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Gottfried Wilhelm Leibniz: Der letzte Universalgelehrte

Er sprudelte über vor Ideen und suchte nach Lösungen für die großen Fragen der Menschheit: Gottfried Wilhelm Leibniz war Philosoph, Mathematiker, Diplomat, Ingenieur und Historiker. Vielen gilt er als wichtigster Denker des ausgehenden 17. Jahrhunderts. Die Welt hat dem emsigen Universalgenie unter anderem die Grundlage für die Computersprache zu verdanken – und einen Nachlass, der auch 300 Jahre nach seinem Tod noch immer nicht vollständig erschlossen ist.
DAL, 14.11.2016

Gottfried Wilhelm Leibniz, um 1700

Historisch

Von Gottfried Wilhelm Leibniz wird gesagt, er sei der vielleicht letzte Universalgelehrte unserer Zeit gewesen – und das nicht ohne Grund. Der am 1. Juli 1646 in Leipzig geborene Namenspatron des bekannten Butterkekses studiert als junger Mann zunächst Philosophie und Rechtswissenschaften. Doch es sind beileibe nicht nur Themen aus diesen beiden Fachgebieten, die ihn zeitlebens umtreiben. Leibniz interessiert von Anfang an das große Ganze. Er will sich der Welt nicht nur aus einem Blickwinkel nähern, sondern sie aus allen möglichen Perspektiven betrachten.

So scheint es nur logisch, dass Leibniz nach dem Abschluss seines Studiums die ihm angebotene Professur ablehnt und sich stattdessen als fürstlicher Berater in der Weltgeschichte herumtreibt und Korrespondenzen rund um den Erdball unterhält. In diplomatischer Mission bereist er unter anderem London, Amsterdam, Den Haag und Paris. Hier verbringt Leibniz ab 1672 vier prägende Jahre, lernt führende Wissenschaftler und den neuesten Stand der Forschung kennen.

Leibniz' Notizen zum Binärsystem von 1697

Public Domain

Zahlenspiele mit Eins und Null

Während dieser Zeit widmet er sich vor allem intensiv der Mathematik. Parallel zu Isaac Newton schreibt er Wegweisendes zur Infinitesimalrechnung und erfindet die noch heute gültigen Summenzeichen. Außerdem tüftelt er an einer Rechenmaschine – die erste, mit der man nicht nur addieren und subtrahieren kann, sondern die auch mechanische Vorrichtungen für die Multiplikation und Division hat.

Zudem legt Leibniz bereits im 17. Jahrhundert den Grundstein für die Informationstechnologie, die erst 300 Jahre nach ihm beginnen wird, die Gesellschaft zu prägen: Er entwickelt das binäre Zahlensystem, das die Darstellung aller Zahlen mithilfe der Null und der Eins ermöglicht – die spätere Basis der Computersprache.

Moderner Nachbau der Leibnizschen Rechenmaschine von 1700
Experimente im Bergwerk

Die Ideen gehen dem produktiven Denker nie aus: „Beim Erwachen hatte ich schon so viele Einfälle, dass der Tag nicht ausreichte, um sie niederzuschreiben“, soll er einmal über sich selbst gesagt haben. Doch nicht nur am Schreibtisch entfaltet Leibniz sein Genie. Er ist auch ein Forscher mit einem gewissen Hang zum Abenteuer. Das beweist er zum Beispiel, nachdem er 1676 zurück nach Deutschland gekehrt und Hofrat und Bibliothekar des Herzogs Johann Friedrich in Hannover geworden ist.

Mit dem Ziel, die für das Herzogtum wichtige Silberförderung zu stabilisieren, kraxelt Leibniz jahrelang durch die Bergwerke des Harzes. Er will Windräder zum Antrieb von Pumpen konstruieren, die die Gruben entwässern sollen. Technische Probleme und der Widerstand der traditionsverhafteten Bergleute verurteilen seine Ingenieurarbeit zwar schließlich zum Scheitern. Trotzdem gilt er vielen als ein Pionier der Windkraft.

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