Lexikon
Russland
Die UdSSR (1922–1991)
Die Gründung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) am 30. 12. 1922 und die neue Verfassung von 1923/24 kennzeichneten eine Konsolidierung der bolschewistischen Macht. Im Inneren stärkte Lenin die Wirtschaft durch die Neue Ökonomische Politik (NEP, 1921–1927). Nach Lenins Tod (1924) wurde Jossif (Josef) Stalin Diktator der Partei und des Landes. Stalins blutiges Terrorregime, das Millionen von Toten forderte und ein unmenschliches Lagersystem (Gulag) etablierte, gipfelte in den Säuberungen 1936–1938. Am 23. 8. 1939 schloss Stalin überraschend einen deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt mit Hitler, dem er dadurch den letzten Anstoß zum Angriff auf Polen gab. Die Sowjetunion nutzte den Ausbruch des 2. Weltkriegs zu Gebietserweiterungen im Westen. Sie annektierte Ostpolen, Estland, Lettland, Bessarabien, Litauen und die Nordbukowina. Durch den Winterkrieg 1939/40 erzwang sie die Abtretung Kareliens von Finnland. 1941 erfolgte der deutsche Angriff auf die Sowjetunion. Nach anfänglichen deutschen Siegen bedeutete die Niederlage bei Stalingrad 1943 die endgültige Kriegswende zu sowjetischen Gunsten.
Sowjetunion: Staatsführer 1917-1991
| Staatsoberhäupter der Sowjetunion | |
| 1917–1938 Vorsitzender des Zentralexekutivkomitees, 1938–1989 Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Sowjets, 1989/90 Vorsitzender des Obersten Sowjets, seit 1990 Präsident der UdSSR | |
| Lew Kamenew | 1917 |
| Jakow Swerdlow | 1917–1919 |
| Michail Kalinin | 1919–1946 |
| Nikolaj Schwernik | 1946–1953 |
| Kliment Woroschilow | 1953–1960 |
| Leonid Breschnew | 1960–1964 |
| Anastas Mikojan | 1964–1965 |
| Nikolaj Podgornyj | 1965–1977 |
| Leonid Breschnew (erneut) | 1977–1982 |
| Jurij Andropow | 1983–1984 |
| Konstantin Tschernenko | 1984–1985 |
| Andrej Gromyko | 1985–1988 |
| Michail Gorbatschow | 1988–1991 |
| Regierungschefs der Sowjetunion | |
| 1917–1946 Vorsitzender des Rates der Volkskommissare, seit 1946 Vorsitzender des Ministerrates | |
| Wladimir Lenin | 1917–1924 |
| Alexej Rykow | 1924–1930 |
| Wjatscheslaw Molotow | 1930–1941 |
| Jossif Stalin | 1941–1953 |
| Georgij Malenkow | 1953–1955 |
| Nikolaj Bulganin | 1955–1958 |
| Nikita Chruschtschow | 1958–1964 |
| Alexej Kossygin | 1964–1980 |
| Nikolaj Tichonow | 1980–1985 |
| Nikolaj Ryschkow | 1985–1991 |
| Valentin Pawlow | 1991 |
| Parteiführer der Kommunistischen Partei | |
| Wladimir Lenin (ohne formelles Amt) | 1912–1924 |
| (Machtkämpfe | 1924–1929) |
| Jossif Stalin (seit 1922 Generalsekretär) | 1929–1953 |
| Nikita Chruschtschow (Erster Sekretär) | 1953–1964 |
| Leonid Breschnew (Erster Sekretär, 1966 Generalsekretär) | 1964–1982 |
| Jurij Andropow (Generalsekretär) | 1982–1984 |
| Konstantin Tschernenko (Generalsekretär) | 1984–1985 |
| Michail Gorbatschow (Generalsekretär) | 1985–1991 |
Stalinismus: Schauprozesse
Schauprozesse
In »Säuberungen« und Schauprozessen lässt Stalin während der dreißiger Jahre seine Gegner millionenfach verfolgen und vernichten. Die Angeklagten dieser Gerichtsverhandlung werden beschuldigt, zu Gunsten der Einführung des Kapitalismus das sowjetische Regime stürzen zu wollen.
© Corbis/Bettmann/UPI
Aus dem 2. Weltkrieg ging die Sowjetunion als Weltmacht hervor. Sie betrieb die Errichtung von volksdemokratischen Regimen in den osteuropäischen Staaten und in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands. Daraus entwickelte sich ein Konflikt mit den Westmächten (Kalter Krieg), der über die Berliner Blockade 1948/49 zur Bildung von NATO (1949) und Warschauer Pakt (1955) führte. 1949 zündete die UdSSR die erste Atombombe, 1953 die erste Wasserstoffbombe. Nach Stalins Tod 1953 begann der Aufstieg Nikita Chruschtschows. Auf seine Initiative wurden der stalinsche Terror und Personenkult verurteilt (Tauwetterperiode). Angesichts des zunehmenden westlichen Widerstands gegen die aggressive sowjetische Außenpolitik wurden seit 1953 einige Konfliktherde beseitigt (Waffenstillstand in Korea 1953 und Indochina 1954, Beendigung des Kriegszustands mit Japan 1956), die These von der „friedl. Koexistenz“ wurde propagiert. Die Lockerung des sowjetischen Griffs führte zu Emanzipationsbestrebungen in einigen Staaten des Ostblocks, die allerdings blutig unterdrückt wurden (17. Juni 1953 in der DDR; 1956 Ungarn und Polen). Mit Beginn der 1960er Jahre erfolgte der ideologische Bruch mit China. Die Kuba-Krise 1962 führte zur Konfrontation mit den USA.
Nach Chruschtschows Sturz 1964 wurde die Herrschaft der Parteibürokratie wieder gestrafft. Innerhalb der zunächst kollektiven Führung trat Parteichef Leonid Breschnew mehr und mehr in den Vordergrund. 1968 besetzte die Sowjetunion zur Unterdrückung reformkommunistischer Tendenzen die Tschechoslowakei. 1969 eskalierten Grenzstreitigkeiten mit China. In Europa und gegenüber den USA bemühte sich die UdSSR zeitweise um Entspannung. 1979 besetzten sowjetische Truppen Afghanistan. Notwendige wirtschaftliche und politische Reformen im Innern blieben aus.
1985 wurde das jüngste Mitglied des überalterten Politbüros, der 54-jährige Michail Gorbatschow, Generalsekretär des ZK. Unter den Losungsworten Glasnost („Offenheit“) und Perestrojka („Umgestaltung“) initiierte er eine Reformpolitik, die rasch Eigendynamik entwickelte. Seit 1988 auch Staatsoberhaupt, veranlasste Gorbatschow 1989 den Rückzug aus Afghanistan. 1989/90 tolerierte die UdSSR den demokratischen Wandel in Osteuropa sowie die deutsche Wiedervereinigung. Die KPdSU verzichtete auf ihr Machtmomopol. 1991 scheiterte ein Putsch konservativer Kräfte am Widerstand des russischen Präsidenten Boris Jelzin. Die KPdSU wurde verboten. Die Unabhängigkeitsbestrebungen der baltischen Staaten und der meisten Unionsrepubliken konnten nun verwirklicht werden. Am 8. 12. 1991 gründeten Russland, die Ukraine und Weißrussland die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Ihr schlossen sich am 21. 12. 1991 nahezu alle ehemaligen Sowjetrepubliken an. Gorbatschow trat als Präsident zurück; die Sowjetunion hörte auf zu bestehen.
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