wissen.de Artikel
Corona-Impfung: Wer, wann und wo?
Da es noch kein wirksames Medikament gegen Covid-19 gibt, gilt derzeit die Impfung als beste medizinische Chance gegen die Coronavirus-Pandemie. Mit einer Impfung schützt man nicht nur sich selbst, sondern verhindert im Idealfall auch, dass sich das Coronavirus SARS-CoV2 weiterverbreitet und immer mehr Menschen erkranken. Die Impfung bleibt aber dennoch für alle Menschen in Deutschland freiwillig und kostenlos.
Wie funktioniert die Zulassung?
Generell gilt, dass ein Impfstoff in der EU und auch Deutschland nur dann zugelassen wird, wenn er in einer klinischen Studie der Phase 3 an zehntausenden Personen getestet wurde. Dabei wird nicht nur untersucht, wie gut diese Vakzine gegen die entsprechende Krankheit schützt. Auch die Häufigkeit und Schwere von Nebenwirkungen wird erfasst und bewertet. Im Falle der bisher gegen Covid-19 getesteten Impfstoffe sind die Nebenwirkungen nach bisheriger Studienlage gering, sie ähneln denen bei einer Grippeimpfung: Am häufigsten ist eine leichte Rötung und Schwellung der Stichstelle, manchmal können Abgeschlagenheit, Fieber und Kopfschmerzen dazu kommen.
Auch wenn das Zulassungsverfahren bei den Covid-19-Impfstoffen deutlich kürzer ist als normalerweise, wurden weder die Kriterien für die Zulassung noch die erforderlichen Tests abgeschwächt oder verkürzt. Stattdessen geht die Zeitersparnis vor allem auf zwei Faktoren zurück: Der eine ist das viele investierte Geld und die Menge an Menschen, die daran forschen. Da wir uns in einer weltweiten Pandemie mit vielen Infizierten befinden, gibt es zudem genügend Infektionsfälle, um die Wirksamkeit der Impfstoffe zu testen. Dadurch können die nötigen Studien schnell und im großen Stil durchgeführt werden.
Der zweite Faktor ist der zeitliche Ablauf der Zulassungsverfahren: Normalerweise übergeben die Pharmafirmen ihre Daten erst dann den Behörden, wenn die klinische Studie der Phase 3 abgeschlossen ist. Bei den Covid-19-Impfstoffen wurde dagegen eine sogenannte rollierende Auswertung durchgeführt. Dabei erhalten die Zulassungsbehörden schon während der klinischen Tests die jeweils bis dahin angefallenen Ergebnisse. Dadurch können viele Prüfungen bereits parallel zu den Studien erfolgen.
Welche Impfstoffe sind bisher zugelassen?
Derzeit hat die für die Europäische Union zuständige Behörde, die sogenannte Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA), bereits zwei Impfstoffe gegen Covid-19 in Europa zugelassen: Ende des Jahres 2020 wurde zunächst das mRNA-Vakzin von Biontech und Pfizer erlaubt, am 6. Januar 2021 folgte die Zulassung für den mRNA-Impfstoff von der Firma Moderna.
Weitere Anträge laufen laut Angaben der Behörde. Beispielsweise will die Europäische Arzneimittel-Agentur bis zum 29. Januar über einen dritten Covid-19-Impfstoff des Unternehmens AstraZeneca entscheiden. Dieser auf einem Trägervirus basierende Impfstoff hat in Großbritannien bereits eine Notfallzulassung erhalten und wird auch in einigen anderen Ländern wie Indien und Argentinien unter Vorbehalt eingesetzt. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) testen Experten und Kliniken zudem aktuell weltweit 63 weitere, mögliche Stoffe.
Wie wirken die zugelassenen Impfstoffe?
