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Chinesisches Neujahrfest trotz Corona?

Während für uns das neue Jahr schon längst im vollem Gange ist, geht es in China jetzt erst los: Die Chinesen feiern den Jahreswechsel nach ihrem traditionellen Kalender und starten demnach erst am 12. Februar ins neue Jahr. Normalerweise kommt beim chinesischen Neujahrsfest die ganze Familie zu Besuch und feiert gemeinsam. Dieses Jahr müssen die Chinesen aber wohl coronakonforme Alternativen finden. Was können sie diesmal an ihrem größten Feiertag machen?
ABO, 12.02.2021

Auf den Neujahrsmärkten kann man sich vorab mit roten Dekorationen, die sich angeblich besonders gut zum Vertreiben böser Monster eignen.

iStock.com, winhorse

Das chinesische Kalenderjahr beruht auf dem sogenannten Lunisolarkalender, der sich nach den Verläufen des Monds, der Sonne und nach den Planetenkonstellationen richtet. Dadurch fällt auch der Jahresbeginn nicht wie bei uns immer auf den 31. Dezember. Stattdessen feiern die Chinesen das Neujahrsfest je nach Jahr zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar zum zweiten Neumond nach der Wintersonnenwende. So begann es zum Beispiel im Jahr 2013 am 10. Februar, 2020 am 25. Januar und dieses Jahr am 12. Februar.

Fest größter Bedeutung

Und nicht nur der Tag, sondern auch die Bedeutung des chinesischen Neujahrsfests unterscheidet sich von unserem: Das chinesische Neujahrsfest ist der größte Feiertag Chinas, ähnlich wie Weihnachten für die Christen. Schon seit Jahrhunderten nutzen die Chinesen das Neujahrsfest, um mit viel Lärm und roten Gegenständen böse Drachen zu verjagen.

Auch weitere Rituale und alte Traditionen spielen eine wichtige Rolle, um mit viel Glück ins neue Jahr zu starten: Unter anderem sind Bücher- und Schuhkauf verboten, denn ihre Bezeichnungen klingen wie die chinesischen Begriffe für Böses oder Unglück. Genauso schneiden sich die Chinesen nicht die Haare, da der Begriff dafür gleichklingend mit „Wohlstand“ ist, den sie fürs neue Jahr behalten möchten.

Typische Festlichkeiten

Das neue Jahr wird in China traditionell über 15 Tage gefeiert. Dafür reist der Großteil der Menschen durchs ganze Land, manchmal tagelang und bis zu tausenden Kilometern, um die Familie zu besuchen. So kommt es üblicherweise oft zu einem Verkehrschaos mit Millionen Reisenden und es müssen Sonderzüge und extra Flugzeuge eingesetzt werden. Und nicht nur in China selbst, sondern auch beispielsweise in Vietnam oder weltweit in den Chinatowns größerer Städte kommt die chinesische Bevölkerung zusammen.

Für die Feiertage putzen die Chinesen ihre Häuser und schmücken unter anderem alles mit roten Lampen. Zudem beten viele Menschen zu ihren Göttern und gehen in den Tempel, was etwa den Kirchen für Christen entspricht. Zu den Festlichkeiten werden zu Hause Festmähler gekocht, die Familie macht gemeinsam Ausflüge und beschenkt sich.

Auf den Straßen werden außerdem Feuerwerke gezündet und typische chinesische Drachentänze aufgeführt. Üblich sind auch die überall stattfindenden Mah-Jongg-Spiele. Zum Abschluss des Frühlingsfestes finden am 15. Tag des neuen Jahres schließlich traditionelle Laternenfeste mit roten Laternen statt.

Tanzende Drache und Löwen sind längst auch außerhalb Asiens ein beliebtes Schauspiel.

Und dieses Jahr?

Schon das letzte Neujahrsfest lief nicht ganz typisch ab: Seit dem Ausbruch des Coronavirus im Januar 2020 in Wuhan stieg die Zahl der Infizierten und der Todesopfer täglich, sodass dort bereits eine Ausgangssperre galt. Und auch in vielen anderen Orten sollten die Chinesen zu Hause bleiben, um sich nicht anzustecken. Dafür wurden beispielsweise keine Fernbusse zugelassen und auch Tempel geschlossen. Zudem ließ die Regierung sogar Teile der Chinesischen Mauer und viele andere beliebte Sehenswürdigkeiten abriegeln.

Zwar konnten die Infektionen in China seit dem Frühjahr 2020 stark eingedämmt und bereits tausende Menschen mit dem Impfstoff des chinesischen Herstellers Sinopharm geimpft werden. Aber dennoch kommt es im ganzen Land und in anderen ostasiatischen Regionen immer wieder zu neuen Ausbrüchen des Coronavirus mit vielen Infizierten. In China reagiert die Regierung auf lokale Ausbrüche sofort und drastisch – oft werden ganze Städte abgeriegelt und die Einwohner durchgetestet.

Deshalb wird wohl auch das chinesische Neujahrsfest 2021 anders ausfallen. Die Behörden raten dazu, dass generell alle Menschen und besonders diejenigen, die in der Stadt arbeiten, diesmal nicht nach Hause etwa aufs Land reisen. Zudem werden auch dieses Jahr gerade in besonders von Infektionen betroffenen Städten ein Großteil der Flüge sowie Bus- und Bahnverbindungen gestrichen, um die normalerweise üblichen großen Familienbesuche zu verhindern. Auch in den Chinatowns großer westlicher Metropolen wie New York oder London gelten noch immer Corona-Einschränkungen.

Statt der gewohnten Traditionen und ausgelassenen Festlichkeiten können Glückwünsche dieses Mal wohl hauptsächlich über die sozialen Medien digital gesendet oder rote Grußkarten und Pakete per Post verschickt werden. Und schmücken und gemeinsam essen müssen die Familien wohl auch im kleinsten Kreis. Außerdem können weder die Tänze, noch Feuerwerke oder die traditionellen Laternenfeste im großen Rahmen stattfinden.

2021 – das Jahr des „Metallochsen“

iStock.com, Oleksandr Pupko

Das Jahr des Ochsen

Das 2021 beginnende Jahr ist nach dem chinesischen Tierkreiskalender das Jahr des Ochsen. Ähnlich wie unsere Sternzeichen bestimmten Monaten zugeordnet sind stehen für die Chinesen die Jahre im Zeichen bestimmter Tiere. Jedes Jahr ist eins der zwölf Tiere dran, dann beginnt die Reihe wieder von vorn. Der Ochse war beispielsweise zuletzt 2009 dran und ist deswegen 2021 wieder an der Reihe.

Dem Glauben nach zeigen die Charaktereigenschaften der Tiere, wie das neue Jahr ausfällt. Sie dienen als Anzeiger für Glück, Pech und wichtige Ereignisse und sind deshalb sehr bedeutsam für die meisten Chinesen. Der diesjährige Ochse steht beispielsweise unter anderem für viel Ruhe, Organisation und Willensstärke. Wenn diese Vorhersagen stimmen sollten, können die Chinesen ja vielleicht das nächste Neujahrsfest wieder ausgelassener ohne Pandemie feiern.

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