Lexikon
deutsche Sprache
Das Wort deutsch geht auf ein germanisches Wort theudiskaz zurück, das allerdings nicht belegt, sondern nur aus späteren Formen erschlossen ist. Es bedeutet etwa „zum Volke gehörig“. Das erste Mal in der Geschichte tritt es 786 in der lateinischen Form theodisce auf. Die deutsche Form diutisc erscheint erstmals in der Aristoteles-Übersetzung des Mönchs Notker von St. Gallen um 1000; als fester, bleibender Begriff findet sie sich jedoch erst im Annolied (um 1090). Die Bezeichnung „deutsch“ bezieht sich zuerst auf die einheimische Sprache, die Volkssprache, im Gegensatz sowohl zum Latein der Gelehrten als auch vor allem zum Walhisk („Welsch“) der romanischen oder romanisierten Nachbarn im fränkischen Großreich.
Die deutsche Sprache hat sich in der Völkerwanderungszeit als Teil der germanischen Sprachgruppe entwickelt; sie wird außer in Deutschland auch in Österreich, der Schweiz, Luxemburg, dem Elsass und Südtirol gesprochen, darüber hinaus von auslandsdeutschen Gruppen in Europa und Übersee, insgesamt von etwa 100 Mio. Menschen (96,5 Mio. Primärsprachler).
Der deutsche Sprachraum gliedert sich in drei dialektale Hauptzonen, in eine nördliche (Niederdeutsch), eine zentrale (Mitteldeutsch) und in eine südliche (Oberdeutsch) Zone; auch deutsche Mundarten.
Zeitlicher Ablauf
1. älteste Stufe: Altsächsisch-Althochdeutsch (750–1050). In diese Zeit fällt das älteste Zeugnis deutscher Sprache: der „Abrogans“, ein lateinisch-deutsches Wörterverzeichnis. Der Wortschatz wurde christianisiert und durch Lehnprägungen der Missionare bereichert. Das Althochdeutsche war sehr formenreich, deshalb war die Syntax sehr locker. Erhalten sind vor allem Übersetzungen kirchlicher Texte, aber auch ein großer Teil der germanischen Literatur.
2. mittlere Stufe: Mittelhochdeutsch-Mittelniederdeutsch (1100–1500); Verfall der vollen End- und Mittelsilbenvokale, Beginn der Diphthongierung (hûs – Haus, mîn – mein, liute – Leute) und stellenweise der Monophthongierung (liep – lieb, müede – müde, muot – Mut); Ausbreitung der deutschen Sprache in den Osten; erste Versuche, eine übermundartliche hochdeutsche Sprachform zu finden: mittelhochdeutsche Dichtersprache, Entwicklung der Kanzleisprachen, humanistische Sprachreinigungsbemühungen; in Niederdeutschland: Schriftsprache der Hanse.
3. jüngste Stufe: Neuniederdeutsch bzw. Plattdeutsch und Neuhochdeutsch (seit dem 14. Jahrhundert). Das Niederdeutsche sinkt zur Mundart ab; im Osten formt sich eine hochdeutsche Schriftsprache, die sich über das ganze deutsche Sprachgebiet ausbreitet, gefördert durch M. Luthers Bibelübersetzung und den Buchdruck; die Mundarten werden dadurch zurückgedrängt. Die Varietäten der deutschen Sprache vom 14. bis zum 16. Jahrhundert bezeichnet man als Frühneuhochdeutsch.
Fremde Einflüsse haben die deutsche Sprache zugleich bedroht und bereichert: das Latein im Mittelalter und im Humanismus, das Französische im Hochmittelalter und im 17./18. Jahrhundert, das Englische seit dem 19. Jahrhundert und besonders seit dem 2. Weltkrieg.
Struktur
Die deutsche Sprache gehört zu den synthetischen Sprachen. Die Substantive haben drei Geschlechter u. vier Kasus. Adjektiv und Substantiv stimmen überein, wenn das Adjektiv als Beifügung gebraucht wird. Das Verbalsystem ist einerseits wurzelflektierend (z. B. lesen – er las), andererseits agglutinierend (er hat gelesen). Charakteristisch für die deutsche Sprache ist die weit reichende Möglichkeit, zusammengesetzte Wörter zu bilden. Der Satzbau ist nicht so starr wie z. B. im Englischen oder Französischen, was in der großen Anzahl der Flexionsmorpheme begründet liegt.
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