlagen, fast ganz Kleinasien fiel an die Türken. Die Balkanprovinzen des Reiches wurden von immer neuen Einfällen erschüttert, und in Italien verlor Byzanz mit Bari 1071 seinen letzten Stützpunkt an die Normannen.
Auch die Beziehungen mit Westeuropa hatten sich im Laufe dieser Entwicklung weiter gelockert. Dies galt vor allem für den kirchlichen Bereich, in dem wiederholt Spannungen aufgetreten waren. Zwischen dem 4. und dem 7. Jahrhundert wurde vor allem darum gestritten, ob Christus Gott oder Mensch war. Im 8. und 9. Jahrhundert wurde in Byzanz die Verehrung von Ikonen in der Kirche in Frage gestellt (Bilderstreit). In der späteren Zeit traten zwar die großen dogmatischen Streitfragen in den Hintergrund, dafür wurden jetzt die Unterschiede in Liturgie und Ritus stärker betont. Letzten Endes ging es darum, dass die byzantinische Kirche nicht bereit war, den Päpsten mehr als einen zeremoniellen Vorrang einzuräumen, was von diesen nicht akzeptiert wurde. 1054 kam es zu einem Schisma zwischen Papst und Patriarch. Zunächst schien dieses Schisma nicht bedeutsamer zu sein als die vielen kleineren vor ihm, aber tatsächlich konnte es nicht geheilt werden. Erst 1965 wurden die gegenseitigen Verurteilungen offiziell wieder aufgehoben.
- Einleitung
- Byzanz als Teil des Römischen Reiches (300 – 476)
- Byzanz als Vormacht des christlichen Europa (476 – ca. 630)
- Byzanz unter dem Druck des Islam (ca. 630 – ca. 850)
- Regionale Vormacht (ca. 850 – 1071)
- Byzanz und die Kreuzzüge (1071 – 1204)
- Vom Lateinischen Kaiserreich bis zum Sieg des Osmanischen Reiches (1204 – 1453)
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