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Ben Hur: Wie gefährlich waren die Wagenrennen der Antike?
Die Geschichte von Ben Hur geht auf einen Roman des US-Schriftstellers Lew Wallace zurück – viel bekannt aber wurde sie durch einen Hollywood-Filmklassiker aus dem Jahr 1959. Die Handlung spielt zur Zeit der römischen Besatzung Israels durch die Römer. Hauptfiguren sind Judah Ben Hur, ein junger Jude aus wohlhabender Familie, und sein Jugendfreund (in der Neuverfilmung sein Adoptivbruder), der Römer Messala.
Die einstigen Freunde entzweien sich, als Messala Ben Hur wegen eines angeblichen Attentatsversuchs in Gefängnis stecken lässt. Als Folge muss Ben Hur jahrelang als Galeerensklave arbeiten. In seine Heimat zurückgekehrt, wird Ben Hur Wagenlenker und tritt schließlich gegen Messala in einem Wagenrennen an. Dieses Rennen wird sowohl im neuen als auch im alten Film als epochaler Wettkampf inszeniert und als Rache des zu Unrecht verurteilten Ben Hur an dem Römer Messala.
Bis heute sind die Wagenrennen der Antike nicht nur legendär, von ihrer Bedeutung zeugen auch die zahlreichen Arenen, die die Römer eigens für diese Rennen bauten. Wie es bei diesen Wagenrennen tatsächlich zuging, erklärt uns der Historiker Krešimir Matijević von der Universität Trier.
Herr Matijević, kann man die Wagenrennen in der Römischen Kaiserzeit mit der heutigen Formel 1 vergleichen?
Matijević: Sicherlich kann man einen Vergleich vornehmen. Letztlich gehen die heutigen Wagenrennen (über viele Umwege) auf die antiken zurück. Zahlreiche Parallelen lassen sich aufweisen: Es gibt einen festgelegten Parcours, der von Zuschauerrängen umgeben ist. Es gibt Gegner in anderen Wagen, die es zu schlagen gilt. Es gibt Karambolagen, die äußerst gefährlich sind, und dem Sieger winken Ruhm, Geld und vieles mehr.
Wie entstanden Wagenrennen?
Matijević: Wie bei so vielen anderen Dingen haben die Römer sich auch bei den Wagenrennen von den Griechen beeinflussen lassen. Schon in Homers Epos, der Ilias (8. Jh. v. Chr.!), findet ein Wagenrennen zu Ehren des verstorbenen Patroklos statt. Interessanterweise gibt es bereits hier Regelverstöße und einen Schiedsrichter, der diese ahndet.
Aus den Spielen zu Ehren von Toten wurden dann im Laufe der Zeit regelmäßig abgehaltene Spektakel, unter anderem bei den Olympischen Spielen. Die Römer haben das Ganze dann in der römischen Kaiserzeit noch einmal „professionalisiert“.
Im Filmklassiker „Ben Hur“ kommt es zu zahlreichen Unfällen beim Wagenrennen. Wie gefährlich war das Spektakel?
Matijević: Was die Gefährlichkeit des gezeigten Rennens in William Wylers Verfilmung von 1959 angeht, ist man sich in der Forschung einig, dass der Hollywood-Streifen in gelungener Art und Weise die tatsächlichen Risiken römischer Circus-Spiele widerspiegelt. Dies gilt sowohl für die bewusst in Kauf genommenen Karambolagen, als auch für die halsbrecherischen Manöver beim Wenden der Wagen in den Kurven. Man darf davon ausgehen, dass es häufiger zu Todesfällen kam.