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Tierhaltung in Zoos: Artenschutz oder Tierquälerei?

Ob angeblich gequälte Elefanten oder unter Psychopharmaka gesetzte Delphine: Zoos haben in der Vergangenheit immer wieder negative Schlagzeilen gemacht. Ungeachtet der Frage, was an solchen Vorwürfen dran ist, befeuern sie jedes Mal eine alte Diskussion: Wie sinnvoll ist es, wilde Tiere in Gefangenschaft zu halten?
DAL, 23.06.2017

Besonders Bären und Großkatzen leiden häufig in Gefangenschaft und entwickeln auch für Laien erkennbare Verhaltensauffälligkeiten.

pixabay.com, skeeze

Es ist ein harter Angriff: Die Tierrechtsorganisation Peta wirft dem Zoo Hannover vor, seine Elefanten mit sogenannten Elefantenhaken zu misshandeln. Im April hat sie Strafanzeige wegen Tierquälerei erstattet. Der Zoo aber weist die Beschuldigungen von sich. Die Elefanten würden mit dem Haken lediglich geführt - das Training diene dazu, die Dickhäuter auf medizinische Untersuchungen vorzubereiten. "Wir sind ein Zoo der Tierschutz liebt und lebt", sagte Geschäftsleiter Andreas Casdorff in einer Stellungnahme.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich eine zoologische Einrichtung den Vorwurf der Tierquälerei gefallen lassen muss - und es ist auch nicht das erste Mal, dass eine solche Geschichte unabhängig von der Haltbarkeit der eigentlichen Vorwürfe in der Öffentlichkeit eine Grundsatzdiskussion lostritt: Ist es sinnvoll, wilde Tiere in Gefangenschaft zu halten? Während Befürworter die Rolle der Zoos für die Bildung und den Artenschutz betonen, kritisieren Gegner die unnatürliche Haltung der Tiere. Das sind ihre Argumente zu den drei wichtigsten Themen.

Weit genug? Diese Tropenhalle hat mit den Käfigen der frühen Zoos nicht mehr viel gemein - die freie Wildbahn ersetzt sie aber nicht.
Artgerechte Haltung

Deutschland gehört zu den Ländern mit den meisten Zoos. Rund 850 klassische Zoologische Gärten, Aquarien, Vogelparks, Wildtiergehege und Reptilienhäuser verteilen sich über die Bundesrepublik. Die meisten dieser Einrichtungen bemühen sich heutzutage, ihre Tiere artgerecht unterzubringen. Aber klappt das auch? Tierrechtsorganisationen wie Peta glauben nicht daran. Für sie sind Zoos nichts anderes als Gefängnisse.

Ihr Argument: Kein noch so großes und mit Bedacht geplantes Gehege wird dem natürlichen Lebensraum der Tiere jemals entsprechen können. Peta kritisiert dabei neben der räumlichen Einschränkung vor allem auch die fehlenden Reize: Beutetiere, die gejagt werden können, oder eine Landschaft, die sich verändert. Dass die Tiere unter diesen Bedingungen leiden, sehe man an ihrem Verhalten - sei es, der Elefant, der seltsame Wippbewegungen mit dem Kopf macht, oder der Eisbär, der den ganzen Tag im Kreis läuft.

Der Zoologe Rainer Willmann von der Universität Göttingen hält die Wildtierhaltung in Zoos trotz einiger Defizite für grundsätzlich vertretbar. "Die europäischen Zoos versuchen, den Ansprüchen der Wildtiere sehr gerecht zu werden", sagte er kürzlich in einem Interview mit NDR.de. Tatsächlich sind die Zeiten, in denen unzählige Tiere in engen Käfigen hinter Gitterstäben eingepfercht wurden, vorbei. Stattdessen setzen Zoos heute auf weniger Arten, denen sie dafür mehr Platz einräumen. Klar ist aber auch den Zoobefürwortern: Die freie Wildbahn können Zoos nie ganz ersetzen.

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