Lexikon
Germạnen
Geschichte
Bereits um 325 v. Chr. bereiste der Gelehrte Pytheas von Marseille die Nordseeländer und traf in Jütland auf die Vorfahren der später Germanen genannten Stämme. Rom kam zum ersten Mal im 2. Jahrhundert v. Chr. mit Germanen in Berührung. Es kämpfte über ein Jahrzehnt mit den nach Süden vorgedrungenen aus Jütland stammenden Kimbern und Teutonen, die als Germanen galten, vielleicht aber in sprachlicher Hinsicht keine waren. Erst Marius konnte deren Zügen in den Schlachten von Aquae Sextiae (102 v. Chr. in der Provence) und Vercelli (101 v. Chr. bei Mailand) ein Ende setzen. Mit Cäsars Eroberung des keltischen Gallien intensivierten sich die Kontakte mit germanischen Stämmen. 58 v. Chr. besiegten die Römer im Südelsass den germanischen Heerkönig Ariovist, der dem Stämmebündnis der Sueben vorstand und nach Gallien eingefallen war. Cäsar erklärte den Rhein zur Grenze zwischen Galliern und Germanen, was nach archäologischen Erkenntnissen falsch war. Keltisierte Germanen siedelten links des Niederrheins, und rechtsrheinisch erstreckte sich der keltische Kultureinfluss weiter nach Osten. Erst unter der römischen Herrschaft wurde der Rhein zur Grenze zwischen den nunmehr römischen Provinzen Galliens und den freien Germanenstämmen.
Als Herren von Gallien versuchten die Römer, rechtsrheinisch-germanische Gebiete bis zur Elbe zu erobern. Seit 12 v. Chr. unternahmen Drusus und dessen Bruder Tiberius mehrere militärische Expeditionen in die Gebiete der germanischen Stämme. In den Jahren um Christi Geburt entstanden dort römische Militärlager und Handelsplätze, die von einer fortschreitenden Romanisierung östlich des Rheins zeugen (Haltern/Westfalen, Waldgirmes/Lahn).
Der Aufstand einiger westgermanischer Stämme unter Führung des Cheruskerfürsten Arminius brachte eine Wende in der römischen Germanenpolitik. Nachdem 9 n. Chr. bei Kalkriese nördlich des Teutoburger Waldes drei römische Legionen unter Varus vernichtet worden waren und nachdem mehrere Kriegszüge des Tiberius und Germanicus erfolglos blieben, gab Rom das Ziel der Elbe als Reichsgrenze auf. Die Römer zogen sich auf die zunächst sicheren Grenzen am Rhein und die gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. errichtete Grenzbefestigung des Limes zurück. Auf linksrheinischem Gebiet wurden zwei Provinzen eingerichtet und als germanisch bezeichnet: Niedergermanien mit der Hauptstadt Köln (Colonia Claudia Ara Agrippinensium) und Obergermanien mit der Hauptstadt Mainz (Mogontiacum). Dort lebten neben gallorömischer Bevölkerung und Römern auch romanisierte Germanen, so die Ubier um Köln. Der römisch-germanische Grenzbereich war nicht ständig umkämpft, sondern erwies sich auch als friedliche Kontaktzone, in der u. a. Handel getrieben wurde. Die Römer erzogen germanische Fürstensöhne in Rom, gliederten germanische Krieger, die wegen ihrer Tapferkeit berühmt und begehrt waren, als Hilfstruppen in ihr Heer ein, wo diese später immer mehr Macht erlangten, und schlossen Klientelverträge mit den germanischen Stämmen. Doch war der Druck der Germanen auf das Römische Reich auf Dauer nicht zum Stillstand zu bringen.
Nach einer relativ friedlichen Phase musste Kaiser Marc Aurel 166–180 mehrere Kriege gegen die Markomannen nördlich der Donau führen. Im 2./3. Jahrhundert n. Chr. bildeten sich aus den zahlreichen german. Völkerschaften (Semnonen, Brukterer, Chatten, Sugambrer u. a.) die historisch wirksamen westgermanischen Großstämme heraus: Alemannen, Franken, Sachsen, Langobarden; einige Jahrhunderte später kamen die Baiern und Thüringer hinzu. Seit dem 3. Jahrhundert wehrten die Römer in jahrhundertelangen Kämpfen ständig die vordringenden Germanenstämme ab: Daran waren kaum Nordgermanen aus Skandinavien beteiligt, sondern die oben genannten westgermanischen Großstämme: Um 260 überwanden Alemannen und Franken erstmals den Limes. 286 machten sächsische Seeräuber die Küsten unsicher. Rom wehrte diese Gruppen nicht nur ab, sondern siedelte sie auch innerhalb der Reichsgrenzen als so genannte Föderaten an. Dort übernahmen sie Aufgaben des Grenzschutzes.
