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Isabella I. von Kastilien
Umstrittene Thronfolge in Kastilien
Es herrschten unruhige Zeiten in Kastilien um das Jahr 1460, da die Nachfolge des Königs Heinrich von Trastámara völlig offen war. Der König hätte gern seine angeblich illegitime Tochter Johanna als Regentin gesehen, aber ein Teil des Adels hatte sich für Heinrichs Halbbruder Alfons entschieden, der aber bald starb. Schließlich verständigte man sich in Los Toros de Guisando auf Alfons’ Schwester Isabella.
Ein Eheprojekt, das die Geschichte veränderte
Die Heirat
Noch mussten große Hindernisse überwunden werden, denn beide waren miteinander verwandt, waren Urenkel König Johanns I. von Kastilien. Außerdem lauerten überall Befürworter der Allianz mit Portugal. Im März 1469 trafen die ersten Abgesandten Ferdinands im Dorf Cervera ein und handelten unter größter Geheimhaltung mit den Anhängern Isabellas einen Vertrag aus. Ferdinand verpflichtete sich, die Rechte seiner zukünftigen Frau auf den kastilischen Thron anzuerkennen, dafür würde die königliche Titulatur für beide sowohl in Kastilien als auch in Aragón gelten. In den Dokumenten sollte zwar Ferdinands Name an erster Stelle stehen, dafür aber das Königreich Kastilien zuerst erwähnt werden. Ferdinand machte sich – verkleidet – auf die Reise und erschien im Oktober 1469 in Valladolid. Vier Tage nach seiner Ankunft heirateten Isabella und Ferdinand.
Ein anderer Staat entsteht
Die Katholischen Könige besiegten zunächst ihre portugiesischen Feinde in der Schlacht von Toro 1476. Dann eroberten sie in einem langen, zähen Krieg 1492 das Königreich Granada, die letzte muslimische Bastion in Spanien. Im selben Jahr entdeckte der Genuese Christoph Kolumbus Amerika für sie die kastilische Krone.
Aber diese Reihe kolossaler Erfolge wurde im Inneren mit der Übermacht des Staates bezahlt. Die mittelalterlichen Stände wurden der Krone unterworfen, vor allem der revoltierende Adel niedergeschlagen.
Ein besonders dunkles Kapitel der Herrschaft der Katholischen Könige ist die Inquisition. Als Isabella und Ferdinand an die Macht kamen, gab es in Spanien christliche, muslimische und jüdische Gemeinden, die sich gegenseitig tolerierten. Die Inquisition, die sich vor allem gegen falsche Konvertiten richten sollte, wurde durch eine Bulle des Papstes Sixtus IV. 1480 ins Leben gerufen und sollte auch ein Machtinstrument des Staats sein, um Unruhen zu verhindern.
Unter Isabella und Ferdinand gingen die Inquisitoren mit Folter, Kerker und Verbrennungen gegen getaufte Juden und Moslems vor. Die Urteile unter dem ersten Generalinquisitor, dem berühmt-berüchtigten Tomás de Torquemada, waren so extrem, dass Tausende von Familien die Flucht ergriffen und sogar in Rom Beschwerde einlegten. 1492 erfolgte die Ausweisung der Juden.
Das Gleichgewicht der Institutionen und Gruppen, das die spanische Gesellschaft im Mittelalter geprägt hatte, wurde zugunsten der absoluten Monarchie abgeschafft.