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Digitalisierung im Gesundheitswesen – Ein kurzer Überblick aus Patientensicht

Die Digitalisierung ist mittlerweile in vielen Branchen angekommen. Gleiches gilt für das Gesundheitswesen. Von den neuen Tools können Patienten umfangreich profitieren. Interessierte erhalten hier einen Überblick der bisherigen Entwicklungen und ihre Vorzüge.
Symbolbild Online-Visite
Digitale Beratung wird auch in Deutschland immer beliebter. Viele Patienten nutzen bereits die Videosprechstunden bei ihrem Wunscharzt.

© pixabay.com, Tumisu (CC0 Public Domain)

Digitale Informationen – Internet als Informationsquelle

Heutzutage haben mehr als 88 Prozent aller deutschen ins Smartphone. Sie nutzen es nicht nur zum Telefonieren, sondern das Handy wird auch zur digitalen Zeitung, zum Chatfenster oder zur Online-Bibliothek. Durch das World Wide Web kann sich jeder kostenlos über seine Wunschthemen informieren.

Vor allem die Suche nach Antworten zu Gesundheitsfragen wird immer beliebter, wie ein Blick auf die Statistik der Suchmaschine Google zeigt. Zu den häufig gesuchten Stichwörtern gehören „Durchfall“, „Halsschmerzen“, „Verstopfung“, „Kopfschmerzen“ oder „Schlaflosigkeit“. Die wachsende Diagnose-Suche im Internet hat mehrere Gründe. Häufig erhalten Betroffene nur schwer und erst nach mehreren Wochen einen Termin bei ihrem Arzt und versuchen vorher eine Gewissheit durch „Eigendiagnose“. Doch auch die mangelnde Zeit im häufig stressigen Alltag im Spagat zwischen Berufsleben und Familie führt dazu, denn es ist nicht immer ganz leicht, eine Arzttermin zu den begrenzten Öffnungszeiten wahrzunehmen.

Nachteile der Selbstdiagnose von Dr. Google

Es ist im Trend, bei auftretenden Symptomen zunächst Dr. Google zu befragen. Untersuchungen zeigen, dass ca. zwei Drittel aller Patienten im Internet schauen und selbst recherchieren, bevor sie den Mediziner aufsuchen. Wer ein Stichwort eingibt, bekommt dafür meist unzählige Ursachen und Krankheiten als Vorschlag präsentiert. Einfache Kopfschmerzen aufgrund von zu wenig Flüssigkeitszufuhr können so schnell zu Symptomen für einen Hirntumor oder andere Beschwerden werden.

Genau hier sehen Experten ein Problem, denn die Ergebnisse Dr. Google sind nicht immer zuverlässig. Statt Patienten zu beruhigen, verbreiten sie öfter Panik, sodass sich die Betroffenen dann aufgelöst an die Ärzte wenden und sich im Kopf schon Horrorszenarien abspielen.

Wer im World Wide Web nach möglichen Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten forschen möchte, sollte sich immer auf fundierten Websites bewegen. Viele Fachärzte und Gesundheitsportale bieten gut recherchierte Ergebnisse zu bekannten Krankheitsbildern und erste Hilfemaßnahmen für ihre Linderung. Einen Besuch beim Fachmediziner ersetzt der kluge Internet-Ratgeber jedoch nicht. Treten die Beschwerden länger als 2-3 Tage auf, sollten Betroffene unbedingt einen Arzt aufsuchen und die wahre Ursache des Leidens abklären lassen.

Digitale Krankschreibung seit 2023 möglich

Wer kennt ihn nicht, den sprichwörtlichen gelben Schein. Gemeint ist damit die Krankschreibung durch den Arzt, welche beim Arbeitgeber abgegeben werden muss. Bis jetzt, denn seit 2023 gibt es eine Revolution. Fortan ist die digitale Krankschreibung möglich.

Ärzte übermitteln die Daten an die Krankenkasse direkt. Von dort aus rufen die Arbeitgeber alle Informationen elektronisch ab. Damit sparen sich Arbeitnehmer nicht nur den Weg zu ihrem Arbeitgeber und können sich auf ihre Genesung konzentrieren. Die digitale Krankschreibung hat auch einen großen organisatorischen Vorteil. Die gelben Zettel müssen nicht mehr eingeheftet und erfasst werden. Stattdessen funktioniert alles online über den Datentransfer.

