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Vor 255 Jahren: James Cooks erste Weltreise beginnt

James Cook gilt als einer der größten Entdecker aller Zeiten. Nie zuvor war jemand so weit in die Südsee vorgedrungen wie er auf seiner ersten Weltreise. Morgen, am 26. August 2023, jährt sich der Beginn seiner ersten legendären Weltreise zum 255. Mal. Doch was genau war das Ziel dieser Reise? Wieso war die Wahl des Kapitäns ausgerechnet auf Cook gefallen? Und was stand in dem geheimen Umschlag der Marine, den er erst in Tahiti lesen durfte?
AMA, 25.08.2023
Porträt James Cook von Nathaniel Dance-Holland, um 1775
Porträt James Cooks, um 1775, aus der Zeit zwischen seiner 2. und 3. Reise

© Nathaniel Dance-Holland / Historisch

Geboren und aufgewachsen im Nordosten Englands hat James Cook keinen sonderlich glorreichen Start ins Leben. Sein Vater ist Tagelöhner, das Geld reicht nur für die Armenschule. Als junger Erwachsener hilft er dann in einem Krämerladen am Meer aus. Doch Cook hat große Träume: Er will Seemann sein und die Welt sehen.

Vom Schiffsjungen zum Kommandanten

Irgendwann heuert ihn schließlich der Besitzer einer Werft als Schiffsjungen an und Cook liefert fortan Kohle von Nordengland nach London. Währenddessen bringt er sich selbst Astronomie, Mathematik und Navigation bei. Im Alter von 26 Jahren hat er zwar die Chance, zum Kapitän eines der Kohleschiffe aufzusteigen, doch er schlägt aus.

Cook will mehr von der Welt sehen als nur Englands Küste und heuert daher als Matrose bei der Marine an. Dort klettert er rasch die Karriereleiter hinauf und steigt schließlich zum Offizier auf. Der neue Posten führt ihn unter anderem nach Kanada und Neufundland, wo er atemberaubend genaue Karten zeichnet.

Währenddessen plant die Gelehrtengesellschaft „Royal Society“ schon seit längerem zusammen mit der Marine eine ausgiebige Entdeckerfahrt in die Südsee und ist noch auf der Suche nach einem Kommandanten. Zu den Kandidaten gehören neben adligen Offizieren auch solche mit abgeschlossenem Studium. Doch die Wahl fällt auf Cook: Er überzeugt mit seinem seefahrerischen Talent, seinen Navigationsfähigkeiten und seinem Auge fürs Detail.

Nachbau der HMS "Endeavour" von Freemantle
Nachbau der HMS "Endeavour": Der als Vollschiff getakelte Dreimaster war nur knapp 40 Mter lang.

Himmelsspektakel und Geheimauftrag

Am 26. August 1768 – vor genau 255 Jahren – ist es schließlich soweit und James Cook bricht von Plymouth aus in Richtung Süden auf. Er ist damals 39 Jahre alt. Mit seinem legendären Schiff „Endeavour“ segelt er zunächst nach Südamerika bis ans Kap Hoorn und von dort schließlich nach Tahiti. Dort soll er am 3. Juni 1769 einen äußerst seltenen Venustransit beobachten, ein astronomisches Ereignis, bei dem sich die Venus vor die Sonne schiebt. Mithilfe dieses Himmelsschauspiels lässt sich damals der Abstand der Erde zur Sonne genauer bestimmen.

Doch fürs Sternegucken allein hat Cook nicht den langen Weg auf sich genommen. Die Royal Navy hat eine weitere Mission für den Seemann vorgesehen. Welche genau, erfährt Cook allerdings erst auf Tahiti und zwar in Form eines versiegelten Umschlags, den er erst jetzt öffnen darf. Darin steht, dass er sich umgehend auf die Suche nach der sagenumwobenen „Terra australis incognita“ machen soll, einem bislang unentdeckten Kontinent, der im Süden vermutet wird. Dort angekommen soll er so viel Land wie möglich im Namen Englands in Besitz nehmen.

Weltkarte mit der Route der ersten der drei großen Reisen von James Cook.
Weltkarte mit der Route der ersten der drei großen Reisen von James Cook.

Auf Entdeckungstour im Süden

Also bricht Cook erneut auf und befährt den Südpazifik. Dabei entdeckt und kartografiert er einige Inseln und stellt im Jahr 1769 außerdem als Erster fest, dass Neuseeland in eine Nord- und in eine Südinsel unterteilt ist. Die Meerenge, die die beiden voneinander trennt, trägt zu seinen Ehren bis heute den Namen Cook Strait. Auf seiner Reise hat Cook auch immer wieder Kontakt zu Einheimischen. Während die Tahitianer ihn mit Früchten und Blumen beschenken, zücken die neuseeländischen Maori bei der Ankunft der Europäer ihre Wurfspeere.

Im April 1770, nach anderthalb Jahren auf See, sichtet Cook schließlich die Ostküste Australiens und betritt sie als einer der ersten Europäer. Er tauft die Gegend auf dem Namen New South Wales und beansprucht sie für Großbritannien. Noch ist Cook sich allerdings nicht sicher, ob es sich bei der Küste tatsächlich um einen Teil des sagenumwobenen Südkontinents handelt. Also segelt er weiter nordwärts, immer an der Küste entlang und erreicht im Juni schließlich einen Ausläufer des Great Barrier Reefs – mit fatalen Folgen. Die Endeavour hängt auf dem scharfkantigen Riff fest und kann nur unter größten Mühen und mit schweren Schäden am Schiffrumpf wieder ins Wasser gebracht werden.

Cook steuert sie in eine Flussmündung auf dem Festland und macht sie zusammen mit seiner Mannschaft wieder seetüchtig. Ganze sieben Wochen brauchen sie dafür. Nach diesem unfreiwillig langen Aufenthalt segelt Cook zunächst weiter an der australischen Küste entlang und tritt dann schließlich über Indonesien und Südafrika die Heimreise an.

Painting by E. Phillips Fox depicting the landing of Lieutenant James Cook, RN, at Botany Bay, 29 April 1770
Romantisierende Darstellung der Landung Cooks in der australischen Botany Bay am 29. April 1770.

© E. Phillips Fox / Historisch

Die Geburt einer Ikone

Auch wenn er das mystische Südland nicht gefunden hat, wird Cook in England als Held gefeiert. In den nächsten Jahren bricht er zu zwei weiteren Weltreisen auf. Die erste davon führt ihn bis hinab in die Eisschilde der Antarktis und schafft endlich Klarheit: Im Süden ist tatsächlich kein schlaraffenlandartiger Kontinent mehr verborgen.

Auf seiner dritten Weltreise hat Cook sich vorgenommen, die Nordwestpassage zu finden, die den atlantischen mit dem pazifischen Ozean oberhalb von Kanada verbindet. Doch diese Reise sollte seine letzte sein. Als seine Schiffe 1779 auf Hawaii Halt machen, eskaliert eine Auseinandersetzung mit den Einheimischen. Sie erschlagen und zerstückeln ihn. Zu diesem Zeitpunkt ist Cook 50 Jahre alt und hat rund ein Jahrzehnt seines Lebens mit bedeutsamen Entdeckungstouren verbracht.

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