Lexikon

liberle Parteien

eine Gruppe polit. Parteien, in deren Programmatik die Prinzipien der freien Entfaltung des Individuums, des gesellschaftl. Fortschritts u. der Vernunftorientiertheit im Vordergrund stehen.
Als Parteienkennzeichnung wurde der Begriff liberal zum ersten Mal 1812 in den verfassungsgebenden Cortes von Cádiz (Spanien) verwendet, mit ihm wurden die eher fortschrittlich eingestellten Abgeordneten bezeichnet. In Großbritannien entwickelte sich die liberale Partei Mitte des 19. Jh. aus den Whigs (Liberal Party).
In Deutschland entstanden l. P. erst in den 1860er Jahren. Zwar gab es auch in der Frankfurter Nationalversammlung u. vorher Gruppierungen, die liberales Gedankengut vertraten, sie hatten jedoch keinen Parteistatus. Die wichtigsten liberalen Parteien in der Bismarck-Ära waren die Deutsche Fortschrittspartei u. die Nationalliberale Partei. Daraus entwickelten sich die Liberale Vereinigung u. die Deutsche Freisinnige Partei (Freisinnige) sowie später die Fortschrittliche Volkspartei, aus der in der Weimarer Republik die linksliberale Deutsche Demokratische Partei hervorging. Rechtsliberales Gedankengut vertrat dagegen die Deutsche Volkspartei, deren wichtigster Exponent G. Stresemann war. In der BR Dtschld. wird der Liberalismus, u. zwar sowohl der Rechts- als auch der Linksliberalismus, von der Freien Demokratischen Partei vertreten.
Im Österreich der Habsburgerzeit spielte die Deutschliberale Partei zeitweise eine bedeutende Rolle, während der Liberalismus in der nachkaiserlichen Zeit durch die Großdeutsche Volkspartei geprägt wurde. Von der 1955 gegr. Freiheitlichen Partei Österreichs, die seit Mitte der 1980er Jahre auf einen antieurop. u. rechtspopulist. Kurs einschwenkte, spalteten sich 1993 das Liberale Forum u. 2005 das Bündnis Zukunft Österreich ab.
Der politische Liberalismus in der Schweiz entwickelte sich im 19. Jh. aus unterschiedlichen freisinnigen Gruppierungen, die sich schließlich in der Freisinnig-Demokratischen Partei integrierten. Eine konservativ-föderalistische Grundhaltung prägt die Liberale Partei der Schweiz.
Wichtige Elemente der von den liberalen Parteien vertretenen Politik waren stets das Eintreten für die freiheitl. Wirtschaftsordnung sowie die Umsetzung aufklärerischen (teilweise antiklerikalen) Gedankenguts in die gesellschaftl. Praxis (z. B. Gleichberechtigung der Frau). Da es den liberalen Parteien aufgrund ihrer im Vergleich zu konservativen u. sozialistischen Parteien wenig kohärenten Programmatik im Verlaufe der geschichtl. Entwicklung im 19. Jh. immer schwerer fiel, ihre Position deutl. zu machen, ließ ihr polit. Einfluss in vielen Ländern stark nach. Übernationales Organisationsforum der liberalen Parteien ist die 1947 in Oxford gegr. Liberale Internationale.
L. Albertin (Hrsg.), Polit. Liberalismus in der Bundesrepublik. 1980. K. von Beyme, Parteien in westl. Demokratien. 1982. R. Dahrendorf, Die Chance der Krise. Über die Zukunft des Liberalismus. 1983. G. Eisfeld, Die Entstehung der liberale Parteienn P. in Dtschld. 18581870. 1969. F. Wende (Hrsg.), Lexikon zur Gesch. der Parteien in Europa. 1981.
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