Lexikon

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Wahlkönigtum und Polnische Teilungen

Der polnische Thron wurde nun mit ausländischen Fürsten besetzt. Der Regierung Władysławs IV. aus dem Haus Wasa (16321648) wurde mit dem Kosakenaufstand unter Bohdan Chmielnizki 1648 ein Ende gesetzt. Der Aufstand riss Polen in einen Krieg u. a. mit Russland hinein, nach dessen Abschluss es 1667 die Ukraine links des Dnjepr mit Kiew abtreten musste. Der Nordische Krieg hatte bis zu diesem Zeitpunkt für Polen bereits große Bevölkerungsverluste und die Abtretung von Livland und Estland im Frieden von Oliva (1660) bedeutet. Trotzdem konnte Johann III. Sobieski (16741696) dem Vordringen des Osmanischen Reiches Einhalt gebieten. Die Wahl Augusts II. (des Starken) von Sachsen (16971733) zum polnischen König erfolgte unter russischem und österreichischem Druck.
Um Polen nicht völlig dem russischen Einfluss zu überlassen, erklärten sich Preußen und Österreich mit der 1. Polnischen Teilung
Verachtung gegenüber Polen
Verachtung gegenüber Polen
Österreich, Russland und Preußen teilen 1772 etwa ein Drittel des polnischen Staates unter sich auf. Das Ansehen Polens in Europa ist durch seine seit Jahrhunderten politisch instabile Lage und außenpolitische Schwäche verfallen. Noch vor der später erfolgten 1. Teilung zeichnet Friedrich II. von Preußen ein vernichtendes Bild über die Zustände in der Wahlmonarchie und stellt Überlegungen für eine Gebietserweiterung Preußens nach Osten auf Kosten Polens an.

Wie es scheint, wollen die Türken sich jetzt in die polnischen Wirren einmischen ... Polen ist kaum zu den europäischen Mächten zu zählen. Das Land ist dünn bevölkert, weil die Grundherren ihre Untertanen wie Sklaven behandeln. Das ist eine Schwäche dieser Republik. Noch viele andere Missstände tragen zu ihrer traurigen Lage bei, so die schlechte Finanzwirtschaft und die Hand voll Truppen, 13 000 Mann, die ihre Armee darstellen sollen; kurz, alle Sünden des alten Feudalsystems haben sich hier bis auf unsere Tage erhalten: die Königswahlen mit ihrem Gefolge von Bürgerkriegen, die stürmischen Reichstage, die alle der Auflösung verfallen, das Fehlen von Gesetzen und Rechtsprechung. Es ist schlechthin das Reich der Anarchie. Ohne die Eifersucht seiner Nachbarn, die mit bewaffneter Hand die Eroberungsgelüste ehrgeiziger Fürsten in den Schranken der Mäßigung halten, wäre Polen längst unterworfen. Es ist durch Parteiungen zerrissen und daher stets schwach. Solange seine jetzige Verfassung besteht, ist es für seine Feinde wenig bedrohlich und für seine Verbündeten nur eine Last. Der Adel ist im Glück hochfahrend und anmaßlich, im Unglück feig, gierig nach Bestechungsgeldern, ebenso unfähig zu herzhaften Entschlüssen wie zur Durchführung. Kurz, nach meiner Ansicht steht es unter den Völkern Europas am tiefsten ...

Sollte Russland einmal unserer Hilfe dringend bedürfen, so brächte man es vielleicht dazu, in die Abtretung von Thorn und Elbing mit Umgebung zu willigen. Dadurch würde die Verbindung mit Pommern und der Weichsel hergestellt. Das nächste Mal könnte man ein anderes Stück nehmen; Danzig müsste bis zuletzt aufgespart bleiben ..."
einverstanden (1772). Preußen erhielt Westpreußen, Ermland, Pommerellen ohne Danzig, das Kulmer Land, das nördliche Kujawien und das Netzegebiet; Österreich fielen Galizien, die südlichen Teile der Wojewodschaften Krakau, Sandomir und die Wojewodschaft Reussen mit Lemberg zu; an Russland gingen die Gebiete östlich der Düna und des Dnjepr. Die polnische Reaktion waren ein Erstarken des Nationalbewusstseins und politische Reformbestrebungen: 1791 verabschiedete der Sejm die erste geschriebene Verfassung Europas. Die konservativen Adligen holten dagegen 1792 russische Hilfe ins Land. Daraufhin kam es 1793 zur 2. Polnischen Teilung zugunsten Russlands und Preußens. Eine Erhebung unter Führung von Tadeusz Kościuszko scheiterte nach Anfangserfolgen für die polnischen Truppen. 1795 fiel Restpolen bei der 3. Polnischen Teilung an Russland, Preußen und Österreich.
  1. Einleitung
  2. Natur und Klima
    1. Übergangsklima
  3. Bevölkerung
    1. Starke Stellung der Kirche
  4. Bildung
  5. Staat und Politik
  6. Wirtschaft und Verkehr
    1. Problematischer Landwirtschaftssektor
    2. Bergbau und Industrie
    3. Tourismus und Verkehr
  7. Geschichte
    1. Piasten und Jagiellonen
    2. Wahlkönigtum und Polnische Teilungen
    3. Die Fremdherrschaft (17951918)
    4. Republik Polen und 2. Weltkrieg
    5. Die Volksrepublik Polen
    6. Die neue Demokratie
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