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Frauen spielen fairer

Mehr Fußball fürs Geld bekommt der Zuschauer geboten, wenn Frauen spielen. Und fairer geht's auch noch zu. Was sich auf den ersten Blick wie feministische Stimmungsmache ausmacht, ist von Wissenschaftlern in ausführlichen Case-by-Case-Analysen untermauert worden. Besonders interessant dabei: Die Mitarbeiter des Instituts für Spielanalyse mit Sitz in Potsdam und München sind in der überwältigenden Überzahl männlich. Wenige Tage vor dem Anpfiff der Fußball-WM der Frauen sprachen wir mit dem Spielanalytiker und Trainingswissenschaftler Malte Siegle über die Besonderheiten des Frauenfußballs. Eine der ersten Thesen: Frauen spielen zwar hektischer als Männer, aber dafür auch fairer und umsichtiger.

von Susanne Böllert, wissen.de

Fußball-Frauen spielen vor immer mehr Fans

Fiese Zickenkommentare oder fachmännische Fairness?
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Das Institut für Spielanalyse, das als Ausgründung des Lehrstuhls für Trainingswissenschaften und Sportinformatik der TU München entstanden ist, hat die Spiele der 1. Fußballbundesliga der Saison 2009/ 2010 unter die Lupe genommen und anhand verschiedener Parameter untersucht, was die Besonderheiten des Fußballs sind, wenn Frauen spielen. Die Erkenntnis, dass der Frauenfußball immer mehr Fans findet und auf größeres gesellschaftliches Interesse stößt, war neben der im Sommer 2011 in Deutschland stattfindenden Frauenfußball-Weltmeisterschaft Anlass genug, um sich einmal wissenschaftlich mit der Sportart auseinanderzusetzen, die zwischen 1955 und 1970 in Deutschland verboten war - und auch heute noch für viele eine etwas kuriose Randerscheinung des Männersportes Fußball darstellt. Und das, obwohl die deutschen Frauen die letzten beiden Weltmeisterschaften grandios gewonnen haben...

"Die Frauen spielen, auch wenn ihr Spiel im Schnitt 140 Mal unterbrochen ist im Vergleich zu 108 Unterbrechungen bei den Männern, zwar hektischer aber auch länger als diese", erklärt Malte Siegle, der am Lehrstuhl für Trainingswissenschaften und Sportinformatik in München promoviert und für das Institut für Spielanalyse das weite Feld der Spielunterbrechungen beackert hat. Der Grund, weshalb die Zuschauer von den Frauen mehr Fußball geboten bekommen als von den Männern, ist ganz simpel: "Frauen spielen nach einer Unterbrechung, egal ob Einwurf, Eckball, Elfmeter, Spielerwechsel oder welche Form der Unterbrechung auch immer, deutlich schneller weiter als die männlichen Fußballer - im Mittel ganze 3,31 Sekunden."

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