Lexikon

Tod

Exitus
das Erlöschen aller Lebensfunktionen eines Organismus, dem alles Lebendige unterliegt. Dem geht gewöhnlich eine unterschiedlich lange Phase des Sterbens voraus, die sich meist an einen Alterungsprozess (altern) anschließt und die durch ein Nachlassen der Organfunktionen gekennzeichnet ist. In manchen Fällen tritt der Tod auch ganz plötzlich ein (Sekundenherztod, Unfall). Der biologische Sinn des Todes wird darin gesehen, dass er eine Voraussetzung für die Anpassung der Lebewesen an veränderte Lebensbedingungen ist. Denn erst mit dem Wechsel der Generationen kommt es zu einer Neuverteilung der Erbanlagen, die diese Veränderlichkeit der Lebewesen gewährleistet. So ist der Tod als natürliches Ende des individuellen Lebens im Normalfall nach der Fortpflanzungsphase bzw. der Aufzucht der Jungen vorgesehen. Selbst die „potenzielle Unsterblichkeit“ der Einzeller, die durch Teilung immer wieder in den Tochterorganismen aufgehen können, ist lediglich eine theoretische Möglichkeit, die durch individuelle Vernichtung infolge widriger Umweltbedingungen oder eingeschobener sexueller Fortpflanzungsphasen aufgehoben wird.
Ursachen für einen natürlichen Tod sind Krankheiten und das altersbedingte Versagen von Körperfunktionen; nichtnatürliche Todesursachen sind Unfall, Vergiftung, Suizid oder Mord. Die Grenze zwischen Leben und Tod lässt sich unterschiedlich definieren. Seit den Möglichkeiten von künstlicher Beatmung und Reanimation unterscheidet man: 1. den klinischen Tod mit Atmungs- und Herz-Kreislaufstillstand. In dieser Phase besteht grundsätzlich die Möglichkeit einer Reanimation innerhalb von vier bis sechs Minuten; 2. den Hirntod oder biologischen Tod, mit nicht behebbarem Ausfall sämtlicher Hirnfunktionen, also den eigentlichen Zeitpunkt des Todes. Für die Freigabe zu einer Organtransplantation ist der Hirntod ausschlaggebend, da er unumkehrbar ist (Transplantationsgesetz). Körperliche Zeichen, die den Eintritt des Todes bestätigen, sind Totenstarre, Totenflecke und Fäulnis. Sie sind sichere Todeszeichen und geben grobe Anhaltspunkte für den Todeszeitpunkt. Die Totenstarre tritt nach 24 Stunden auf, erreicht die volle Ausprägung nach 68 Stunden und löst sich nach 23 Tagen wieder; Totenflecke oder Leichenflecke (Livores), blauviolette Flecke der Haut, die nach dem Erliegen des Kreislaufs durch ein Absinken des Blutes in tiefere Körperschichten entstehen, treten etwa 2030 Minuten nach Eintritt des Todes auf. Als unsichere Todeszeichen gelten hingegen fehlende Atmung, fehlender Puls oder Herzschlag, fehlende Reflexe oder abgesunkene Körpertemperatur. Sie können z. B. auch bei starker Unterkühlung oder Vergiftung auftreten und sind u. U. durch Wiederbelebungsmaßnahmen reversibel.

Philosophie, Theologie

Sowohl Philosophie als auch Theologie bemühen sich um eine Sinndeutung des Todes, die eine Weisung für die Lebensgestaltung und Antwort auf die Frage nach einem Weiterleben nach dem Tod einschließt. Damit einher geht die Frage, was nach dem Eintreten des Todes mit der Individualität des sterbenden Menschen geschieht: ob sie endgültig erlöscht (Materialismus), Durchgangsstadium zur Wiederverkörperung ist (Gnosis), die Seele zur Unsterblichkeit befreit (Platon) oder in einem Zwischenreich (Ahnen, Geister) weiterexistiert. Während in den östlichen Kulturen (Buddhismus, Hinduismus) Geburt und Tod als zirkuläre Prozesse eines lebendigen Kosmos angesehen werden, sieht das Christentum den Tod als Gericht Gottes über die Sünde, dem die Auferstehung der Toten und das Jüngste Gericht folgen. Der Glaubende vertraut auf die Auferstehung Jesu Christi, die als Überwindung des Todes und Ermöglichung eines neuen Lebens verstanden wird. Die Philosophie interessiert u. a., ob es den Tod als Erfahrung geben kann, z. B. als Erfahrung einer Grenzsituation oder Entsubjektivierung (vergleichbar mit Schlaf oder sexueller Vereinigung) oder ob er das eigentlich Zeit- und Daseinstiftende ist (mit dem Leben als Vorläufer zum Tode). In jüngster Zeit steht besonders die Diskussion um einen würdigen, selbstbestimmten Tod im Mittelpunkt (Sterbehilfe).

Kunst

In der bildenden Kunst des Abendlandes wechselt die Darstellung des Todes mit den Stilepochen und dem Wandel der religiösen Vorstellungen. In der griechischen Kunst erscheint der Tod als Jüngling, manchmal geflügelt, mit gesenkter Fackel. Seit dem 12. Jahrhundert, unter dem Eindruck verheerender Seuchen (Pest), stellt man den Tod als Gerippe oder als in Verwesung begriffenen Leichnam dar, im Sinne des Memento mori mit der Frage nach dem Verbleib früherer Schönheit und der Gewissheit, dass der Tod die Menschen aus jedem Beruf und Lebensalter reißt. Die Bildfigur des Todes als Sensenmann findet sich bereits in der Kunst der Romanik; häufig erscheint im Mittelalter der Tod auch als Ritter. Moralische Absichten (Warnung vor sündhaftem Leben) verfolgen die vom 14.17. Jahrhundert entstandenen Bilder des Totenreigens (Totentanz).
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