Beide derzeit bei uns zugelassenen Vakzine sind sogenannte mRNA-Impfstoffe. Sie enthalten Kopien der Bauanleitung für das krönchenartige Spike-Protein des Coronavirus in Form der sogenannten messenger RNA (mRNA). In den menschlichen Zellen wird dieser RNA-Code von den zellulären Proteinfabriken ausgelesen und diese erzeugen dann das virale Protein. Das bringt unser Immunsystem dazu, gezielt Antikörper und Abwehrzellen gegen das Coronavirus zu produzieren.
So entsteht eine Immunreaktion, die den Körper darauf vorbereitet, sich zu wehren, wenn man tatsächlich Coronaviren aufnimmt. Dadurch erkrankt der Geimpfte nicht an Covid-19. Die mRNA aus dem Impfstoff bleibt aber nicht im Körper, sondern wird kurz nach der Impfung abgebaut. Auch ein Einbau in unser Erbgut erfolgt nicht. Damit die Vakzine einen dauerhaften Immunschutz verleihen, müssen beide zweimal im Abstand von mindestens drei Wochen verabreicht werden.
Bei Impfstoffen wie der Vakzine von AstraZeneca nutzen Forscher ein harmloses Trägervirus, um ein in DNA übersetzten Abschnitt des Coronavirus-Erbmaterials in die Zellen einzuschleusen. Auch dies bringt das Immunsystem dazu, gegen diese Virenproteine Antikörper zu erzeugen und bewirkt so einen Schutz gegen eine spätere Infektion.
Wie viele Impfdosen hat Deutschland?
Deutschland hat sich sowohl große Mengen der beiden zugelassenen Vakzine als auch von anderen Kandidaten gesichert, die über die Europäische Union oder national bestellt werden. Biontech und Pfizer liefern insgesamt bis zu 600 Millionen Dosen ihres Impfstoffs in die Europäische Union. Davon erhält Deutschland über 60 Millionen Dosen. Zusätzlich verhandelt Deutschland unabhängig von der Europäischen Union über weitere 30 Millionen Dosen von Biontech. Bei Moderna hat die Europäische Union derzeit 160 Millionen Dosen bestellt. Davon erhält Deutschland 50 Millionen. Zusätzlich wird auch hier über weitere Dosen national verhandelt.
Damit kann Deutschland dieses Jahr allein von den ersten beiden Impfstoffen mindestens 140 Millionen Impfstoffdosen verteilen. Die ersten Lieferungen von insgesamt über einer Millionen Dosen des Biontech-Impfstoffs erfolgten im Dezember, weitere knapp drei Millionen Dosen werden von Anfang Januar bis Februar nach Deutschland geliefert und je nach Bevölkerungsanteil an die Bundesländer verteilt. Je mehr Menschen in einem Land leben, desto mehr Impfstoff-Dosen bekommt es auch.
Die genauen Lieferpläne für den Moderna-Impfstoff werden noch mit den anderen Staaten der Europäischen Union und dem Unternehmen abgestimmt. Bis April wird Deutschland voraussichtlich knapp zwei Millionen der bestellten Dosen von Moderna bekommen.
Wer kann sich zuerst impfen lassen?
In Deutschland gibt es eine Impfverordnung, die genau vorschreibt, in welcher Reihenfolge die Menschen in Deutschland gegen das Coronavirus geimpft werden. Der Grund: Derzeit sind noch nicht genug Impfstoff-Dosen für alle da, weil die Impfstoffe überall auf der Welt benötigt werden. Zudem können sie sind die Produktionskapazitäten begrenzt, so dass sie nur nach und nach produziert werden können.
Auf Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) zur Covid-19-Impfung hat man sich so in Deutschland bislang für drei Gruppen mit dem höchsten Risiko einer schweren Infektion entschieden, die zuerst geimpft werden sollen. Höchste Priorität haben dabei zunächst unter anderem über 80-Jährige, Menschen in Pflegeheimen, Personalkräfte auf Intensivstationen und den Notaufnahmen in Krankenhäusern sowie Rettungsdienste und in Impfzentren Tätige.