Die digitale Sprechstunde wird immer beliebter

In anderen Ländern gibt es sie längst, wird sie auch in Deutschland immer präsenter: die digitale Sprechstunde. Hier können sich Patienten ohne langes Sitzen im Wartezimmer bequem mit ihrem Smartphone oder PC mit einem Arzt verbinden lassen. Das spart nicht nur Zeit, sondern bietet häufig einen rascheren Zugang zu Spezialisten. In vielen Regionen herrscht ein Mangel an Terminen für Kardiologen und andere Spezialärzte.

Durch die Onlinesprechstunde sind Patienten nicht mehr nur auf ihre regionalen Mediziner angewiesen, sondern können deutschlandweit suchen. Das garantiert eine ortsunabhängige medizinische Versorgung und eine rasche Hilfe. Viele digitale Sprechstunden sind auf Wunsch auch abends möglich, sodass Patienten für den Arztbesuch nicht freien Tag nehmen müssen. Auch die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Videosprechstunden mittlerweile.

So funktioniert ein medizinischer Beratungsdienst

Portale wie DoktorABC helfen, mehr über Krankheiten und ihre Symptome sowie Behandlungsmöglichkeiten zu erfahren, ohne lange auf einen Termin bei einem lokalen Arzt warten zu müssen. Die Plattform bietet die medizinische Beratung online, zeitlich flexibel und bequem von zu Hause. Sie stellt ihre digitalen Lösungen einfach zugänglich für jedermann zur Verfügung. Bei der Anamnese unterstützt ein medizinischer Fragebogen ganz wie beim Besuch eines lokalen Mediziners. Nach der Konsultation wird, falls notwendig, ein Rezept (direkt vom Handy oder PC aus) ausgestellt. Dies ist papierlos und lässt sich ganz leicht in der nächsten lokalen Apotheke einlösen. Wer möchte, kann sich die verordneten Medikamente direkt nach Hause liefern lassen.

Grenzen der Videosprechstunde

Die Videosprechstunde hat bei allen Vorzügen auch einige Grenzen. Der persönliche Kontakt, wie er in der Arztpraxis stattfindet, kann über die digitale Sprechstunde nicht ersetzt werden. Auch feindiagnostische Maßnahmen wie Röntgen, EKG oder Blutdruckmessung sind nicht hierüber möglich.

Das Abtasten, um beispielsweise Atemwegserkrankungen zu erkennen, ist online ebenfalls nicht möglich. Ärzte sind vor allem auf die Präzision und Richtigkeit der Patienten-Aussagen angewiesen, um eine Diagnose zu stellen.

Symbolbild Health App
Health Apps unterstützen beim Sport, Kalorien zählen oder bei einer vitalen Lebensweise.

© pixabay.com, mcmurryjulie (CC0 Public Domain)

Gesundheitsapps machen uns fitter

Health Apps sind ebenfalls beliebter denn je. Mit ihrer Hilfe lässt sich das Schlafverhalten analysieren, die Kalorienzufuhr tracken, die sportliche Aktivität aufzeichnen und vieles mehr. Es scheint, als hat der digitale Aufpasser fortwährend im Blick auf unsere Gesundheit. Wer möchte, kann mit dem Smartphone oder Tablet sogar trainieren und den Weg ins Fitnessstudio sparen.

Viele Mediziner begrüßen vor allem die Fitness-Apps, die zu mehr Bewegung motivieren. In den letzten Jahren sind die deutschen Bürger immer träger geworden. Ursächlich dafür sind die überwiegend sitzenden Tätigkeiten. 10.000 Schritte pro Tag sollte jeder gehen, um sich vital zu halten. Eine Smartwatch oder Fitness-App kann dabei als digitaler Cheerleader fungieren und helfen, dieses Tagesziel zu erreichen.

Doch die Apps helfen auch anderweitig zu einem verbesserten Wohlbefinden. Kalorien zählen wird beispielsweise mit Apps spielend leicht und unterstützt beim Fettverlust. Auch dies ist laut Experten dringend notwendig, denn deutscher Männer und Frauen leiden immer öfter unter Adipositas. Besorgniserregend ist vor allem ein Trend bei Kindern und Jugendlichen, denn mittlerweile ist jedes fünfte Kind zwischen elf bis 13 Jahren übergewichtig (Zahlen laut RKI).

Fazit: Digitalisierung der Gesundheit hat viele Vorzüge

Auch, wenn Digitalisierung der Gesundheit in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt, ist sie ein echter Zugewinn. Neben der Zeitersparnis für Arztbesuche bringt sie auch Unterstützung bei Sport, Motivation oder einer gesunden Ernährung. Des Weiteren hilft sie, den ohnehin angespannten Gesundheitssektor effizienter zu gestalten und bietet Patienten mehr Sicherheit und Selbstbestimmung.

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