wissen.de Artikel
Wie man die Augen vor UV-Strahlung schützt
Ausgedünnte Ozonschicht, geringere Bewölkung, aber auch weniger Luftverschmutzung: All diese Umweltfaktoren tragen dazu bei, dass die UV-Strahlung, die die Erdoberfläche erreicht, deutlich zugenommen hat – auch in unseren Breiten. Damit steigt nicht nur das Risiko für Sonnenbrand und Hautkrebs, sondern auch die Gefahr von Sonnenschäden an und in den Augen.
Eine zu hohe Dosis des ultravioletten Lichts kann eine schmerzhafte Entzündung der Binde- und Hornhaut verursachen, aber auch Tumoren an Lidern und der Bindehaut. Sehr selten, insbesondere bei Kindern, können Hitzeschäden an der Netzhaut die Sehschärfe dauerhaft reduzieren. UV-Strahlung kann bei Erwachsenen zudem ein Pterygium auslösen, eine Gewebeveränderung an der Bindehaut, die zu Hornhautverkrümmung, trockenen Augen und Sehminderung führen kann. Starke Sonnenreflexion des Bodens etwa in den Tropen oder der Arktis kann schließlich eine Ablagerung von gelblichen Proteinen in der Hornhaut bewirken.
Wasser, Sand und Schnee erhöhen die UV-Belastung
Vorsicht ist vor allem im Urlaub geboten. Denn spiegelnde Oberflächen wie Wasser, Sand und Schnee reflektieren das Sonnenlicht stärker und erhöhen dadurch die UV-Belastung. So steigern Gras oder Wasser den UV-Wert um bis zu zehn Prozent, Sand am Meer um etwa 15 Prozent, Meeresschaum sogar um 25 Prozent. Am stärksten reflektiert Schnee: Er erhöht den UV-Gesamtwert um rund 50 Prozent.
Noch intensiver ist die UV-Belastung im Hochgebirge: Da die UV-Strahlung zudem alle 1.000 Höhenmeter um etwa zehn Prozent zunimmt, ist im Hochgebirge oder auf Gletschern besondere Vorsicht angebracht. „Aufgrund der starken Blendung sollte man dort Sonnenbrillen mit Filterkategorie 4 tragen, die bis zu 97 Prozent des Lichts absorbieren“, rät Ludwig Heindl vom Zentrum für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Köln.
Auf den UV-Index achten
Um sich zu schützen, raten Experten, auf den UV-Index zu achten. „Der tagesaktuelle UV-Index lässt sich online beim Deutschen Wetterdienst einsehen, auch zahlreiche Wetter-Apps weisen diesen Wert aus“, erläutert Vinodh Kakkassery vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck. Der UV-Index, von der Weltgesundheitsorganisation WHO definiert und weltweit einheitlich gültig, beschreibt den am Boden erwarteten Tagesspitzenwert der sonnenbrandwirksamen UV-Strahlung auf einer Skala von 1 bis 11
Die Vorhersage teilt zugleich das gesundheitliche Risiko in fünf Gefahrenbereiche von „gering“ bis „extrem“ ein. In Deutschland werden im Sommer Werte von 8 bis 9, in den Hochlagen der süddeutschen Gebirgsregionen sogar bis 11 erreicht. Von April bis August gibt zudem das Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung (ZMMF) in Freiburg zusätzlich UV-Warnungen heraus.
Bei praller Sonne in den Schatten oder ins Haus
Bereits ab UV-Index 3 sollten Sonnenschutzmaßnahmen ergriffen werden. „Konkret bedeutet das: Sonnenschutzmittel mit ausreichendem Lichtschutzfaktor verwenden, Kopfbedeckung und Sonnenbrille tragen und in den zwei Stunden vor und nach Sonnenhöchststand möglichst den Schatten aufsuchen“, erläutert Heindl. Die Sonnenhöchststände variieren in Europa Anfang August je nach Land zwischen knapp 13.00 Uhr und 14.30 Uhr.
Ab UV-Index 8 ist verschärfter Schutz erforderlich. „Dann sollte man in den zwei Stunden vor und nach Sonnenhöchststand möglichst gar nicht mehr draußen sein“, warnt Kakkassery. „Darüber hinaus sind Kleidung, Sonnencreme auch unter der Kleidung, Kopfbedeckung und Sonnenbrille dringend empfohlen.“
Sonnenbrille mit Filterkategorie 3 für Meer und Berge
Sonnenbrillen, die man in Deutschland kaufen kann, tragen die CE-Zertifizierung, entsprechen damit der EU-Norm DIN EN ISO 12312 und garantieren wirksamen UV-Schutz. Noch sicherer können Kaufinteressierte sein, wenn die Brille die Aufschrift „UV400“ oder „100 Prozent UV-Schutz“ trägt – ein solches Modell filtert alle UV-Strahlen bis zu einer Wellenlänge von 400 Nanometern heraus.
Darüber hinaus spielt der Blendungsfilter eine Rolle: Er reicht von Kategorie 1 bis 4 und gibt an, wieviel Prozent an Sonnenstrahlung absorbiert wird. „Kategorie 1 eignet sich für bewölkte Tage“, sagt Heindl. „Urlauber am Meer und in den Bergen sind mit der höheren Schutzkategorie 3 gut beraten.“ Daneben gibt es auch selbsttönende Gläser, die für Brillenträger eine Option darstellen. „Sie sind allerdings nicht unbedingt für den Autoverkehr geeignet“, ergänzt Kakkassery.
Neuerdings werden auch Kontaktlinsen mit UV-Schutz angeboten. „Aber Achtung: Sie bieten keinen ausreichenden UV-Schutz für die Augenlider und die Bindehaut, weshalb eine zusätzliche Sonnenbrille ratsam ist“, fügt der Kölner Augenexperte hinzu.