Lexikon

Zeichnung

Kunst
mit Feder, Pinsel, Kohle, Kreide, Bleistift, Silberstift u. a. ausgeführte bildlich-lineare Darstellung, die auch farbig angelegt oder getönt sein kann.
Die Feder (als Rohr- und Kielfeder) ist von allen technischen Mitteln der Zeichnung das wichtigste. Schon in frühchristlicher Zeit gebraucht, setzt ihre Verwendung große Schulung und Sicherheit voraus; gegenüber anderen Techniken hat sie den Nachteil, dass sich eine falsch gezeichnete Partie schwer korrigieren lässt. Andererseits lassen sich durch wechselnden Federdruck sehr wirkungsvolle Effekte erzielen. Besonders virtuos wussten S. Botticelli, V. Carpaccio, G. B. Tiepolo, Rembrandt, A. Dürer und H. Holbein die Feder zu handhaben. Um die Wirkung der Federzeichnung zu erhöhen, werden gern getönte Papiere verwendet. Vielfach wird auch laviert, d. h., die aufgetragene Tinte oder Tusche wird mit nassem Pinsel verwischt, wodurch zusätzliche Effekte entstehen.
Das schon den alten Römern bekannte Zeichnen mit Metallstiften wird heute kaum noch geübt; jahrhundertelang aber bediente man sich des Silber-, des Blei- und gelegentlich auch des Zinngriffels. Die Wertschätzung, deren sich insbesondere die Silberstiftzeichnung im 15. und 16. Jahrhundert erfreute, lässt sich allein schon an der verhältnismäßig großen Zahl der Blätter ablesen, die sich aus dieser Zeit erhalten haben. Der Silberstift hinterlässt einen feinen, leicht hellgrau getönten Strich auf Papier und Pergament. Auch die Metallstiftzeichner bevorzugten getönte Papiere, die sie zusätzlich mit in Leimwasser aufgelöstem Knochenpulver, mit Bleiweiß, Kreide oder geschlemmtem Gips grundierten. Die bedeutendsten italienischen Silberstiftzeichner waren P. Perugino, Leonardo da Vinci und Raffael. In Deutschland wurde die Silberstifttechnik vor allem von A. Dürer, L. Cranach und H. Baldung gepflegt.
Die älteste aller Zeichentechniken ist das Zeichnen mit Kohle. Aus primitiven Anfängen in vor- und frühgeschichtlicher Zeit entwickelte es sich zu einer noch heute sehr beliebten Technik, die sich vor allem bei großen Flächenformaten gut bewährt. Auch hier lassen sich, ähnlich wie bei der Feder, durch entsprechende Haltung des Kohlestifts und durch bald stärkeren, bald schwächeren Druck verschiedene Tonstufen und Strichbreiten erzielen. Die Tonwerte reichen vom hellen Grau bis zum tiefen Schwarz, wobei die Härte des gebrannten Holzes eine Rolle spielt.
Eine Abart der üblichen Zeichenkohle ist die Fettkohle oder Ölkohle. Sie verdankt ihre Erfindung dem Umstand, dass die mit normaler Holzkohle angefertigten Zeichnungen mit besonderen Flüssigkeiten haltbar gemacht werden müssen. Bei einer Zeichnung, die mit einem in Öl getauchten Kohlestift ausgeführt ist, kann man auf das Fixieren verzichten; der Strich hat nicht nur eine tiefere Schwärze, er haftet durch den Ölgehalt der Kohle auch stärker am Papier. Schwarze und weiße Naturkreiden werden als Zeichenmittel heute kaum mehr verwendet; sie wurden von künstlich hergestellten Kreiden (Pastell) verdrängt. Dagegen ist der zuerst gegen Ende des 14. Jahrhunderts in Italien aufgekommene Rötelstift, aus rotbraunem, kreideartigem Gestein hergestellt, noch immer in Gebrauch. Leonardo da Vinci war es wahrscheinlich, der als erster die Rötelzeichnung zunächst als Entwurfsbehelf, dann aber auch als selbständiges grafisches Ausdrucksmittel benutzte. In Deutschland lässt sich die Rötelstifttechnik bis an den Anfang des 16. Jahrhunderts zurückverfolgen. Ihre Blütezeit erlebte sie im 17. und 18. Jahrhundert.
Der Nachfolger des Bleigriffels wurde der Bleistift, der seinem Vorläufer nur noch dem Namen nach ähnelt; in Wirklichkeit besteht er aus Graphit. Ursprünglich nur zum Schreiben benutzt, fand er seit dem 16. Jahrhundert auch als Zeichenmittel Verwendung, nachdem man drei Vorzüge erkannt hatte: Die Bleistifttechnik ließ sich leicht mit der Federtechnik verbinden, sie erlaubte die allerfeinsten Linien, und der Strich konnte mit einem Gummi mühelos gelöscht werden. Im Unterschied zu Kohle und Kreide setzte sich der Graphitstift in Künstlerwerkstätten nur langsam durch; erst nach 1790, als es gelungen war, Bleistifte in allen Härten herzustellen, gewann die Graphitzeichnung in der Kunst an Bedeutung. Zu besonderer Meisterschaft in der Bleistifttechnik brachten es die Künstler der deutschen Romantik sowie J. A. D. Ingres und E. Isabey.
Wenn das Pastell die Grenzen zwischen Zeichnung und Malerei hauptsächlich im Hinblick auf die beiden Gattungen gemeinsame Farbigkeit öffnen kann, so tut es die Pinselzeichnung im Wesentlichen von der technisch-handwerklichen Seite her. Dennoch bleibt ein wichtiger Unterschied bestehen: Während ein Gemälde sich aus mehreren Farben zusammensetzt, die als geschlossene Farbdecke einer Fläche aufliegen, ist eine Pinselzeichnung fast durchweg einfarbig und in der Wirkung von der Linie bestimmt. Diese Linie kann breit sein, mitunter auch zu Klecksen und großen Strichflächen verlaufen, typisch aber bleibt immer, dass sie sich ungebunden von der Zeichenfläche abhebt. In Deckfarben ausgeführte Pinselzeichnungen von bewundernswerter Feinheit finden sich schon in der gotischen Miniaturmalerei. In der Frührenaissance gab man die feinstrichige Deckfarbentechnik zugunsten einer lockeren, großzügigen Technik auf, bei der man sich dünnflüssiger Tinte und farbiger Papiere bediente.
Der Reiz zeichnerischer Mischtechniken ist früh erkannt worden. Dabei waren die Kombinationen KohleKreide, KreideRötel und MetallstiftFeder besonders beliebt.
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