Lexikon

Neue Sachlichkeit

um 1920 entstandener neorealistischer Stil der bildenden Kunst und nachfolgend auch in der Literatur, der in Gegenreaktion auf den Expressionismus das objektiv Sichtbare und dessen visuell wahrzunehmendes Erscheinungsbild wieder in den Mittelpunkt seiner Darstellung rückte. Der Mannheimer Museumsdirektor G. F. Hartlaub prägte 1923 die Bezeichnung.
In der
Malerei
legten die Anhänger der Neuen Sachlichkeit Wert auf klare Bildanordnung, überscharfe Konturen und dominante, minuziös aufgetragene Farben mit einem Verzicht auf Licht- und Schatteneffekte. Der oft irreal und monumental erscheinende Malstil, dessen Übergang zum Surrealismus fließend war, wurde daher auch als „Magischer Realismus“ bezeichnet (F. Roh); seine vorurteilslose und bewusst unbeschönigende Darstellung z. B. gesellschaftlicher Missstände, konnte an den Rand der Karikatur führen. Hauptvertreter waren in Deutschland: A. Kanoldt, F. Radziwill, G. Schrimpf, M. Unold, zeitweilig auch O. Dix, G. Grosz und M. Beckmann.
In der
Architektur
bezeichnet Neue Sachlichkeit eine Untergruppierung des Neuen Bauens, die sich auf das primär Nützliche beschränkte, die überlieferte Architekturdekoration ablehnte und eine Bauweise forderte, die sich allein aus den Funktionen ergeben sollte. Anstelle des „Formbaus“ sollte erneut der „Zweckbau“ treten. Leitbild wurde u. a. die „funktionale Stadt“ mit getrennten Wohn-, Arbeits- und Freizeitbereichen. Das Typenhaus in Vorfertigung und der zur Sonne orientierte Zeilenbau wurden als rationale und gesundheitsbewusste Wohnformen propagiert. Hauptvertreter der internationalen Bewegung waren M. Stam, H. Meyer, E. May und M. Taut.
In der
Literatur
meint Neue Sachlichkeit die zwischen den Weltkriegen hervortretende Tendenz zu illusionslos-nüchterner Darstellung von Gesellschaft, Erotik, Technik und Weltwirtschaftskrise als Reaktion auf den literarischen Expressionismus; dem späten Naturalismus verbunden, doch von ihm unterschieden durch ein ernüchtertes politisch-soziales Bewusstsein und durch Aufgeben des pseudo-naturwissenschaftlichen Objektivitätsanspruchs. Vertreter dieser Richtung waren in der Lyrik u. a. E. Kästner, J. Ringelnatz; in der Epik A. Döblin, H. Fallada, L. Feuchtwanger und im Drama F. Bruckner, Ö. von Horváth, C. Zuckmayer. Als weitere Textform gelangte die Reportage zu Bedeutung (E. E. Kisch).
Im
Film
schlug sich die nüchterne Ästhetik der Neuen Sachlichkeit besonders in dokumentarischen Arbeiten nieder wie z. B. in Walter Ruttmanns „Berlin Die Sinfonie der Großstadt“ (1927). Auch entstanden zahlreiche proletarische Filme wie „Kuhle Wampe“ (1932), zu dem B. Brecht das Drehbuch schrieb; wichtigster Regisseur war G. W. Pabst.
Organoide sind wenige Millimeter große 3D-Zellkultursysteme. Sie können im Labor jahrelang wachsen. ©Labor von Mina Gouti, Pablo Castagnola, Max Delbrück Center
Wissenschaft

Gehirn aus der Petrischale

Die Hirnforscher nutzen Organoide, um zumindest Teile der Entwicklung des Gehirns verfolgen zu können.

Der Beitrag Gehirn aus der Petrischale erschien zuerst auf wissenschaft.de.

Bakterien, Desinfizieren, Quecksilberdampflampe
Wissenschaft

Hochwirksam desinfizieren

Neue ultraviolette Leuchtdioden können Viren, Bakterien und andere Keime in Gebäuden, Wasserleitungen und sogar an Patienten unschädlich machen. von DIRK EIDEMÜLLER Schon seit geraumer Zeit schlagen Mediziner weltweit Alarm. Der übermäßige Einsatz von Antibiotika sowohl in der Massentierhaltung als auch bei ungefährlichen...

Mehr Artikel zu diesem Thema

Weitere Lexikon Artikel

Weitere Artikel aus dem Wahrig Synonymwörterbuch

Weitere Artikel aus dem Wahrig Fremdwörterlexikon

Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch

Weitere Artikel aus dem Großes Wörterbuch der deutschen Sprache

Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch

Weitere Artikel aus dem Vornamenlexikon