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Christstollen

Monika Wittmann

Butter statt Olivenöl

Ein fälschungssicheres Original - das ist der Dresdner Christstollen. Über die Qualität wacht der "Schutzverband Dresdner Stollen". Der Name ist als geschützte Marke beim deutschen Patentamt registriert. Und überhaupt ist in Deutschland streng geregelt, was in welchen Stollen gehört. Das steht in den "Leitsätzen für feine Backwaren" des "Deutschen Lebensmittelbuches" - eine Art Gutachten von 32 Experten.

Im Mittelalter wären der Lebensmittelbuch-Kommission vermutlich alle Haare zu Berge gestanden. Denn bis zum 15. Jahrhundert war der Christstollen gar keine zart nach Butter duftende Spezialität. Während der vorweihnachtlichen Fastenzeit durfte allenfalls ranziges Olivenöl verbacken werden.

Schließlich baten zwei Prinzen aus dem sächsischen Torgau den Vatikan um eine Milderung des allzu strengen Gebotes. 1490 verfasste Papst Innozenz VIII. den sogenannten "Butterbrief". Danach konnten sich die Bäcker mit einer Spende an die Kirche von dem Butterverbot freikaufen.

Übrigens übernahm der ältere der beiden Prinzen später als Friedrich III. den Thron von Torgau. Während seiner Regierungszeit erhielt er den Beinamen "Der Weise". Und eine weise Entscheidung war es gewiss, den Papst um Gnade in Sachen Butter anzuflehen - denn der Torgauer Hofbäcker Heinrich Drasdow buk schon seit 1457 verbotene, aber vortreffliche Stollen mit Rosinen, Mandeln, Trockenfrüchten, Butter, Zucker und Gewürzen.

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