Lexikon

sien

[ assyrisch açu, Sonnenaufgang]

Geschichte

Um 3000 v. Chr. entstand in Asien, im Süden Mesopotamiens, die erste Hochkultur der Geschichte: das Reich der Sumerer. Sie gründeten die ersten Städte, pflegten Beziehungen zur Indus-Kultur (Mohenjo-Daro) und entwickelten die erste Schrift. Ihr Reich ging Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. in dem der Akkader auf, das später unter die Herrschaft der Babylonier fiel.
In der 1. Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. dehnten die Perser ihre Herrschaft über ganz Kleinasien und 517 v. Chr. bis ins Industal hinein aus, wo es bereits um 1500 v. Ch. eine weitere asiatische Hochkultur (Indushochkultur) gab. Die Perser wurden im 4. Jahrhundert v. Chr. von Alexander dem Großen (Alexander III. von Makedonien) unterworfen. Eine dritte asiatische Hochkultur entstand in China um 1500 v. Chr. in den Flussebenen des mittleren Huang He unter der Herrschaft der Shang-Dynastie.
Im 4. Jahrhundert n. Chr. eroberten die aus der Mongolei kommenden Hunnen Nordchina und wandten sich, nachdem sie durch die chinesische Han-Dynastie zurückgedrängt wurden, nach Europa. Ihr Eindringen löste die germanische Völkerwanderung und damit den Untergang des Weströmischen Reichs aus. Ihr folgte später die Ausbreitung der Slawen.
Islam: Reiche von 632 bis um 1700
Islam: Reiche
Im 7. Jahrhundert wurde das durch die islamischen Araber geeinte Kleinasien zum Ausgangspunkt für die Eroberungszüge des Islams. 751 siegten islamische Truppen unter Sija Ibn Salich im Gebiet des Talas über chinesische Streitkräfte und entschieden damit die künftige Zugehörigkeit Innerasiens zum islamischen, nicht zum chinesisch-buddhistischen Kulturkreis. 712 begann die Islamisierung Indiens durch die Araber, die Ende des 12. Jahrhunderts mit der Einnahme von Bihar (1194) ihren Höhepunkt erreichte.
Mongolen: Reiche und Feldzüge (13.-16. Jh.)
Mongolen: Reiche und Feldzüge
China erlebte unter der Tang-Dynastie (618906) eine Epoche der kulturellen Blüte. 1206 wurde in der Mongolei Tschingis Chan zum obersten Herrscher ausgerufen. Unter ihm und seinen Nachfolgern eroberten die Mongolen China, Nordindien, Persien und weite Teile Osteuropas und griffen Ende des 13. Jahrhunderts bis nach Korea, Hinterindien und Indonesien aus. Der Zerfall des Mongolenreichs begann Ende des 14. Jahrhunderts. In China wurden die Mongolen 1368 vom Begründer der Ming-Dynastie besiegt.
In Kleinasien traten die Türken unter Osman I. (12881326) die Nachfolge der Mongolen an und schufen bis zum 16. Jahrhundert im Mittelmeerraum das vom Islam geprägte Osmanische Reich. Nur in Nordindien gelang den Mongolen noch eine Staatsgründung: 1526 entstand das Reich der Großmoguln.
Durch die Eroberungskriege der Türken wurden bereits im 15. Jahrhundert die Mittelmeerwege und die alten Karawanenstraßen, auf die sich die direkten Handelsbeziehungen zwischen dem Abendland und dem Orient stützten, unpassierbar.
Entdeckungsgeschichte bis um 1500
Entdeckungsgeschichte bis um 1500
Die auf den Seehandel angewiesenen Staaten Spanien und Portugal begannen nach neuen Seewegen zu suchen, vor allem für den Handel mit Indien, und leiteten damit das Zeitalter der europäischen Entdeckungs- und Eroberungsexpeditionen ein.
Entdeckungsgeschichte (16.-18. Jh.)
Entdeckungsgeschichte (16.-18. Jh.)
Die Portugiesen sicherten sich die Vorherrschaft im Indischen Ozean; die Spanier begannen um 1565 mit den Philippinen Handel zu treiben; die Briten und Holländer nahmen um 1600 den Asienhandel auf; um 1600 eroberten die Holländer Java und nahmen um 1640 den Portugiesen Malakka ab.
