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Die jüdische Gemeinde Argentiniens

Die Berichterstattung über Naziverbrecher, die nach dem Zweiten Weltkrieg hier Unterschlupf fanden und eine neue Identität annahmen, hat ein wenig vergessen lassen, dass Argentinien während der NS-Diktatur mehr Juden Zuflucht bot als alle anderen Länder mit Ausnahme Palästinas und der Vereinigten Staaten.

aus dem n-tv Atlas 2008

Laubhüttenfest
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Heute leben in Argentinien etwa eine Viertelmillion Juden, mehr als in jedem anderen lateinamerikanischen Staat. Die jüdische Gemeinde der Hauptstadt Buenos Aires gilt weltweit als die zweitgrößte außerhalb Israels und nach New York.

Das jüdische Kulturzentrum AMIA in Buenos Aires war 1994 Ziel des schwersten Anschlags in der Geschichte des Landes: 85 Menschen starben, über 200 erlitten Verletzungen, als durch die Explosion einer Autobombe das siebenstöckige Gebäude einstürzte. Zwei Jahre zuvor waren bei einem Attentat auf die israelische Botschaft in Buenos Aires 29 Menschen ums Leben gekommen. 150 000 Argentinier bekundeten nach dem Anschlag 1994 in einem Trauermarsch in der Hauptstadt ihre Verbundenheit mit den Hinterbliebenen.

Der Tatverdacht richtete sich gegen die Hisbollah, deren Stützpunkte im Südlibanon in den Monaten zuvor wiederholt von israelischen Streitkräften angegriffen worden waren; darüber hinaus wurde vermutet, dass die Palästinenserorganisation vom Iran finanziert und gesteuert wurde. Die Hinterbliebenen warteten lange vergeblich auf eine Bestrafung der Täter, doch immerhin erließ die argentinische Justiz 2006 internationale Haftbefehle gegen neun Iraner, darunter der frühere Staatspräsident Ali Akbar Haschemi Rafsandschani.

Den Ermittlungen der Untersuchungsrichter zufolge hat die damalige iranische Regierung das Massaker geplant und von einem Hisbollah-Kämpfer ausführen lassen. Es wurden sogar Vermutungen geäußert, der zum Zeitpunkt des Attentats amtierende argentinische Präsident Carlos Menem habe die Untersuchungen massiv behindert, eventuell sogar gegen die Zahlung eines Schweigegeldes in Millionenhöhe. Der Iran bestreitet jegliche Beteiligung an dem Anschlag.

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