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Evolutionstheorie: Zwei Kluge, ein Gedanke
Alfred Russel Wallace - nicht der Fitteste
Wer Charles Darwin war, weiß jedes Kind - spätestens wenn es die ersten Biologiestunden hinter sich gebracht hat. Von Alfred Russel Wallace allerdings wird es höchstens erfahren, wenn es sich in der Universität für Biologie mit Schwerpunkt Evolutionstheorie entscheidet.
Und das ist eigentlich ziemlich ungerecht. Denn auch der 1823 in Usk, Monmouthshire, geborene Zoologe hatte herausgefunden, dass die Arten keineswegs unveränderlich sind, so die bis dato gängige Auffassung, sondern einer strengen Selektion unterliegen müssen: Nur die Arten überleben, die sich auf die jeweiligen Lebensbedingungen opitmal einstellen können. Und damit hat der bescheidene Naturforscher beinahe wortwörtlich die Kernthese der Evolutionstheorie wiederholt, die Charles Darwin für immer unvergessen machen sollte.
Und die große Frage ist, wer hier eigentlich was von wem wiederholt hat. Denn zu der Erkenntnis von der Anpassung der Arten als Voraussetzung für ihr Weiterbestehen war Wallace bereits bei seinen Forschungsreisen im Amazonasgebiet und auf Bormeo in den Jahren 1848 bis 1852 gelangt. Seine Entdeckung teilte der eifrige Zoologe dem von ihm bewunderten Charles Darwin umgehend in ausgedehnten Briefwechseln mit - zur kritischen Würdigung. Dass 1859 Darwins Beststeller "On the Origin of Species" die Evolutionstheorie begründete, kann natürlich als eine solche Würdigung der fremden Thesen verstanden werden.