Als zweite Gruppe mit hoher Priorität sollen beispielsweise Menschen im Alter von 70 bis 80 Jahren, Menschen mit Trisomie 21, geistiger Behinderung oder Demenz und deren Pflegepersonal sowie Transplantationspatienten und Kontaktpersonen von Schwangeren geimpft werden. Auch Personal von Blutspendediensten, und Personen, die in Flüchtlings- und Obdachloseneinrichtungen leben oder tätig sind, gehören zu der zweiten Gruppe.
Anschließend sollen Menschen mit erhöhter Priorität, unter anderem alle ab 60 Jahren und medizinisch vorbelastete Menschen, die zum Beispiel stark übergewichtig sind, chronische Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen oder Krebs haben, ihre Impfdosen erhalten. Außerdem zählen auch Berufstätige bei der Polizei und Feuerwehr sowie in der Regierung, im Einzelhandel, in Apotheken oder ähnlichen Berufen, Personal in Kitas und Schulen und zudem auch Menschen mit schwierigen Arbeits- oder Lebensbedingungen zu der dritten Gruppe.
Weitere Impfungen sollen je nach Verfügbarkeit der Impfstoffe folgen und dann auch für alle gesunden Menschen unter 60 Jahren, die in keiner der anderen Gruppen unterkommen, bereitgestellt werden.
Wie bekommt man Bescheid, wann man dran ist?
Die Menschen der ersten Prioritätengruppe sind in Deutschland derzeit die einzigen, die sich impfen lassen können. Die einzelnen Bundesländer organisieren die Impfungen dabei selbstständig. Dadurch unterscheidet sich auch, wer wie über die Impfung Bescheid bekommt. Welche Regelungen gelten, erfährt man unter anderem auf der Webseite des bundesweiten Patientenservice.
In der Regel können sich die Menschen jedes Bundeslandes über die Möglichkeit und die Terminierung der Impfungen unter anderem über das Landesportal informieren, werden aber nicht unbedingt persönlich zur Impfung eingeladen. Man vereinbart über eine dafür angegebene Telefonnummer jedes Bundeslandes oder online selbstständig einen Termin.
In manchen Bundesländern bekommen die Impfkandidaten aber auch einen Brief des Sozialministeriums und werden darin informiert, wie sie einen Impftermin vereinbaren können und unter anderem wie der Impfvorgang ablaufen wird.
Wo wird geimpft?
Für die Impfung gilt generell, dass Menschen in Pflege- und Altenheimen vor Ort von mobilen Teams geimpft werden können. Für alle anderen haben die Bundesländer spezielle Impfzentren eingerichtet. Für Menschen, die ihr Zuhause nicht verlassen können, wird aktuell noch an einer Lösung für eine Impfung gearbeitet.
Der Grund: Die derzeit verfügbaren Vakzine müssen sehr kühl gelagert werden, was weder in Hausarztpraxen noch in allen Kliniken oder beim Transport problemlos möglich ist. Der Impfstoff von Biontech braucht für den Transport und die Lagerung eine Temperatur von etwa minus 70 Grad Celsius, die Vakzine von Moderna eine Temperatur zwischen minus 25 und minus 10 Grad Celsius.
Unter anderem wird der Großteil der Covid-19-Impfungen in den speziell dafür ausgelegten Impfzentren erfolgen. Dafür helfen bei der Organisation unter anderem Hilfsorganisationen wie die Bundeswehr und auch niedergelassene Ärzte mit. Würden sich alle Menschen in ihrer Hausarztpraxis impfen lassen, würde das erheblich länger dauern.
Was muss man beim Impftermin beachten?
