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Gefahr plötzlicher Herztod

Er kommt plötzlich und unerwartet: Der Sekunden-Herztod kann einen Menschen völlig unvermittelt aus dem Leben reißen. Ausgelöst wird der Herzstillstand dabei durch eine schwere Herzrhythmusstörung, der oft eine jahrelange koronare Herzkrankheit vorangegangen ist. Doch auch Menschen ohne diese Vorerkrankung können betroffen sein. Was sind die Warnzeichen für einen drohenden Sekundentod? Und was ist im Notfall zu tun?
Deutsche Herzstiftung / DAL, 06.11.2019

Etwa ein Drittel der rund 65.000 Menschen, die in Deutschland alljährlich dem plötzlichen Herztod zum Opfer fallen, ist jünger als 65 Jahre.

iStock.com, Ralf Geithe

Jedes Jahr fallen in Deutschland circa 65.000 Menschen dem plötzlichen Herztod zum Opfer. "Besonders gefährdet sind Patienten mit einer Herzkranzgefäß-Erkrankung, die vorher aber nicht bekannt sein musste", warnt der Notfallmediziner Dietrich Andresen von der Deutschen Herzstiftung. "Der plötzliche Herztod ist in aller Regel kein schicksalhaftes Ereignis, sondern Komplikation einer langjährigen koronaren Herzkrankheit."

Hinter diesem Begriff steckt eine Durchblutungsstörung des Herzmuskels, die durch eine Einengung der Herzkranzgefäße zustande kommt. Gefährdet sind vor allem Patienten jenseits der 40, die unter hohem Blutdruck, Diabetes oder Fettstoffwechselstörungen leiden. Doch auch jüngere Menschen können durchaus einen plötzlichen Herztod erleiden: Bei ihnen führen zum Beispiel angeborene Herzfehler oder Herzmuskelentzündungen dazu. Auch durch den Konsum von Drogen wie Kokain oder Amphetaminen kann das Pumporgan unerwartet zum Stillstand kommen.

Warnzeichen richtig deuten

Die beste Strategie gegen den plötzlichen Herztod ist die Vermeidung von Risikofaktoren und die rechtzeitige Diagnose von Herzerkrankungen. "Dazu raten wir Männern und Frauen ab 40 Jahren – bei familiärer Vorbelastung früher – zur Früherkennung durch regelmäßige Check-ups beim Hausarzt", sagt Andresen. Bei bereits diagnostizierten Herzerkrankungen sollten Patienten zudem regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Kardiologen oder Internisten durchführen lassen.

Generell ist bei folgenden Warnzeichen der Gang zum Arzt angesagt: Brustschmerzen, Luftnot, Herzrasen und -stolpern, aber auch Schwindelanfälle und kurze Bewusstlosigkeiten können Hinweise auf behandlungsbedürftige Erkrankungen sein. Sofort den Notarzt alarmieren sollten Betroffene oder ihre Angehörigen bei den typischen Herzinfarkt-Symptomen. Das sind insbesondere plötzlich einsetzende starke Schmerzen im Brustbereich, Rücken oder Oberbauch, die auch in Arm, Hals oder Kiefer ausstrahlen können. Begleitet werden diese Beschwerden oft durch kalten Schweiß, Blässe, Übelkeit, Atemnot, Unruhe- und Angstzustände.

Studien zufolge sterben die meisten Opfer ohne klar erkennbare Warnhinweise. Auf schwere Herzrhythmusstörungen folgt binnen weniger Minuten der Herzstillstand.

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Kollaps binnen Sekunden

Unmittelbar eingeleitet wird der Sekunden-Herztod vor allem durch das plötzliche Auftreten von Kammerflimmern. Diese Herzrhythmusstörung führt innerhalb weniger Sekunden zum Kreislaufkollaps: Das Herz hört auf zu schlagen, der Blutdruck sinkt auf "Null", der Patient bricht bewusstlos zusammen. In dieser lebensgefährlichen Situation ist schnelle Hilfe gefragt. Denn sonst verstirbt der Betroffene. Was sollten Menschen tun, die einen solchen Zusammenbruch beobachten?

Wer Zeuge eines Herz-Kreislauf-Stillstands wird, sollte zunächst den Notruf wählen und anschließend sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen. Doch eine Untersuchung der Deutschen Herzstiftung zeigt, dass dies viel zu selten passiert: Zwar erkennen 60 bis 70 Prozent der Zeugen Herzstillstände als Notfall und wählen die 112. Nicht einmal die Hälfte von ihnen beginnt nach Absetzen des Notrufs jedoch mit Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung. Genau das ist aber unabdingbar: Ohne eine Erstversorgung durch einen anwesenden Beobachter hat ein Patient mit Herz-Kreislauf-Stillstand kaum eine Chance, erfolgreich wiederbelebt zu werden.

Keine Angst vor der Reanimation

Das Problem: Viele Menschen bleiben im Notfall untätig, da sie Angst haben, etwas falsch zu machen. Sie haben die letzte Unterweisung in Sachen Erste Hilfe womöglich im Rahmen der Führerscheinprüfung erhalten und sind unsicher, wie sie sich richtig verhalten. Dabei ist Nichtstun das Schlimmste, was Zeugen tun können: Ernsthaft schaden kann man einem Bewusstlosen durch eine Herzdruckmassage in der Regel nicht - selbst dann, wenn doch kein Herzstillstand vorliegt. Zwar kann es bei der Wiederbelebung zu Verletzungen am Brustkorb kommen. Doch im Zweifel ist dies das kleinere Übel.

Um die Angst vor der Reanimation zu überwinden, sollten sich Erwachsene immer wieder mit dem Thema auseinandersetzen. Über die einzelnen Schritte einer Laien-Reanimation informiert zum Beispiel der neue und kostenfreie Ratgeber "Bedrohliche Herzrhythmusstörungen: Wie schütze ich mich vor dem plötzlichen Herztod?", der bei der Deutschen Herzstiftung angefordert werden kann. In speziellen Kursen, die von Organisationen wie der Johanniter-Unfall-Hilfe angeboten werden, wird die Wiederbelebung auch praktisch geübt - damit im echten Notfall keine wertvolle Zeit verstreicht.

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