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Migräne: Was jetzt wirklich schnell hilft

Bei vielen Menschen lösen Migräne-Attacken ein Gefühl aus, das sich nur mit „als würde der Kopf explodieren“ umschreiben lässt. Dann bleibt keine Zeit für lange Kuren und Einwirkzeiten, sondern man möchte sofortige Linderung. Doch womit, außer Pharmazeutika?

Wenn Migräne loslegt, will man nur noch, dass sie wieder verschwindet. Neben Pharmazeutika können dabei auch natürliche Mittel sehr gute Dienste erweisen.

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Viele langjährige Migräne-Betroffenen haben meist durch viele Versuche und Fehlschläge für sich Dinge herausgefunden, die ihnen bei akuten Attacken helfen. Oft ist es eine Kombination aus vielen Hausmitteln und manchen pharmazeutischen Produkten. Wer jedoch erst seit Kurzem mit diesem nach wie vor von vielen offenen Fragen begleiteten Leiden konfrontiert ist, steht jedoch noch am Anfang seiner persönlichen Lösungswege. Und Tabletten allein wirken häufig von Person zu Person unterschiedlich gut – oder schlecht. Dieser Artikel richtet sich deshalb an Migräne-Neulinge und zeigt nur, welche schnellen Hausmittel-Lösungswege es gibt, wenn das Augenflimmern beginnt und der pulsierende Kopfschmerz immer heftiger wird.

1. CBD-Öl

CBD-Öle, oder auch Cannabidiol-Öle, haben sehr vielfältige Anwendungsbereiche, weil ihre natürlichen Inhaltsstoffe auf mehrere Weisen wirken. Ähnlich wie die Migräne selbst ist aber auch die Wirkweise von CBD darauf noch nicht völlig verstanden – aufgrund des Stigmas Cannabis konnte hier lange Jahre nicht geforscht werden, sodass eine Wissenslücke besteht.

Vermutet wird, dass (das übrigens nicht berauschende) CBD-Öl auf das körpereigene Endocannabinoid-System einwirkt und dort bestehende Beeinträchtigungen behebt. Ferner enthält CBD u.a. große Mengen an Omega3-Fettsäuren. Diese sind seit langem als entzündungshemmend bekannt – wobei entzündliche Reaktionen im Gehirn wiederum als (Mit-)Auslöser von Migräne-Attacken in Verdacht stehen. Ähnliches gilt bei einem zu niedrigen Serotoninspiegel, der durch CBD-Öle gehoben werden kann. Last but not least werden die Blutgefäße verengt.

Allerdings, so rät Lukas Meyer auf CBD-Öl.net, funktioniert CBD-Öl am besten, wenn es sofort tropfenweise eingenommen wird, sobald man auch nur die Vermutung hat, dass ein Migräneanfall heranzieht. Dann kann dieser mitunter bereits in seiner Entfaltung erheblich ausgebremst werden. Das ist auch deshalb kein Problem, weil CBD weit weniger Nebenwirkungen als ein Großteil der pharmazeutischen Produkte hat.

2. Kaffee bzw. Espresso mit Zitrone

Der Kombination Kaffee mit dem Saft einer Zitrone werden ebenfalls starke Wirkungen gegen Migräne nachgesagt. Lange Zeit dachte man, dies wäre nur auf die durch das Koffein hervorgerufene Verengung der Blutgefäße im Gehirn zurückzuführen.

Tatsächlich ist die Wissenschaft mittlerweile aber weiter. Studien haben erkannt, dass dahinter ein wesentlich komplizierterer Wirkmechanismus steht, bei dem Enzyme eine wichtige Rolle spielen.

Stark vereinfacht:

  1. Im Kaffee stecken Inhaltsstoffe, welche die Produktion von Prostaglandinen hemmen. Dabei handelt es sich um Hormone. Von denen ist bekannt, dass sie einen wichtigen Part in Schmerzreizen spielen.
  2. Der Zitronensaft, viel mehr die darin enthaltenen Pektine, wirken dazu entzündungshemmend.

Wichtig ist allerdings, dass der Kaffee möglichst stark ist und der Saft einer halben, frischen Zitrone genommen wird – gekaufter Saft funktioniert oft wesentlich schlechter. Und: Das Getränk sollte etwas abkühlen und danach zügig getrunken werden.

Wichtig: Kaffee führt zu vermehrter Harnausscheidung. Ein zu niedriger Flüssigkeitsspiegel im Körper kann jedoch Migräne fördern. Es ist also wichtig, zusätzlich genügend Wasser zu sich zu nehmen.

Ingwer ist ein effektiver Entzündungshemmer. Nur für den Geschmack müssen sich manche etwas einfallen lassen.

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3. Frischer Ingwer

Der Ingwerknolle werden schon seit langer Zeit förderliche Wirkungen nachgesagt – vieles davon ist zwar etwas übertrieben; Ingwer ist kein Allheilmittel. Allerdings gibt es Wirkungen, die kaum noch bestritten werden.

Eine davon ist die Entzündungshemmung. Die beiden Ingwer-Inhaltsstofe Gingerol sowie dessen Abbauprodukt Shogaol sind dafür verantwortlich. Auch sie hemmen im Körper. Und zwar die Synthese von Stoffen, die dem Körper wiederum signalisieren, dass er eine entzündliche Reaktion auslösen soll.

Ein Problem bei Ingwer ist allerdings der Geschmack. Prinzipiell würde es am besten helfen, ein Stück frischen Ingwer in Scheiben oder Würfel zu schneiden und diese sorgfältig durchzukauen – bloß mögen manche den Geschmack nicht; anderen ist der Schärfegrad unangenehm. Die nächstbessere Alternative ist deshalb Ingwer-Tee. Den braut man, indem man dünngeschnittene Scheiben der Knolle mit kochendem Wasser übergießt und einige Minuten lang ziehen lässt – natürlich bietet es sich an, auch hier einen guten Schuss frischen Zitronensaft hinzuzugeben, um die Wirkung zu verstärken.

4. Reizabschaltung

Die Umstände und Häufigkeiten von Migräne-Attacken unterscheiden sich von Betroffenem zu Betroffenem teils erheblich. Was jedoch praktisch alle eint ist die mit einer Attacke verbundene extreme Reizempfindlichkeit, vor allem gegenüber Licht und Geräuschen.

Hier reagieren viele zu schwach, ziehen vielleicht nur die Vorhänge zusammen. Das ist meist zu wenig. Besser ist es (nach Möglichkeit, Stichwort Arbeit) bei den ersten Anzeichen eines Anfalls sofort „die Schotten dicht zu machen“. Bedeutet:

  1. Sofortiger Rückzug in ein nicht zu warmes Zimmer – zu viel Wärme weitet wieder die Blutgefäße.
  2. Rollläden vollständig herablassen, Türen schließen. Auch alle Lichter (Standby-Geräte) ausschalten, die erst nach Gewöhnung der Augen an die Dunkelheit stören können.
  3. Im Idealfall eine Schlafbrille aufsetzen und die Ohren mit Gehörschützern verschließen.

Dann legt man sich in leichter Kleidung hin (weshalb das Schlafzimmer ideal ist) und entkoppelt sich weitestgehend von allen Reizen. Insbesondere in Kombination mit den anderen genannten Mitteln kann man so mit etwas Glück sogar starken Attacken die Schärfe nehmen.

5. Kalte Wickel und Aufgüsse

Kälte zieht die Blutgefäße zusammen. Allerdings wäre es keine sonderlich gute Idee, sich bei einer Migräneattacke in eine mit kaltem Wasser gefüllte Badewanne zu legen. Das wäre – neben dem natürlich ziemlich unangenehmen Gefühl – die reinste Wasserverschwendung, weil das meiste wirkungslos verpuffen würde. Den vollkommen gleichen Effekt kann man erzielen, indem man Kühlmittel gezielt appliziert. Zunächst bietet sich folgendes an:

  • Die klassische Kühlkompresse, von der jeder Migräne-Betroffene grundsätzlich ein paar Stück jederzeit im Eisfach haben sollte – bitte allerdings nie direkt auf die Haut legen, sondern in ein Küchentuch oder Ähnliches wickeln, sonst drohen Mikro-Erfrierungen der Haut.
  • Der nasse Waschlappen, Handtuch etc. Muss allerdings häufig gewechselt werden.
  • Gleiche Methode, aber beim Herannahen einer Attacke nass gemacht und für eine Viertelstunde ins Eisfach gelegt – nicht länger, sonst gefriert der Stoff und bricht, wenn man ihn biegt.  

Verstärken kann man den Nässe-Kühleffekt übrigens, wenn man dem Wasser zwei, drei Esslöffel Salz hinzugibt, bevor man Waschlappen und Co darin tränkt. Dahinter steht ein chemischer Effekt, durch den die Verdunstungskälte erhöht wird.

Diese Helfer legt man auf die Stirn, in den Nacken, sowie über die Pulsaderzone der Handgelenke. Hier verlaufen überall große Blutgefäße. Sie nehmen die Kälte auf, wodurch sich ein Verkettungs-Effekt ergibt, der dafür sorgt, dass sich auch im Gehirn die Blutgefäße zusammenziehen.

Fazit

Auch bei Migräne müssen es nicht gleich pharmazeutische Produkte sein. Hausmittel haben nicht nur den Vorteil, niedrigschwelliger zu sein, sondern sind auch in ihren Inhaltsstoffen natürlicher. Ihnen sollte man deshalb, insbesondere wenn ein Medikament nur unzureichend wirkt, den Vorzug geben, bevor man weitere Pharmazeutika durchprobiert.

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