Wenn man zur entsprechenden Gruppe für die Impfung gehört, lässt man sich für beide Impfungen einen Termin geben. Zur Impfung muss man schließlich einen Nachweis mitbringen, der zeigt, dass man Anspruch auf eine Impfung hat. Mit dem Personalausweis oder einen anderen Ausweis mit Lichtbild kann man dann zum Beispiel nachweisen, wie alt man ist. Für Bewohner von Pflege- und anderen Einrichtungen legen die Einrichtungen eine Bescheinigung vor. Menschen mit Erkrankungen erhalten ein ärztliches Zeugnis und Kontaktpersonen benötigen eine entsprechende Bestätigung der betreuten Person.
Mitbringen sollte man zudem einen Mund-Nase-Schutz und den Impfpass. Wenn man keinen Pass besitzt, kann das Personal im Impfzentrum auch eine Ersatzbestätigung ausgeben. Ein Nachweis eines negativen Corona-Tests ist für eine Impfung nicht notwendig - solange man keine Symptome hat, darf man zum Impfzentrum gehen. Wer an einer anderen akuten Krankheit mit hohem Fieber leidet, sollte sich aber erst nach der Genesung impfen. Eine Erkältung oder gering erhöhte Temperatur unter 38,5 Grad Celsius sind jedoch kein Grund, die Impfung zu verschieben.
Nachdem man sich im Impfzentrum registriert hat, bekommt man Informationsblätter und Ärzte vor Ort klären über Risiken und Nebenwirkungen auf. Bei einer Allergie gegenüber einem Impfstoffbestandteil sollte man das mit dem Personal im Impfzentrum absprechen. Im Anschluss an das Gespräch sind ein Aufklärungsmerkblatt und ein Einwilligungsbogen zu unterzeichnen. Geimpft wird schließlich entweder vom Arzt selbst oder anderem medizinischem Assistenzpersonal.
Da die Vakzine bislang noch knapp sind, kann man sich nicht aussuchen, welchen Impfstoff man bekommt. Derzeit beurteilen offizielle Behörden aber beide zugelassene Impfstoffe als gleich wirksam. Eine begonnene Impfserie sollte mit dem gleichen Stoff abgeschlossen werden, auch wenn zwischenzeitlich weitere Vakzine zugelassen werden. Nur so kann man sicher sein, dass die Impfung auch vollständig wirkt.
Wie viele Menschen sollten sich impfen lassen?
Grundsätzlich kann im Lauf des Jahres voraussichtlich jeder, der möchte, eine Impfung bekommen. Den Schätzungen nach stehen spätestens Sommer genügend Impfdosen zur Verfügung, um alle Impfwilligen in Deutschland zu impfen. Mathematische Modelle zeigen, dass die Pandemie eingedämmt werden kann, wenn sich 70 Prozent der Menschen in Deutschland impfen lassen. Ob dies tatsächlich der Fall sein und wie lange der Impfstoff vor einer Infektion schützt, kann man bislang noch nicht abschätzen.
Wer sollte derzeit nicht geimpft werden?
Personen, die positiv auf Corona getestet und wieder genesen sind, sollten vorerst nicht geimpft werden. So kann der Impfstoff für die Personen verwendet werden, die bisher noch keine Erkrankung durchgemacht und deshalb noch keine Antikörper gebildet haben.
Auch Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren sollten vorerst nicht geimpft werden. Für sie sind die Vakzine noch nicht zugelassen. Auch an Schwangeren und Stillenden wurden die Impfstoffe noch nicht ausreichend getestet. Sie können eine Impfung aber auf eigenes Risiko durchführen.
Wo findet man weitere Informationen?
Weiterführende Informationen zur Impfung und dem Coronavirus findet man online auf den Infoseiten der Bundesländer, beim Bundesgesundheitsministerium und beim Bundesministerium für Bildung und Forschung. Außerdem beantwortet das Robert Koch-Institut häufig gestellte Fragen zum Thema Impfen und Co. Das Paul-Ehrlich-Institut und die Weltgesundheitsorganisation haben Informationen zur Entwicklung und Zulassung der Impfstoffe.