wissen.de Artikel

Wie man die Augen vor UV-Strahlung schützt

Jetzt, in den Sommerferien, reisen viele ans Meer, in die Berge oder in den Süden. Doch gerade in diesen Gefilden ist die Sonneneinstrahlung oft stärker als zuhause. Deshalb sollte man im Urlaub nicht nur die Haut vor Sonnenbrand schützen, sondern auch auf seine Augen achten. Gerade die Augen von Kindern und Jugendlichen reagieren besonders empfindlich auf UV-Strahlung. Wir erklären, man sich schützt und worauf man bei UV-Index und Sonnenbrille achten sollte.
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft, 21.07.2022
Symbolbild Sonnenbrillen

zoranm, GettyImages

Ausgedünnte Ozonschicht, geringere Bewölkung, aber auch weniger Luftverschmutzung: All diese Umweltfaktoren tragen dazu bei, dass die UV-Strahlung, die die Erdoberfläche erreicht, deutlich zugenommen hat – auch in unseren Breiten. Damit steigt nicht nur das Risiko für Sonnenbrand und Hautkrebs, sondern auch die Gefahr von Sonnenschäden an und in den Augen.

Eine zu hohe Dosis des ultravioletten Lichts kann eine schmerzhafte Entzündung der Binde- und Hornhaut verursachen, aber auch Tumoren an Lidern und der Bindehaut. Sehr selten, insbesondere bei Kindern, können Hitzeschäden an der Netzhaut die Sehschärfe dauerhaft reduzieren. UV-Strahlung kann bei Erwachsenen zudem ein Pterygium auslösen, eine Gewebeveränderung an der Bindehaut, die zu Hornhautverkrümmung, trockenen Augen und Sehminderung führen kann. Starke Sonnenreflexion des Bodens etwa in den Tropen oder der Arktis kann schließlich eine Ablagerung von gelblichen Proteinen in der Hornhaut bewirken.

Radfahrer am Strand
Spiegelnde Oberflächen wie Wasser, Sand und Schnee reflektieren das Sonnenlicht stärker und sorgen nicht nur für einen Blendeffekt, sondern erhöhen auch die UV-Belastung deutlich.

shapecharge,  GettyImages

Wasser, Sand und Schnee erhöhen die UV-Belastung

Vorsicht ist vor allem im Urlaub geboten. Denn spiegelnde Oberflächen wie Wasser, Sand und Schnee reflektieren das Sonnenlicht stärker und erhöhen dadurch die UV-Belastung. So steigern Gras oder Wasser den UV-Wert um bis zu zehn Prozent, Sand am Meer um etwa 15 Prozent, Meeresschaum sogar um 25 Prozent. Am stärksten reflektiert Schnee: Er erhöht den UV-Gesamtwert um rund 50 Prozent.

Noch intensiver ist die UV-Belastung im Hochgebirge: Da die UV-Strahlung zudem alle 1.000 Höhenmeter um etwa zehn Prozent zunimmt, ist im Hochgebirge oder auf Gletschern besondere Vorsicht angebracht. „Aufgrund der starken Blendung sollte man dort Sonnenbrillen mit Filterkategorie 4 tragen, die bis zu 97 Prozent des Lichts absorbieren“, rät Ludwig Heindl vom Zentrum für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Köln.

Auf den UV-Index achten

Um sich zu schützen, raten Experten, auf den UV-Index zu achten. „Der tagesaktuelle UV-Index lässt sich online beim Deutschen Wetterdienst einsehen, auch zahlreiche Wetter-Apps weisen diesen Wert aus“, erläutert Vinodh Kakkassery vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck. Der UV-Index, von der Weltgesundheitsorganisation WHO definiert und weltweit einheitlich gültig, beschreibt den am Boden erwarteten Tagesspitzenwert der sonnenbrandwirksamen UV-Strahlung auf einer Skala von 1 bis 11

Die Vorhersage teilt zugleich das gesundheitliche Risiko in fünf Gefahrenbereiche von „gering“ bis „extrem“ ein. In Deutschland werden im Sommer Werte von 8 bis 9, in den Hochlagen der süddeutschen Gebirgsregionen sogar bis 11 erreicht. Von April bis August gibt zudem das Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung (ZMMF) in Freiburg zusätzlich UV-Warnungen heraus.

Mutter und Tochter mit Sonnenbrillen
Kinderaugen sind viel empfindlicher als die der Erwachsenen. Daher sollte man auch Kleinkinder möglichst früh eine geeignete Sonnenbrille tragen lassen.

nicoletaionescu, GettyImages

Bei praller Sonne in den Schatten oder ins Haus

Bereits ab UV-Index 3 sollten Sonnenschutzmaßnahmen ergriffen werden. „Konkret bedeutet das: Sonnenschutzmittel mit ausreichendem Lichtschutzfaktor verwenden, Kopfbedeckung und Sonnenbrille tragen und in den zwei Stunden vor und nach Sonnenhöchststand möglichst den Schatten aufsuchen“, erläutert Heindl. Die Sonnenhöchststände variieren in Europa Anfang August je nach Land zwischen knapp 13.00 Uhr und 14.30 Uhr.

Ab UV-Index 8 ist verschärfter Schutz erforderlich. „Dann sollte man in den zwei Stunden vor und nach Sonnenhöchststand möglichst gar nicht mehr draußen sein“, warnt Kakkassery. „Darüber hinaus sind Kleidung, Sonnencreme auch unter der Kleidung, Kopfbedeckung und Sonnenbrille dringend empfohlen.“

Sonnenbrille mit Filterkategorie 3 für Meer und Berge

Sonnenbrillen, die man in Deutschland kaufen kann, tragen die CE-Zertifizierung, entsprechen damit der EU-Norm DIN EN ISO 12312 und garantieren wirksamen UV-Schutz. Noch sicherer können Kaufinteressierte sein, wenn die Brille die Aufschrift „UV400“ oder „100 Prozent UV-Schutz“ trägt – ein solches Modell filtert alle UV-Strahlen bis zu einer Wellenlänge von 400 Nanometern heraus.

Darüber hinaus spielt der Blendungsfilter eine Rolle: Er reicht von Kategorie 1 bis 4 und gibt an, wieviel Prozent an Sonnenstrahlung absorbiert wird. „Kategorie 1 eignet sich für bewölkte Tage“, sagt Heindl. „Urlauber am Meer und in den Bergen sind mit der höheren Schutzkategorie 3 gut beraten.“ Daneben gibt es auch selbsttönende Gläser, die für Brillenträger eine Option darstellen. „Sie sind allerdings nicht unbedingt für den Autoverkehr geeignet“, ergänzt Kakkassery.

Neuerdings werden auch Kontaktlinsen mit UV-Schutz angeboten. „Aber Achtung: Sie bieten keinen ausreichenden UV-Schutz für die Augenlider und die Bindehaut, weshalb eine zusätzliche Sonnenbrille ratsam ist“, fügt der Kölner Augenexperte hinzu.

Mehr Artikel zu diesem Thema

Weitere Lexikon Artikel

Weitere Artikel aus dem Großes Wörterbuch der deutschen Sprache

Weitere Artikel aus dem Wahrig Synonymwörterbuch

Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch