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Warum Lernpausen wichtig sind
Wenn wir Neues lernen, fixiert unser Gehirn dies, indem es bestimmte Nervenzellen aktiviert und die Verbindungen unter ihnen stärkt. Dabei werden unter dem Einfluss von Hirnbotenstoffen neue Kontaktstellen zwischen diesen Hirnzellen angelegt, die sogenannten Synapsen. Erst dies sorgt dafür, dass Gelerntes in das Langzeitgedächtnis übergeht. Das aber klappt mal besser, mal schlechter. Woran liegt das?
Mal drüber schlafen
Ein wichtiges Erfolgsrezept fürs effektive Lernen ist das Schlafen: Studien zeigen, dass wir neue, am Tag aufgenommene Informationen dann am besten langfristig speichern, wenn wir danach ein Nickerchen machen oder zumindest ausreichend Nachtschlaf hatten. Denn unser Gehirn nutzt diese Zeit, um das Gelernte zu festigen, Wichtiges abzuspeichern und Unwichtiges wieder zu löschen. Hindert man beispielsweise kleine Kinder am Schlafen, können sie sich nur noch schwer an das am Vortag Gelernte erinnern.
Und noch etwas ist am Schlaf wichtig: In dieser Ruhepause kalibriert das Gehirn seine Synapsen neu: Die am Tag durch die neuen Lerneindrücke gewachsenen Nervenverbindungen werden zurückgestutzt. Die Berührungsflächen der Synapsenköpfe schrumpfen, gleichzeitig wird auch ihre Zahl um rund 20 Prozent verringert. Der Grund: Erst das schafft die Voraussetzung, um diese Verbindungsstellen am nächsten Tag wieder neu formbar und ausbaubar zu machen. Leiden wir dagegen unter Schlafmangel, bleiben unsere Synapsen überaktiv und können nicht mehr weiter wachsen – das Lernen fällt uns schwerer.
Die Pause zwischendurch
Auch während des Lernens ist es wichtig, zwischendurch mal Pause zu machen – kurz eine Runde um den Block zu drehen, mit einem Mitlernenden zu quatschen oder auch ein kurzes Nickerchen zu machen. Auch das Einteilen des Stoffs in einzelne, zeitlich getrennte Lernblöcke oder das Abfragen mit Pausen dazwischen hilft. Denn Neurowissenschaftler haben festgestellt, dass dies unserem Gehirn dabei hilft, effektiver mit seinen Ressourcen umzugehen. Forscher sprechen dabei vom sogenannten Spacing-Effekt.
Auf den ersten Blick kommen wir dadurch zwar langsamer voran. Dafür aber prägt sich unser Gehirn das Gelernte besser und dauerhafter ein. Einer der möglichen Gründe dafür könnte sein, dass das Gehirn die Information in diesen Pausen die Verbindungen zwischen den Nervenzellen stärkt und diese wieder Aufnahme fähig macht. Dadurch kann der Lernstoff bei erneuter Wiederholung nach einer pause wieder in den gleichen Hirnzellen abgespeichert werden, statt dass die i Kontakte erst wieder von Neuem aufgebaut werden müssen.
Warum sogar Minipausen hilfreich sind
Aber nicht nur der Nachtschlaf oder die Kaffeepause zwischendurch sind hilfreich für das Lernen, auch sehr kurze Pausen zwischendurch helfen unserem Gehirn. Das belegte kürzlich ein Experiment, bei dem Testpersonen üben sollten, eine Ziffernfolge auf der Tastatur so schnell wie möglich zu tippen. Für das Gehirn bedeutet auch das ein Lernen, weil das motorische Gedächtnis sich die Bewegungsabfolge einprägen muss.
Dabei zeigte sich: Wenn die Testpersonen das Üben immer wieder für einige Sekunden unterbrachen, steig ihre Lernkurve schneller. Hirnscans verrieten auch warum: Das Gehirn nutzt solche kurzen Lernpausen, um das zuvor Gelernte zu rekapitulieren. Dabei sind sowohl die für die jeweilige Aufgabe nötigen Hirnbereiche aktiv als auch der Hippocampus - das Erinnerungszentrum unseres Gehirns.
Und nicht nur das: Unser Gehirn vollzieht das Gelernte in den Pausen nicht im normalen Tempo nach, sondern in einer Art Schnelldurchlauf. Während die Probanden für das Tippen der Zahlenfolge gut eine Sekunde benötigten, dauerte die Rekapitulation dieser Bewegungen nur rund 50 Millisekunden. Die mentale Wiederholung lief damit rund 20-fach schneller ab.
Insgesamt bedeutet all dies: Wer gut und langfristig lernen möchte, der sollte besser nicht die Tage und Nächte durchpauken. Stattdessen hilft es, dem Gehirn immer wieder Pausen zu geben, damit es das Gelernte festigen kann.