Olympia live im TV
Dreimal hatte sich Cortina d’ Ampezzo um die Austragung der Olympischen Winterspiele beworben. Doch erst 1956 konnte die Stadt in den italienischen Dolomiten endlich die Sportler der Welt begrüßen.
Bereits 1944 hätten die Spiele in der norditalienischen Stadt veranstaltet werden sollen, waren aber dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen. Acht Jahre später erhielt Oslo den Vorzug vor Cortina d’Ampezzo. Für die erforderlichen Baumaßnahmen konnten die Organisatoren u.a. auf die finanzielle Hilfe italienischer Industriekonzerne zurückgreifen. Auch die Veranstaltung selbst wurde von Firmen unterstützt, im Vergleich zu späteren Jahren allerdings mit eher bescheidenen Mitteln: So stellte Fiat einige Fahrzeuge zur Verfügung, Olivetti half mit Schreibmaschinen aus.
Im Vorfeld der Spiele stellte Schneemangel die ordnungsgemäße Durchführung der Wettbewerbe in Frage. Die Aktiven beklagten unzureichende Trainingsmöglichkeiten infolge der schlechten Witterung. Rechtzeitig zum Auftakt der Veranstaltung transportierten Lastwagen Schnee aus höher gelegenen Regionen ins Tal. Als es am Tag der Eröffnung stark zu schneien begann, mussten die Schneemassen teilweise wieder abgetragen werden.
Zum ersten Mal nahm eine gesamtdeutsche Mannschaft mit 75 Sportlern an Olympischen Spielen teil. Das IOC hatte 1955 das Nationale Olympische Komitee der DDR nur provisorisch anerkannt. Sein Debüt bei Winterspielen gab auch das sowjetische Team, das mit 16 Medaillen erfolgreichste Mannschaft wurde. Die ca. 900 Teilnehmer aus 32 Staaten bedeuteten Rekord in der Geschichte der Winterspiele. Erstmals sprach mit Giuliana Minuzzo-Chenal, Abfahrtsdritte von Oslo 1952, eine Frau den olympischen Eid.
Das italienische Fernsehen RAI hatte 1954 mit dem regelmäßigen Sendebetrieb begonnen und übertrug live aus Cortina d’Ampezzo – ein Novum in der Geschichte der Winterspiele. Durch die “Eurovision” konnten Fernsehzuschauer in Mitteleuropa die Wettkämpfe verfolgen.
Sie erlebten u.a. den Triumph des Österreichers Anton “Toni” Sailer. Der 20jährige deklassierte die Konkurrenz in allen drei alpinen Skiwettbewerben. Die Siege wurden zugleich als WM-Titel gewertet, so dass Sailer auch eine Goldmedaille in der zusätzlichen WM-Wertung der Kombination erhielt. Vor dem sowjetischen Eisschnellläufer Jewgeni Grischin, der Gold über 500 m und 1500 m gewann, avancierte Sailer zum erfolgreichsten Teilnehmer in Cortina d’Ampezzo.
Im Eishockey ging mit dem Sieg der Sowjetunion die Vorherrschaft der Kanadier zu Ende, die – bis auf 1936 (Gold für Großbritannien) – alle Olympiaturniere seit 1920 gewonnen hatten. Im Team der UdSSR spielte u.a. Wsewolod Bobrow, der vier Jahre zuvor bei den Olympischen Sommerspielen in Helsinki zur Fußball-Auswahl gehört hatte.