In Osteuropa bildeten die Ostgermanen große Stammesgruppen, die zumindest teilweise aus Skandinavien stammten. Im 1. Jahrhundert n. Chr. siedelten die Goten im Weichselgebiet und dehnten ihr Einflussgebiet allmählich bis in die Steppen nördlich des Schwarzen Meeres aus. 238 fielen ihre Krieger in Mösien an der unteren Donau ein; im Laufe des 3. Jahrhunderts plünderten gotische Flotten mehrmals die Küsten Kleinasiens. Ende des 3. Jahrhunderts siedelten die so genannten Westgoten nördlich der unteren Donau; nördlich des Schwarzen Meeres entstand ein ostgotisches Reich, das skythische und andere steppennomadische Gruppen integrierte und unter deren Kultureinfluss geriet. Auch andere ostgermanische Stämme wie die Wandalen und Burgunder (Burgunden) fielen in römisches Gebiet ein.
375 zerbrach das germanische Ostgotenreich des Königs Ermanarich unter dem Ansturm der steppennomadischen Hunnen. Dadurch wurde die große germanische Völkerwanderung ausgelöst, die tief greifende Veränderungen in Europa hervorrief. Die Ostgermanen verbündeten sich mit den Hunnen oder versuchten, vor ihnen auszuweichen und Aufnahme im Römischen Reich zu finden. Als die Römer dies den Westgoten verweigerten, kam es 378 vor Adrianopel zur Schlacht, in der Kaiser Valens fiel und die Germanen siegten. Von 400 an war die Rheingrenze nicht mehr zu halten. 406 überquerten die Wandalen, Alanen u. Sueben den Rhein und zogen durch Gallien nach Spanien. 410 eroberten die Westgoten Rom.
Germanen: Wanderungen 1.-6. Jh. n. Chr.
Germanen: Wanderungen
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Auf dem Boden des geschwächten und zerfallenden Römischen Reiches bildeten sich germanische Reiche. Germanische Heerführer übernahmen militärische und politische Führungsaufgaben im römischen Heer und Staat, z. B. der Wandale Stilicho. Die germanischen Einwanderer stellten gegenüber der romanischen Bevölkerung nur einen geringen Bevölkerungsanteil. Ihre Machtposition beruhte insbesondere auf der Zusammenarbeit mit der einheimischen Verwaltung und der Übernahme von Herrschaftspositionen, die ihre Heere stützten. 476 setzte der germanische Heerführer Odoaker den römischen Kaiser Romulus Augustulus ab und beendete damit formell die Existenz des weströmischen Reiches.
Die germanischen Reiche waren nicht von langer Dauer: Burgunder am Rhein um Worms 413–436 und am Genfer See sowie im Rhônegebiet 443–534, Ostgoten in Italien 493–555, Westgoten in Südgallien und Spanien 412–507 bzw. 711, Wandalen in Nordafrika 429–534, Langobarden in Oberitalien 568–774. Lediglich das Reich der westgermanischen Franken (Frankenreich) behauptete sich; es absorbierte seit dem Merowingerkönig Chlodwig (482–511) germanische und nichtgermanische Völkerschaften und wurde zur Keimzelle Frankreichs und Deutschlands. Um 450 setzten Stammesteile der Sachsen und Angeln aus Jütland und dem benachbarten Norddeutschland in das von den Römern geräumte England über, verdrängten die Kelten in Randgebiete wie Wales und Schottland und errichteten mehrere angelsächsische Königreiche. Alle ostgermanischen Wanderstämme nahmen das Christentum in seiner arianischen Form an; der fränkische Herrscher Chlodwig empfing die Taufe und öffnete damit die Franken dem Katholizismus. Mit der 804 abgeschlossenen fränkischen Unterwerfung der Sachsen in Westfalen und Niedersachsen wurde der letzte südgermanische Stamm christianisiert. Unter den Nordgermanen behauptete sich die heidnische Religion teilweise bis gegen 1100. Auch Wikinger.
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