Lexikon
Ein andalusischer Hund
- Deutscher Titel: Ein andalusischer Hund
- Original-Titel: UN CHIEN ANDALOU
- Land: Frankreich
- Jahr: 1928
- Regie: Luis Buñuel, Salvador Dalí
- Drehbuch: Luis Buñuel
- Kamera: Albert Dubergen
- Schauspieler: Simone Mareuil, Pierre Batcheft, Salvador Dalí, Luis Buñuel
Nach der Uraufführung von »Ein andalusischer Hund«, unter der gemeinsamen Regie von Luis Buñuel und Salvador Dalí entstanden, geht ein Aufschrei der Entrüstung durch die Kinowelt: Nie zuvor hat es Bilder von derartiger Grausamkeit auf der Kinoleinwand gegeben.
Der 20-Minuten-Film reiht nach Art freier Assoziationen ein Bild an das Nächste: In der Anfangssequenz wird in Großaufnahme das Auge eines Mädchens mit einer Rasierklinge zerschnitten – eine der berüchtigsten Szenen der Filmgeschichte überhaupt. Aus der Hand eines Mannes quellen wimmelnde Ameisen. Zwei Priester sind an ein Seil gefesselt, an dem ein mit verwesenden Eselskadavern gefüllter Flügel befestigt ist.
Die zahlreichen, u.a. psychoanalytischen Deutungsversuche von Kritikern bleiben zweifelhaft, da Buñuel und Dalí im Vorspann ausdrücklich die Irrationalität und Zufälligkeit ihrer Bilder betonen. Der Film ist eher eine visuelle Provokation, ein Frontalangriff auf vertraute Zusammenhänge.
Da Buñuel bewusst auf Tricktechnik verzichtet, die bei der Film-Avantgarde sonst oft zum Einsatz kommt, spiegeln seine Bilder um so deutlicher das Schreckliche im scheinbar Normalen wider. Dadurch entsteht der für Buñuels Filmschaffen typische surrealistische und sadistische Stil.
Das Entsetzen, mit dem Publikum und ein Teil der Kritik den Film quittieren, bestätigt Buñuel in seinen Ansichten über das Eingebundensein des Menschen in der fest gefügten Gesellschaft. Für die Kunstkenner, die sich an der surrealistischen Bildsprache des »andalusischen Hundes« begeistern, hat der 28jährige Provokateur nur Verachtung übrig: »Der dumme Haufen findet schön und poetisch, was … eine verzweifelte und leidenschaftliche Aufforderung zum Mord ist.« Viele spätere Filme beziehen sich auf dieses frühe Werk des surrealistischen Kinos.
Wissenschaft
Technik mit Lebenszeichen
Werkstoffe mit ähnlichen Eigenschaften, wie sie lebende Systeme besitzen, sollen technische Systeme revolutionieren. Als Vorbilder dienen vor allem Pflanzen. von REINHARD BREUER Könnten Pflanzen böse sein, dann würden die Fleischfresser unter ihnen einen Spitzenplatz einnehmen. Und unter den mehr als 1.000 Arten, die es davon...
Wissenschaft
Die letzte Revolution – und die nächste
Der wissenschaftliche Fortschritt ist weder kontinuierlich noch konstant. In jüngerer Zeit scheint er sogar zu stagnieren. Ist die Kosmologie eine Ausnahme? von RÜDIGER VAAS Trotz enormer Anstrengungen und Mittel – Arbeitszeit, Geld, Technik, Rechenkapazitäten und so weiter – haben die Zahl und Rate fundamentaler neuer Einsichten...