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Was bringen Trinkwasserfilter?
Kein Lebensmittel wird in Deutschland so gut überwacht wie Leitungswasser. Damit Menschen das Wasser aus dem Hahn problemlos trinken können, wird es von den Wasserwerken aufwändig aufbereitet und regelmäßig kontrolliert: Ob Medikamentenrückstände, Pestizide oder Krankheitserreger - jede Art von gesundheitsgefährdenden Stoffen wird aus Grund-, Talsperren- und Flusswasser herausgefiltert, bevor es den Weg zum Verbraucher findet. "Rein und genusstauglich" muss es laut den Vorgaben der Trinkwasserverordnung sein.
Dass dies in der Regel klappt, belegen Untersuchungen immer wieder. So kam das Umweltbundesamt nach einer Auswertung aller behördlichen Wasseranalysen zwischen 2014 und 2016 etwa zu dem Schluss: Das Trinkwasser in Deutschland ist flächendeckend von sehr guter Qualität. Das aber scheinen etliche Leitungswasser-Trinker nicht zu glauben. Sie behandeln das Nass aus dem Hahn sicherheitshalber mithilfe spezieller Filter, bevor sie sich ein Glas genehmigen.
Reiner und wohlschmeckender?
Der Markt für Tischwasserfilter und ähnliche Geräte für Zuhause boomt seit Jahren. Noch reiner und noch wohlschmeckender wird das Trinkwasser mithilfe solcher Wasseraufbereitungsmethoden, versprechen die Hersteller. So sollen Aktivkohlefilter große organische Partikel wie Medikamente zurückhalten und sogenannte Ionen- oder Membranfilter sogar Schwermetalle und Kalk herausfiltern können.
"Aus gesundheitlicher Sicht ist der Einsatz von Filtern für Leitungswasser in der Regel nicht notwendig", sagt die Verbraucherzentrale. Dagegen macht eine Entkalkung zur Optimierung des Geschmacks oder zum Schutz von Kaffeemaschine und Co nach Meinung von Experten durchaus Sinn. Doch wie gut klappt das mit diesen Geräten überhaupt?
Filter als Keimschleuder
Die Stiftung Warentest fällte in diesem Zusammenhang vor einiger Zeit ein ernüchterndes Urteil: So manch ein gängiges Modell filtert Magnesium- und Calcium-Ionen nur unzureichend heraus und schafft es nur bedingt, das Wasser weich zu machen. Weitaus bedenklicher war jedoch ein anderes Ergebnis des Tests: Steht das Wasser in manchen Filtern zu lange, können sich darin Keime vermehren - besonders dann, wenn die Filter nicht im Kühlschrank stehen oder ihre Kartuschen zu selten ausgetauscht werden.
Dies bestätigt auch ein kürzlich vom NDR-Verbrauchermagazin "Markt" durchgeführtes Experiment mit vier Filtern aus unterschiedlichen Preiskategorien. In allen Fällen zeigte sich bei der Probenentnahme nach dreiwöchigem Gebrauch: Nach dem Durchlaufen des Filters waren mehr Keime im Wasser enthalten als direkt nach der Entnahme aus dem Hahn.
Es gibt Filter, bei denen antibakteriell wirkende Silberionen dem Problem der Verkeimung entgegenwirken sollen. Das ist zwar gut für die Hygiene. Dafür können aber nachweislich Metallionen von der Kartusche ins Wasser gelangen - mit unklaren gesundheitlichen Folgen.
Im Zweifel abkochen
Verbraucherschützer raten grundsätzlich dazu, Trinkwasserfilter immer genau nach Gebrauchsanweisung zu verwenden, die Filterkartuschen regelmäßig auszutauschen - und gefiltertes Wasser vor dem Genuss gegebenenfalls abzukochen. Diese Empfehlung gilt vor allem, wenn Kleinkinder und immungeschwächte Personen mittrinken.
Die einfachste Lösung wäre jedoch, einfach auf die Filter zu verzichten. Denn sorgenfreier Trinkwasser-Genuss ist in Deutschland auch ohne möglich. Bis zum Wasserzähler garantieren die Wasserwerke für die Unbedenklichkeit des Leitungswassers. Danach ist der Hauseigentümer zuständig.
Hauseigentümer in der Pflicht
Wer in Sachen Wasserqualität in den eigenen vier Wänden Bedenken hat, sollte sich deshalb an den Vermieter wenden. Dieser ist unter anderem verpflichtet, Anlagen zur Wassererwärmung regelmäßig auf Legionellen zu überprüfen und alte Wasserrohe aus gesundheitsschädlichen Stoffen wie dem Schwermetall Blei auszutauschen. Ist dies gewährleistet, steht einem Schluck aus dem Hahn nichts mehr im Wege - allerdings sollte man das Wasser dabei stets ablaufen lassen, bis es kalt ist. Nur dann ist es frisch und stand nicht zu lange in der Leitung.