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Gott

die unerschaffene, absolute und ewige Ursache alles Seienden, Schöpfer von allem, was existiert. In der Regel steht ein Gott im Mittelpunkt einer Religion, es gibt aber auch Religionsformen, die wie der frühe Buddhismus ohne einen Gottesglauben auskommen, mehrere Götter gelten lassen (z. B. der Hinduismus) oder das Schwergewicht eher auf die Erhaltung der kosmischen Ordnung legen (z. B. der Daoismus). Ältere Theorien gingen davon aus, die Gottesvorstellung habe sich aus dem ursprünglichen Glauben an eine unpersönliche Macht (Dynamismus), an die Beseeltheit aller Dinge (Animismus) und an eine Vielzahl von Göttern (Polytheismus) entwickelt. Demnach stelle der Glaube an nur einen einzigen Gott (Monotheismus) in einer der sog. Hochreligionen den Höhepunkt der religiösen Entwicklung dar. Diese Annahme hat sich jedoch als unhaltbar erwiesen, da der Begriff „Hochreligion“ eine sachlich und historisch ungerechtfertigte Abwertung anderer Religionsformen wie etwa der Stammesreligionen beinhaltet.
Die verschiedenen Religionen haben ein grundlegend unterschiedliches Verständnis vom Wesen Gottes. Während Christen in ihm vor allem die Liebe sehen, heben die Juden seine Heiligkeit hervor. Für Muslime ist er vorrangig der Barmherzige und Mitleidsvolle, Hindus betrachten ihn als in vielen verschiedenen Manifestationen auch in menschlicher Form konkret auf Erden anwesend. Die Gottesvorstellungen müssen daher für jede Religion gesondert betrachtet werden.
Die Erscheinungsformen des Göttlichen sind breit gefächert. Es gibt Götter in Menschen- und Tiergestalt, Funktionsgötter für die Fruchtbarkeit, die Jagd, das Wetter usw., Götter, die im Himmel, in der Erde oder im Wasser wohnen, Zwillingsgottheiten, männliche, weibliche und geschlechtslose Götter, liebende und strafende, dem Menschen durch Gebet erreichbare oder völlig verborgene. Die Religionsgeschichte kennt sogar sterbliche, wiederauferstehende oder sich in verschiedenen Gestalten inkarnierende Götter. Ebenso vielfältig sind die Namen und Darstellungsformen Gottes, er kann als Vater oder als Große Mutter, als König und Herr, als Schöpfer und Allmächtiger angesprochen werden. Im
Christentum
ist er der Dreieinige Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist in einer Person (Trinität). Die christliche Kunst hat das Göttliche in vielfacher Form symbolisiert, vom einfachen Kreuz bis hin zu den reich verzierten Ikonen der orthodoxen Kirche. Im
Islam
gilt Allah als einzig und mit nichts vergleichbar, darum bedeutet das Wort einfach „der Gott“. Da man sich von ihm keinerlei Bild machen kann, sind in der islamischen Kunst Darstellungen des Göttlichen nur in Form von Kalligraphien erlaubt. Im
Hinduismus
hingegen wird ein Gott als identisch mit seinem jeweiligen Bildnis bzw. als in seiner Statue tatsächlich anwesend betrachtet. Für das
Judentum
ist der Gottesname so heilig, dass er nicht ausgesprochen, sondern nur als Adonai (Herr) umschrieben werden darf. Folgerichtig gilt hier wie im Islam ein absolutes Bilderverbot.
Die Kontaktaufnahme mit dem Göttlichen geschieht mittels besonderer Riten. Gebete, Gottesdienste, Feste, Tempelbesuche, Wallfahrten oder Opferhandlungen sollen helfen, Gott zu verehren, zu danken oder auf ein bestimmtes Anliegen aufmerksam zu machen. Doch auch umgekehrt ist eine Begegnung möglich, indem Gott sich selbst offenbart, seine Botschaft durch Propheten vermittelt, himmlische Wesen (z. B. Engel) sendet oder auserwählten Menschen in Träumen und Visionen seinen Willen kundtut.
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