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Der zinslose Kredit: anschreiben

Seit es den Dispo-Kredit gibt, ist die Redewendung »Ich lasse anschreiben« ein wenig aus der Mode gekommen. Wenn Ebbe in der Haushaltskasse ist, überzieht man einfach das Konto. Doch noch vor wenigen Jahrzehnten ließ man, wenn das Geld am Monatsende nicht mehr reichte, beim Kaufmann anschreiben, um die Rechnung dann zum nächsten Ersten zu begleichen. Der Händler notierte sich den fehlenden Betrag in einem Buch, setzte ihn auf die laufende Rechnung: Er schrieb an. Diese Form des Schuldenmachens in meist überschaubarem Rahmen hat eine lange Tradition. Schon im 15. Jahrhundert wurden ausstehende Geldsummen in dieser Weise mit Kreide auf einer im Laden hängenden Wandtafel notiert: Auch die Bezeichnung ankreiden stammt daher. Die Redewendung »Ich lasse anschreiben« hat sich aber auch im übertragenen Sinn eingebürgert - als angeschrieben sein. Dann bezeichnet sie - positiv wie negativ - die Wertschätzung, die man einem anderen Menschen entgegen bringt. Wenn man sagt: »Der ist bei mir gut bzw. schlecht angeschrieben«, ist damit keineswegs bloß die Zahlungsmoral des Gegenübers gemeint. Die mittelalterliche Zahlungsweise hatte gegenüber dem modernen Dispo-Kredit übrigens einen großen Vorteil: Man musste in der Regel keine Zinsen berappen.

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