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Was bringen Ernährungs-Apps?

Ob Entspannungstrainer, Schrittzähler oder Kalorienrechner: Immer mehr Apps sollen uns bei einer gesunden Lebensweise unterstützen und uns dabei helfen, schlechte Gewohnheiten abzulegen. Auch wer sein Ernährungsverhalten ändern möchte, hat heutzutage zahlreiche mobile Anwendungen zur Auswahl. Doch was bringen solche digitalen Interventionen wirklich?
Universität Konstanz / DAL, 03.01.2020

Ernährungs-Apps vermitteln Wissen über Lebensmittel, motivieren und gehen auf individuelle Bedürfnisse von Diät- und Abnehmwilligen ein. Außerdem lassen sich einige mit den gängigsten Fitness-Apps kombinieren.

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Mit ihnen soll die Ernährungsumstellung leichter werden: Ernährungs-Apps vermitteln Wissen über Lebensmittel, motivieren und gehen auf individuelle Bedürfnisse von Diät- und Abnehmwilligen ein. Dabei sind sie wie das Smartphone stets präsent und können ihre Nutzer quasi in jeder Alltagssituation erreichen. Gesundheitsexperten sehen darin ein großes Potenzial - doch an belastbaren Belegen für einen positiven Effekt der Apps mangelt es bisher noch.

Um dies zu ändern, haben Karoline Villinger von der Universität Konstanz und ihre Kollegen die Wirkung von Ernährungs-Apps nun genauer unter die Lupe genommen. Dafür werteten sie 41 Studien aus, die den Nutzen mobiler Anwendungen gegen Übergewicht untersucht hatten. Insgesamt hatten an diesen Untersuchungen 6.300 Männer und Frauen im Alter zwischen 14 und 68 Jahren teilgenommen.

Hilfreich für Kranke und Gesunde

Bei ihren Auswertungen konzentrierten sich die Forscher nicht nur auf die Frage, ob Nutzer der rund 30 unterschiedlichen Apps besser abnahmen. Sie untersuchten auch den Einfluss auf das allgemeine Ernährungsverhalten und körperliche Gesundheitsindikatoren wie Cholesterinwerte. Die Ergebnisse offenbarten: Tatsächlich scheinen die digitalen Helfer eine positive Wirkung zu entfalten.

"Es hat sich gezeigt, dass App-basierte mobile Interventionen effektiv sind, sowohl um Ernährungsverhalten zu verändern, als auch um Gewicht zu reduzieren und ernährungsbezogene Gesundheitsparameter zu verbessern", berichtet das Wissenschaftlerteam. Dabei waren die Apps sowohl bei Patienten mit zum Beispiel Adipositas als auch bei gesunden Nutzern wirksam - sie eignen sich nach Ansicht der Forscher daher für eine breite Gesundheitsförderung in ganz unterschiedlichen Zielgruppen.

Interessant auch: Der positive Einfluss der Ernährungs-Apps zeigte sich unabhängig davon, ob die Studienteilnehmer zusätzlich noch weitere Unterstützung erhielten, um ihre Ernährung umzustellen und abzunehmen. Gerade dieser Befund unterstreiche das Potenzial der Apps, erklären Villinger und ihre Kollegen.

Schon das regelmäßige Dokumentieren unserer Ernährung kann beim Abnehmen helfen.

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Potenzial noch nicht ausgeschöpft

Die Wissenschaftler sahen sich für ihre Untersuchung auch die von den Apps genutzten Strategien zur Verhaltensänderung ihrer User an. Das Ergebnis: Obwohl das optische Erscheinungsbild der Anwendungen durchaus unterschiedlich ist, nutzen diese im Wesentlichen nur vier Strategien: Ziele setzen, Feedback geben, soziale Unterstützung bereitstellen und Wissen vermitteln.

Nach Ansicht des Forscherteams zeichnet sich damit ab: Mobile Interventionen in Form von Apps haben ein großes Potenzial, die Möglichkeiten der mobilen Technologie sind in diesem Zusammenhang aber bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Zukünftige Entwicklungen könnten den Wissenschaftlern zufolge etwa noch dynamischer und interaktiver sein.

Globales Gesundheitsproblem

Sinnvoll eingesetzt, scheinen Ernährungs-Apps in jedem Fall gute Dienste im Kampf gegen die globale Epidemie der überflüssigen Pfunde leisten zu können. Weltweit sind inzwischen rund zwei Milliarden Menschen übergewichtig oder adipös. Wie Villinger und ihre Kollegen betonen, ist dies nicht nur mit körperlichen und psychischen Gesundheitsfolgen verbunden, sondern auch mit enormen Kosten. Übergewicht gilt daher als eines der größten Gesundheitsprobleme unserer Zeit.

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