China erlebte unter der Mandschu-Dynastie (16441911) einen Höhepunkt seiner Macht. Die Berichte europäischer Missionare über die hohe Kultur Chinas erregten in Europa Aufsehen und Bewunderung. Das europäische Kultur- und Geistesleben wurde in jener Zeit stark von China beeinflusst (Chinoiserie), während sich der europäische Einfluss in China zunächst auf einzelne Küstenstädte, wie Canton, Macau und Ningbo, beschränkte.
In Japan setzte nach dem ersten Eindringen des Christentums eine heftige nationale Reaktion ein. Von 1633 ab sperrte sich das Land gegen alle kulturellen Einflüsse von außen. Nach diesen Misserfolgen in Ostasien wandten die Holländer und Briten sich Süd- und Südostasien zu. So bauten die Holländer in Indonesien, die Briten in Indien ihre Handelsniederlassungen aus. In Indonesien übernahm Anfang des 17. Jahrhunderts die Niederländisch-Ostindische Kompanie alle bereits vorhandenen Faktoreien. In Indien setzte die britische Ostindische Kompanie im 17. Jahrhundert ihren Einfluss durch.
Kolonialismus: Aufteilung der Erde 1914
Kolonialismus: Aufteilung der Erde
Zur Wahrung ihrer politischen und wirtschaftlichen Interessen begannen die europäischen Regierungen Ende des 18. Jahrhunderts die Kontrolle über die Handelsniederlassungen zu übernehmen. Damit setzte die koloniale Expansionspolitik der europäischen Mächte und die Aufteilung Asiens in europäische Interessensphären ein. Die Holländer dehnten im 19. Jahrhundert ihre Herrschaft über den gesamten indonesischen Archipel aus. Die britische Machtsphäre in Indien wuchs in dem Maße, in dem das Reich der Moguln zerfiel, dessen Souveränität Großbritannien 1858 offiziell übernahm. Zum britischen Kolonialreich in Asien kamen außerdem Hongkong, Birma, Malaya, Singapur und Teile von Borneo hinzu. Die Franzosen unterstellten Ende des 19. Jahrhunderts Tonkin, Cochinchina, Kambodscha und Annam als Französisch-Indochina einem Generalgouverneur und zwangen Siam zur Abtretung des Gebiets von Laos.
Russland schloss um 1870 die Eroberung Zentralasiens ab und drang in Ostsibirien (seit Mitte des 17. Jahrhunderts) bis zur Nordgrenze Chinas vor. Die durch Volksaufstände geschwächte Qing-Regierung wurde seit Mitte des 19. Jahrhunderts von den europäischen Großmächten zum Abschluss der sog. Ungleichen Verträge gezwungen.
Japan wurde 1854 von den USA zum Abschluss eines Handelsvertrags gezwungen. Diesem folgten Handelsverträge Japans mit anderen Westmächten. 1894/95 kam es zum chinesisch-japanischen Krieg, in dem Japan durch seinen Sieg den chinesischen Einfluss in Korea zurückdrängte und Formosa (Taiwan) und die Pescadores erhielt. Aufgrund seiner Erfolge im russisch-japanischen Krieg (1904/05) erhielt Japan die Schutzherrschaft über Korea zugesprochen und gewann damit freie Hand zur Annexion Koreas 1910.
Die Zeit bis zum Ende des 2. Weltkriegs war einerseits geprägt durch das wirtschaftliche und militärische Expansionsstreben Japans in Ost- und Südostasien, dessen Ziel die Schaffung einer „Gemeinsamen Großostasiatischen Wohlstandssphäre“ war, andererseits durch die Schwäche Chinas, in dem seit der Revolution von 1911/12 Bürgerkrieg herrschte. Seit der russischen Oktoberrevolution von 1917 gewannen die Ideologien vom Nationalismus bis zum Kommunismus im politischen Geschehen Asiens zunehmend an Wirksamkeit.
