Lexikon
Famịlie
Ideengeschichte der Familie
Der ideengeschichtliche Ursprung der Familie lässt sich bis auf Aristoteles zurückführen (Familie als Keimzelle des Staates), obwohl im antiken Griechenland kein Konsens über Aufgaben und Status der Familie existierte und Kyniker wie Epikureer deutliche Kritik an der Organisation im Familienverbund übten. Ähnlich uneinheitlich ist die Tradierung im jüdisch-christlichen Kulturbereich, allein Paulus formulierte eindeutig positive Richtlinien und Forderungen. So war im europäischen wie im außereuropäischen Raum die autoritär (meist patriarchalisch) organisierte Sippe die weitaus wichtigere Verbundsform. Erst im 11. Jh. setzte sich die sakramentale Eheschließungsform in Europa durch und brachte der (verheirateten) Frau eine deutliche Stellungsverbesserung. Das feudale Zeitalter kannte die Familie als Hausgemeinschaft mit einer Kernfamilie und Gesinde oder Gesellen als vollintegrierten Mitbewohnern; sie bildeten zusammen eine Erwerbs-, Ausbildungs- und Lebensgemeinschaft. Die Ressourcensicherung wurde über ein striktes Eheverbot für alle diejenigen gesichert, die nicht über eine bäuerliche Vollerwerbsstelle verfügten – der weitaus größte Teil der Bevölkerung des Mittelalters lebte deshalb ohne Zeugungsfamilie; auch die Großfamilie mit mehr als drei zusammenlebenden verwandten Generationen war eher eine Ausnahmeerscheinung. Erst M. Luther bewertete die Aufgaben der Familie in sittlicher und moralischer Hinsicht deutlich höher; in der Aufklärung und der idealistischen Philosophie (G. W. F. Hegel) setzte sich dann die naturrechtlich begründete Forderung nach der Liebesheirat und die Auffassung von einer vielschichtigen Bedeutung der Familie bei der Regelung sozialer, sittlicher und geschlechtlicher Belange durch. Erst jetzt fand auch der Familienbegriff Eingang in die deutsche Umgangssprache, während man früher nur vom „Haus“ sprach. Mit dem Beginn der Differenzierung des – nunmehr tendenziell außerhäusigen – Erwerbslebens verstärkte sich seit dem späten 18. Jh. der Trend zur Kernfamilie, mit dem Wegfall von nichtverwandten Mitgliedern der Hausgemeinschaft intensivierten sich die emotional-affektiven Kontakte der Familienmitglieder und die Pädagogisierung der Kinder- und Jugendphase. Kritiker der Familie gab es seit den Utopisten (T. Campanella), besonders bei den Frühsozialisten; die vergleichsweise moderate Kritik bei K. Marx und F. Engels führte im nachrevolutionären Rußland zu umstrittenen und erfolglosen Versuchen radikaler Bolschewiki, die Familie zu zerschlagen.
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