Lexikon
portugiesische Literatur
die Anfänge der portugiesischen Literatur liegen im 12. Jahrhundert, als sich die Grafschaft Portugal von den spanischen Nachbarmächten abspaltete und ein eigenes Staatswesen begründete. Galicien jedoch, dessen Sprache Grundlage für die literarische Entwicklung Portugals wurde, gehörte nie dem portugiesischen Nationalstaat an.
Eine frühe galicisch-portugiesische Troubadourlyrik, beeinflusst von provençalischen Dichtern am Hof von León, ist in drei Liederhandschriften des 13.–16. Jahrhunderts überliefert; sie enthalten rund 3000 Gedichte (cantigas, Liebeslyrik, Schimpf- und Spottgedichte) von über 200 Dichtern.
Die Prosadichtung begann im 14. Jahrhundert mit Chroniken und Legenden. Der Lyriker F. de Sá de Miranda brachte den Elfsilber und petrarkistische Themen in die portugiesische Literatur; als Dramatiker verfasste er als Erster Prosakomödien und Tragödien. Es gab, wie in Spanien, vermutlich geistliches und weltliches Theater, Quellen aber fehlen. Kennzeichnend für das Zeitalter der Entdeckungen bedeutendster Epiker („Lusiades“) und Lyriker war L. V. de Camões. Auch im Barock wirkten die oben erwähnten Einflüsse weiter, thematisch kam der Gongorismus hinzu.
Zum Sammelpunkt neoklassizistischer Strömungen mit literarisch-ästhetischer Bedeutung wurde die 1756 gegründete Arcadia Lusitana (Filinto Elisio, P. A. C. Garcão). Grundlegendes über die portugiesische Sprache schuf Francisco José Freire, Dramatiker war Manuel de Figueiredo. Die Romantik brachte ein neues Nationalbewusstsein, ausgedrückt in dem Epos „Camões“ (1825) von J. B. Garrett, dem Gründer des Teatro Nacional.
Die „Generation von Coimbra“ war eine Gruppe von Schriftstellern, die eine Erneuerung der portugiesischen Kunst erstrebten; für sie war der Realismus mehr als nur eine Reaktion auf die Romantik. Stärkste Wirkung hatten die zuerst skeptisch, dann von positivem Aufbaudenken durchdrungenen Romane von J. M. Eça de Queirós. Der Dramatiker und Lyriker E. de Castro e Almeida wandte sich vom Realismus dem Symbolismus zu. Zwischen Naturalismus und Symbolismus stand R. Brandão. C. Pessanha schuf mit dem Gedichtband „Clépsidra“ das Hauptwerk des portugiesischen Symbolismus. Um die Zeitschrift „Orpheu“ (1915) versammelte sich eine Dichtergruppe, die einen ästhetizistischen Modernismus vertrat. Zu ihnen gehörte J. Régio, M. de Sá-Carneiro und vor allem der bedeutendste portugiesische Dichter der Moderne, F. Pessoa.
Ab den 1940er Jahren sprachen sich neorealistische Autoren wie A. A. Redol, M. Torga, C. de Oliveira oder F. Namora radikal für eine neue soziale und politisch engagierte Kunst aus. Im Bemühen, die Lebenswirklichkeit der Menschen zu schildern, kam es zur Ausbildung individueller Stile und psychologischer Darstellungsweisen. Zwischen den 1950er Jahren und der Nelkenrevolution von 1974 wurde die Erzählliteratur vom französischen Existenzialismus beeinflusst, in der Poesie war eine Entfernung vom sozialen Realismus zu beobachten.
Die gesamte zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts ist bestimmt von einer starken Individualisierung der Literatur, die mit sprachlichen und formalen Experimenten einhergeht, besonders aber von der Auseinandersetzung mit der portugiesischen Geschichte und nationalen Wirklichkeit geprägt ist. Wichtige Vertreter sind hier u. a. J. C. Pires, M. da Fonseca, A. da Silva, M. Alegre. Schriftstellerinnen wie A. Bessa-Luís, L. Jorge oder die „drei Marias“ (Maria Velho da Costa, Maria Isabel Barreno, Maria Teresa Horta) sind bedeutende weibliche Stimmen der modernen portugiesischen Erzählliteratur. Große internationale Erfolge erzielten die Romane von A. Lobo Antunes und J. Saramago (Nobelpreis 1998), die besonders die Vergangenheitsbewältigung thematisieren.
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