Das Osmanische Reich zerfiel bereits nach dem 1. Weltkrieg in national-arabische Staaten, während aus den asiatischen Kolonialreichen nach dem 2. Weltkrieg die heutigen Nationalstaaten hervorgingen. 1949 begann mit der Ausrufung der chinesischen Volksrepublik eine Periode der inneren Festigung und des Neuerstarkens Chinas.
Die Unabhängigkeit brachte den meisten asiatischen Staaten politische und vor allem wirtschaftliche Probleme. Der europäische Einfluss wurde durch den US-amerikanischen Einfluss abgelöst. Das Zentrum des ideologischen Ost-West-Konflikts und damit des weltpolitischen Geschehens hatte sich (wie zunächst der Korea-Krieg und dann der Vietnam-Krieg bewiesen) zunehmend nach Asien verlagert.
Trotz des Bestrebens, internationale Konflikte durch Konferenzen und Verträge zu lösen, blieben neben Indochina sowohl die vorderasiatischen Krisenherde (Zypern-Frage, arabisch-israelischer Konflikt) als auch die Indien-Pakistan-Frage (Krieg um Bangladesch 1971) explosiv.
China stand in der Machtpolitik Südostasiens im Gegensatz zur Sowjetunion, die in Vietnam nach Beendigung des Vietnamkriegs einen Verbündeten besaß. Vietnam marschierte 1978/79 in Kambodscha ein, während die Sowjetunion Ende 1979 Afghanistan besetzte.
In vielen asiatischen Staaten kam es wiederholt zu Militärputschen und Machtwechseln, so in der Türkei (September 1980) und im Iran, wo der Schah das Land im Januar 1979 verlassen musste. Zwischen Iran und Irak kam es 1980 zum Golfkrieg, in dem erst 1988 ein Waffenstillstandsabkommen geschlossen wurde. Der Abzug der Sowjetunion aus Afghanistan sowie der Abzug Vietnams aus Kambodscha 1989 beseitigte nicht das Krisenpotenzial dieser Länder. Im gleichen Jahr verschärften sich die innenpolitischen Konflikte in Sri Lanka und auf den Philippinen. In Birma (Myanmar) formierte sich seit 1988 eine starke Demokratiebewegung, die ebenso wie in China 1989 blutig unterdrückt wurde.
1990 vereinigten sich die beiden jemenitischen Staaten. 1991 kam es zum 2. Golfkrieg, durch den Kuwait von der Besetzung durch den Irak befreit wurde.
Das Ende der UdSSR im Dezember 1991 brachte gravierende Änderungen für die politische Landschaft Asiens. Vor allem die Türkei und der Iran bemühten sich um eine Kooperation mit den neuen mittelasiatischen Staaten. Neue Konfliktherde entstanden (u. a. Tadschikistan). In Afghanistan übernahmen die radikalislamischen Taliban die Macht. Neben der Wirtschaftsvormacht Japan gerieten auch Indonesien, Malaysia, Singapur, Südkorea, Taiwan und Thailand, die seit den 1980er Jahren ein immer schnelleres industrielles Wachstum vorgelegt hatten, 1997/98 in eine schwere ökonomische Krise, die in Indonesien zum Sturz des Suharto-Regimes beitrug. In Pakistan, dessen Beziehungen zu Indien nach wie vor gespannt blieben (Kaschmirkonflikt), putschte 1999 das Militär. Ein Gipfeltreffen der Staatschefs von Nord- und Südkorea 2000 brachte keine Lösung des Koreaproblems. Das islamistische Talibanregime in Afghanistan wurde durch eine Militäroffensive der USA 2001 gestürzt. 2002 erlangte Osttimor die volle staatliche Souveränität. Im gleichen Jahr einigten sich die Bürgerkriegsparteien Sri Lankas auf einen Waffenstillstand und formelle Friedensverhandlungen. 2003 beendeten die USA die Herrschaft Saddam Husseins im Irak. Südasien wurde 2004 von einer Flutkatastrophe (Tsunami) heimgesucht.
  1. Einleitung
  2. Natur
  3. Gewässer
  4. Klima
  5. Pflanzen- und Tierwelt
  6. Bevölkerung
  7. Wirtschaft
  8. Verkehr
  9. Erforschung
  10. Geschichte
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Wissenschaft

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