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Bildungs-Umfrage

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Bildung ist wichtig, darin sind sich alle einig. Aber wie gut erfüllt die Schule die Anforderungen und Erwartungen? Haben das Gymnasium und die verschiedenen anderen Schulformen ihre Berechtigung? Und wie ist die Meinung der Deutschen zu Schulnoten, Sitzenbleiben und der Leistung der Lehrer? Das haben Experten in einer repräsentativen Umfrage erfragt.

Schulkind beim Schreiben
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Für die Befragung wurden per Zufallsprinzip 2.000 in Deutschland lebende Personen über 18 Jahren ausgewählt. Ihre Verteilung in Bezug auf Alter, Geschlecht und Wohnort wurde so gewählt, dass sie repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ist. Etwa ein Viertel der Befragten hatte schulpflichtige Kinder, jeder fünfte ein Enkelkind. In der Telefonbefragung stellten die Meinungsforscher jeweils mehrere Fragen zu verschiedenen Themenkomplexen rund um Bildung und Schule. Dabei ging es um Schulformen, die Lehrer, die größten Mängel heutiger Schulen, die Frage der Inklusion und einige didaktischen Grundprinzipien.

Mehrheit für Gymnasium und Leistungsprinzip

Die Ergebnisse: Die große Mehrheit will offenbar keine Einheitsschule, sondern weiterhin ein differenziertes Schulsystem: Immerhin 90 Prozent sprachen sich für den Erhalt des Gymnasiums aus - und dies kam keineswegs nur von den klassischen "Bildungsbürgern". Ganz im Gegenteil: Auch Personen, die selbst nur Realschul- oder Hauptschulabschluss hatten,  befürworteten das Gymnasium als eigene Schulform. Immerhin noch 82 Prozent der Befragten hält für die unterschiedlichen Schularten auch unterschiedlich ausgebildete Lehrer für notwendig.

Das Leistungsprinzip, dem sich die meisten Menschen spätestens im Berufsleben unterziehen müssen, setzt bisher auch bei Kindern spätestens in der vierten Klasse ein. Von den Befragten stimmten immerhin 73 Prozent der Aussage zu, dass das Leistungsprinzip unverzichtbar für eine  erfolgreiche Schulbildung ist. Dazu passt auch, dass die meisten Befragten – immerhin 81 Prozent - eine Leistungsbeurteilung durch Noten befürworten und bei schlechten Noten auch ein Sitzenbleiben beibehalten wollen (76 Prozent). Auch die sogenannten Kopfnoten und das Lernen von Schreibschrift in der Grundschule wurden von einer Mehrheit befürwortet.

Ganztagsschule ja, Pflicht nein

Weniger eindeutig fiel das Ergebnis bei der Frage nach den Ganztagsschulen aus. Die Umfrage stellte die Frage, ob sich die Menschen lieber Ganztagsschulen mit verpflichtender Teilnahme für alle Schüler den ganzen Tag wünschten, oder aber Ganztagsschulen, die am Nachmittag freiwillige Angebote wie Arbeitsgruppen anbieten. Die dritte Alternative war: "Ich halte Halbtagsschulen für ausreichend." Das Ergebnis hier: Eine Mehrheit von 62 Prozent befürwortete Ganztagsschulen mit freiwilligen Angeboten am Nachmittag, darunter mehr Frauen als Männer. Bei den Frauen weit abgeschlagen mit nur elf Prozent landeten die reinen Halbtagsschulen, bei den Männern hielten immerhin 22 Prozent diese heute noch gängigste Schulform für ausreichend.

Inklusion: Vielen noch immer unbekannt

Erklärtes Ziel der Bildungspolitik ist es, behinderte Kinder künftig in die "normalen" Schulen zu integrieren und sie gemeinsam mit nichtbehinderten Kindern zu unterrichten. In Bezug auf diese Inklusion machte die Umfrage noch erheblichen Erklärungsbedarf deutlich: Nur 41 Prozent der Befragten gaben an überhaupt zu wissen, was Inklusion ist. Es überrascht daher kaum, dass 89 Prozent der Befragten, Förderschulen als wichtigen Bestandteil eines ganzheitlichen Bildungssystems ansieht. Lediglich sechs Prozent wollen Förderschulen abschaffen.

Lehrermangel als größtes Problem

Danach gefragt, wo es im Schulalltag heute am meisten hapert, sehen die meisten im Personal das Problem: 59 Prozent beklagen den Lehrermangel und die damit verbundenen Unterrichtsausfälle. Immerhin noch 55 Prozent sehen in der Lehrerausbildung erheblichen Verbesserungsbedarf. Aus Sicht der Befragten ist zudem die Freude an der Arbeit mit Kindern mit deutlichem Abstand die wichtigste Eigenschaft eines Lehrers. Etwa ein Drittel erachtet außerdem ein hohes Fachwissen und eine hohe Allgemeinbildung  sowie Engagement und Begeisterungsfähigkeit als bedeutsame Wesenszüge. Mehr individuelle Förderung für die Schulkinder wünschen sich 43 Prozent, den stärkeren Einsatz von Schulpsychologen, Sozialarbeitern oder Ähnlichem befürworten 36 Prozent.

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