Lexikon
Pilze
FungiPilze
Pilze
© wissenmedia/Rita Reiser
chlorophyllfreie Organismen, die sich von organischen Substanzen lebender oder toter Organismen, also heterotroph, ernähren. Sie bestehen aus vielzelligen Pilzfäden (Hyphen), deren Gesamtheit als Lager (Myzel) bezeichnet wird. Die Pilzzellen sind in der Regel von einer Membran umgeben, die im Gegensatz zur Cellulosemembran höherer Pflanzen aus Chitin besteht. Die Pilze vermehren sich ungeschlechtlich durch Sporen oder geschlechtlich durch Verschmelzung zweier Keimzellen.
Pilze: Systematik
Systematische Gliederung | Artenzahl (ca.) | Vorkommen | |
I. Protozoa | |||
1. | Acrasiomycota(Zelluläre Schleimpilze) | 10 | weit verbreitet, z. B. auf faulenden Pflanzenteilen |
2. | Myxomycota (Echte Schleimpilze) | 600 | auf faulendem organischen Material, feuchtem Laub; ernähren sich von Nahrungspartikeln, z. B. Bakterien, die die amöboiden Zellen (Myxamöben) in der Zelle verdauen (Phagozytose) |
3. | Plasmodiophoromycota | 60 | obligate Parasiten in Algen, Pilzen und höheren Pflanzen |
II. Chromista | |||
4. | Oomycota (Algenpilze im engeren Sinne) | 600 | ursprüngliche Formen Wasserbewohner; zahlreiche hochspezialisierte Pflanzenparasiten |
5. | Hyphochytriomycota (früher Algenpilze) | 20 | vorwiegend Saprophyten und Parasiten in Süßwasser und Meeresalgen |
III. Fungi (Echte Pilze) | |||
1. | Chytridiomycota (Flagellatenpilze) | 600 | leben in Wasser, feuchtem Boden oder parasitisch auf bzw. in Pflanzen oder niederen Tieren |
2. | Zygomycota | 650 | auf verdorbenen Lebensmitteln (Schimmelpilze); viele Arten haben eine erhebliche wirtschaftliche Bedeutung, z. B. Rhizopus-Arten, bei der Herstellung von Reiswein, Fumarsäure und Milchsäure; manche Arten sind Krankheitserreger |
3. | Ascomycota (Schlauchpilze) | sehr unterschiedliche morphologische und physiologische Eigenschaften sowie Nährstoffansprüche, z. T. Pflanzenparasiten; kommen sehr häufig auf zuckerhaltigen Substraten (z. B. Pflanzenschleim und Fruchtsäften) vor, seltener als fakultative Parasiten in Blüten und Früchten; auch in Holz und Erdböden; einige Arten von großer wirtschaftlicher Bedeutung, z. B. die Echten Hefen | |
Endomycetes | 1000 | ||
Ascomycetes (Schlauchpilze im engeren Sinne) | 45 000 (einschließlich Flechtenpilze) | ||
4. | Basidiomycota (Ständerpilze) | ||
Ustomycetes (Brandpilze) | 500 | alle Arten sind Pflanzenparasiten, z. B. der Erreger des Gerstenflugbrands | |
Basidiomycetes (Ständerpilze) | 30 000 | höchstentwickelte Gruppe der Pilze; sie leben fast ausschließlich terrestrisch als Saprophyten, Parasiten oder Symbionten und spielen eine bedeutende Rolle (neben anderen Pilzen) bei der Mineralisation der organischen Substanz; auffällige Fruchtkörperbildung; Speisepilze, Giftpilze, Rauschpilze, Mykorrhizapilze; Erreger von Pflanzenkrankheiten | |
5. | Deuteromycota (unvollkommene Pilze) | 30 000 | alle Pilze mit unbekannter oder verloren gegangener Fähigkeit zur sexuellen Fortpflanzung (künstliche Gruppe); wichtige Krankheitserreger für Mensch, Tier und Pflanzen; von großer wirtschaftlicher Bedeutung sind z. B. Penicillium und Aspergillus |
Pilze haben vielfältige Bedeutung für den Naturhaushalt und für die direkte Nutzung durch den Menschen. Sie sind neben den Bakterien die bedeutendsten Destruenten, die den Abbau toter Tiere, Pflanzen und Exkremente besorgen und dadurch den natürlichen Stoffkreislauf unterhalten. Als nützliche Bodenorganismen sind sie für die meisten Pflanzen wachstumsfördernd; deren Wurzeln sind manchmal von einem Mantel aus Pilzfäden umgeben (Mykorrhiza).
Viele Pilze dienen als Speisepilze, darunter kultivierbare Arten wie Champignon, Shiitake- u. Austernpilz. Dabei handelt es sich meist um die Fruchtkörper von Ständerpilzen, seltener von Schlauchpilzen (Morcheln, Trüffeln). Beide Gruppen umfassen aber auch Giftpilze. In Mitteleuropa werden von über 5000 Pilzen über 200 als giftig eingestuft, davon ca. 30 als tödlich, etwa der Grüne Knollenblätterpilz (Pilzvergiftung). Deshalb sind für das Sammeln von Pilzen grundlegende Kenntnisse von Speise- und Giftpilzen unerlässlich. Außerdem sollten Wildpilze nur gekocht oder gebraten verzehrt werden, da manche Arten roh giftig sind. Da viele Wildpilze Schwermetalle speichern, sollten sie nicht zu oft auf dem Speiseplan stehen. Pilze werden auch in Form von Wein-, Bier- und Backhefen genutzt, bei der Sauermilch- und Käseherstellung sowie für die Gewinnung von Medikamenten wie z. B. Penicillin. Andererseits sind sie gefürchtete Krankheitserreger, besonders bei den Pflanzen. Einige Schimmelpilze verderben Lebensmittel oder Holz und manche Pilze produzieren hochgiftige Stoffe wie z. B. die Aflatoxine (Mykotoxine). Man kennt heute etwa 120 000 Arten. Die Wissenschaft von den Pilzen ist die Mykologie.
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