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Eichenprozessionsspinner - eine haarige Angelegenheit!
Trotz seines eher unscheinbaren Erscheinungsbildes hat der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) in den vergangenen Jahren große Bekanntheit erlangt. Denn die Raupen dieser Schmetterlingsart fressen nicht nur ganze Wälder kahl. Sie können für den Menschen auch gefährlich werden. Ab dem dritten Larvenstadium entwickeln die Winzlinge nämlich spezielle Brennhaare mit Widerhaken, die das Nesselgift Thaumetopoein enthalten.
Der Kontakt mit diesem Stoff löst brennende Hautausschläge, Augenreizungen, Husten und manchmal Schwindel aus. In Einzelfällen erleiden Betroffene sogar einen allergischen Schock - eine heftige Reaktion, die lebensbedrohlich sein kann. Das Tückische: Um solche Beschwerden zu entwickeln, muss man die Raupen noch nicht einmal anfassen. Die fiesen Haare verteilen sich mit dem Wind auch in der Umgebung und behalten lange Zeit ihre giftige Wirkung. Selbst wer sich nur in der Nähe befallener Bäume aufhält oder an ihnen vorbei spaziert, kann somit zum Opfer werden.
Massive Vermehrung
Raupen, die sich in vom Menschen besiedelten Regionen breitmachen, werden aus diesem Grund konsequent bekämpft - in diesem Frühjahr haben die Verantwortlichen wieder besonders viel zu tun. Sogar ganze Autobahnabschnitte und Schulen mussten jüngst wegen der haarigen Larven geräumt werden. Im Kreis Karlsruhe fiel für rund 700 Grund- und Realschüler der Unterricht aus, damit das Schulgelände von den Raupen und ihren giftigen Härchen befreit werden konnte.
Warum aber kommt es in letzter Zeit immer wieder zu solchen Raupenplagen? Anders als man vielleicht vermuten könnte, ist der Eichenprozessionsspinner keine neue invasive Art aus exotischen Gefilden. Der Nachtfalter war schon immer auch in Mitteleuropa verbreitet. Allerdings haben sich die früher seltenen Tiere seit Anfang der 1990er Jahre massiv vermehrt. Inzwischen kommt es in fast allen deutschen Bundesländern regelmäßig zu regelrechten Invasionen.
Faktor Klimawandel
Forscher vermuten, dass dieses Phänomen unter anderem mit dem Klimawandel zusammenhängt. Mit den steigenden Temperaturen finden die Eichenprozessionsspinner bei uns immer günstigere Bedingungen vor. Besonders viele Tiere gibt es, wenn die Frühjahrsmonate mild sind und im Spätsommer, wenn die Falter fliegen und ihre Eier ablegen, trockenes Wetter herrscht.
Zwar haben die Schmetterlinge hierzulande einige natürliche Feinde. So verspeist beispielsweise der Kuckuck die Raupen trotz der Brennhaare, das Nesselgift zeigt bei dem Vogel keine Wirkung. Auch räuberische Käfer wie der Große Puppenräuber oder bestimmt Wespenarten machen mitunter Jagd auf die Larven. Doch erfolgreich verhindern können sie die massenhafte Vermehrung des Schmetterlings offenbar nicht.
Was hilft?
Wer die Raupen des Eichenprozessionsspinners an einem Baum entdeckt, meldet dies am besten den zuständigen Behörden. Die Entfernung der Tiere sollte immer einem Profi überlassen werden. Vor allem Baumpflegebetriebe und Kammerjäger haben sich mittlerweile auf die Bekämpfung der Falter spezialisiert und rücken mit entsprechender Schutzkleidung an. Sind die Brennhaare der Raupen bereits auf die Haut oder in die Atemwege gelangt, können Antihistaminika und kortisonhaltige Salben Linderung verschaffen. Eine Dusche und ein Kleiderwechsel helfen, Haarreste loszuwerden.