wissen.de Artikel

Sternenhimmel im Juli 2018

Diesen Monat gibt es am Himmel einiges zu bestaunen. Den Höhepunkt bildet eine totale Mondfinsternis am Abend des 27. Juli – es ist die längste Finsternis des gesamten Jahrhunderts. Zeitgleich kommt uns unser Nachplanet Mars so nahe wie seit 15 Jahren nicht mehr. Der Schauspiele nicht genug, gibt es Mitte des Monats sogar noch eine partielle Sonnenfinsternis – allerdings nur am Südpol.
NPO, 03.07.2018

Bei der totalen Mondfinsternis am 27. Juli erscheint der Mond dunkelrot leuchtend, weil er zweitweise nur vom langwelligen roten Licht beleuchtet wird. Astronomen sprechen von einem Blutmond.

thinkstock.com, ThomasTuchan

Alle Planeten in einer Nacht

Im Juli haben die Planeten des Sonnensystems ein seltenes Stelldichein: Sie stehen momentan alle am Himmel – wenn auch nicht alle mit bloßem Auge sichtbar. Kaum zu übersehen sind die beiden hellsten unter ihnen: Venus und Jupiter. Sie leuchten zurzeit abends als "Abendsterne" um die Wette. Beide sind heller als alle Sterne am Himmel und daher sogar in der Abenddämmerung gut zu sehen. Der Jupiter steht bis nach Mitternacht über dem Südhorizont und leuchtet so hell, dass seine vier großen Monde schon mit einem einfachen Fernglas erkennbar sind. Am 20. Juli hat der größte Planet des Sonnensystems am Nachthimmel ein Stelldichein mit dem Mond: Beide stehen nur knapp zwei Fingerbreit auseinander.

Die Venus dagegen geht schon kurz nach der Sonne unter, davor aber ist auch sie am westlichen Himmel unübersehbar. Ebenfalls hell genug für das bloße Auge ist der Ringplanet Saturn. Er steht fast die ganze Nacht am Himmel und ist nach Mitternacht hoch im Süden zu sehen. Der Planet leuchtet dann in etwa so hell wie die hellsten Sterne. Weil er uns im Moment die Breitseite seiner Ringe zukehrt, sind sie mit dem Teleskop momentan besonders gut beobachtbar.

Eher etwas für Spezialisten sind die Planeten Merkur, Uranus und Neptun. Während der innerste Planet Neptun mit der Sonne untergeht und daher von ihr überstrahlt wird, sind die beiden äußersten Planeten in der zweiten Nachthälfte zu sehen – aber nur mit guten Teleskopen.

Am 27. Juli, zeigleich mit der Mondfinsternis, ist uns der Mars so nahe wie seit 15 Jahren nicht mehr.

NASA / Public Domain

Mars: In Opposition und so nah wie selten

Der Star unter den Planeten ist in diesem Monat aber der Mars. Er erreicht am 27. Juli seine Opposition und steht dann der Sonne von uns aus gesehen genau gegenüber. Unsere Erde überholt an diesem Tag ihren Nachplaneten quasi auf der Innenbahn. Für die Tage rund um die Opposition übertrifft die Helligkeit des Roten Planeten am Himmel sogar die von Venus und Jupiter – er leuchtet heller als alle Sterne.

In diesem Jahr kommen sich Erde und Mars während der Opposition besonders nahe: Beide Planeten trennen dann nur rund 58 Millionen Kilometer – das ist so wenig wie seit 15 Jahren nicht mehr. Dadurch erscheint der Mars besonders hell und groß – seine sichtbare Scheibe ist 24 Bogenminuten groß. Von Mitteleuropa aus ist der Mars etwa ab Mitternacht relativ tief über dem Südhorizont stehend zu beobachten.

Der Verlauf der Mondfinsternis.

Gemeinfrei

Die längste Mondfinsternis des Jahrhunderts

Das absolute Highlight – möglicherweise sogar des Jahres – ist die totale Mondfinsternis am 27. Juli. Sie wird besonders dunkelrot erscheinen, weil der Mond komplett durch den Kernschatten der Erde hindurch läuft. Das Spektakel beginnt gegen 20:50 Uhr, kurz vor Sonnenuntergang. Der Mond ist zu dieser Zeit schon halb in den Kernschatten der Erde eingetaucht. Er geht daher als halbverdeckte Sichel im Südosten auf.

Gegen 21:30 Uhr ist es dann soweit: Der Mond ist vollständig im Kernschatten der Erde und das spärliche Restlicht lässt ihn blutrot schimmern. Weil dieser "Blutmond" relativ dicht über dem Horizont steht, erscheint er besonders riesig – eine optische Täuschung lässt den Erdtrabanten besonders groß aussehen, obwohl er momentan eher weit von der Erde entfernt steht. Spektakulär auch: Direkt unter dem verfinsterten Mond geht der helle Mars auf und überstrahlt alle Sterne in der näheren Umgebung.

Die Phase der Totalität endet erst gegen 23:13 Uhr. Damit ist dies ist die längste Mondfinsternis des gesamten 21. Jahrhunderts. Die Phase des Blutmonds allein dauert schon eine Stunde und 43 Minuten, insgesamt benötigt der Mond fast vier Stunden, um den Schatten der Erde zu durchqueren. Erst gegen 01:30 Uhr hat der Erdtrabant diese Passage hinter sich und leuchtet wieder als normaler Vollmond am Himmel.

Leuchtende Nachtwolken

Leuchtende Nachtwolken

Doch auch an allen andren Tagen im Juli lohnt sich während der Abenddämmerung ein Blick an den nördlichen Himmel. Denn in dieser Zeit lässt sich bei uns das Himmelsphänomen der leuchtenden Nachtwolken besonders gut beobachten: Hell-silbrig schimmernde Wolken, die von unten her zu strahlen scheinen. Sie heben sich deutlich vom sonst bereits dunklen Abendhimmel ab.

Leuchtende Nachtwolken entstehen, wenn sich hoch über der Nordpolarregion der Erde ein dünner Schleier aus Eispartikeln bildet. Werden diese sogenannten polaren Mesosphärenwolken vom Licht der schon unter dem Horizont stehenden Sonne angestrahlt, reflektieren sie das Licht und scheinen daher zu leuchten. Weil die roten und gelben Anteile des Lichts dabei fast völlig geschluckt werden, erscheinen die Wolken in bläulichem oder silbernem Licht.

 

Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch