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Wie entsteht Langeweile?

Ob im wöchentlichen Team-Meeting oder beim Addieren von Zahlenkolonnen – in allen Situationen, die uns langweilen, sucht das Gehirn nach Auswegen und Ablenkung aus dem Trott. Wie kommt es zu Langeweile und hat sie einen Sinn?
Symbolbild Langeweile

skynesher, GettyImages

Wer sich langweilt, wird schneller abgelenkt

Ablenkung hat einen schlechten Ruf. Ständiges Abschweifen von der Arbeit mindert die Leistungsfähigkeit und ist schlecht für die Produktivität. Wer dagegen konzentriert arbeitet, liefert bessere Ergebnisse, ist effizient und macht weniger Fehler. Das Gehirn ist leider immer auf der Suche nach dem Kick, nach neuen Reizen und Abwechslung. Eintönige Tätigkeiten erhöhen sein Bedürfnis nach neuen Eindrücken und es giert regelrecht nach Konzentrationsunterbrechungen. Manche Aufgaben fordern uns nicht genug, andere überfordern uns. In beiden Fällen schwindet unsere Konzentration nach kurzer Zeit. Dann driften unsere Gedanken ohne unser Zutun zu anderen Themen.

Dabei kommt das Smartphone meistens gerade recht. Digitale Technologien wie E-Mails, soziale Netzwerke oder Apps sind aus dem Alltag kaum mehr wegzudenken. Sie machen vieles einfacher und schneller, beeinflussen aber auch zunehmend unsere Aufmerksamkeit. Problematisch wird es, wenn Sie am Arbeitsplatz kaum etwas schaffen, weil Sie immer wieder abgelenkt werden. Schon eine kurze Unterbrechung für ein Telefonat oder einen Blick aufs Handy erhöht die Fehlerquote, auch wenn man dadurch kurzfristig das unangenehme Gefühl der Langeweile ausgeschaltet hat.

Was tun bei Unterforderung?

Zeitung lesen oder im Internet surfen – und das während der Arbeitszeit? Das klingt zunächst entspannt, kann aber auf Dauer zu Gefühlen wie Sinnlosigkeit und Leere führen. Langeweile und permanente Unterforderung im Job können krank machen und zum sogenannten Boreout führen. Doch während Stress und Überforderung gesellschaftlich anerkannte Phänomene sind, ist die Unterforderung mit Scham und Angst behaftet. Die Sorge vor der Arbeitslosigkeit verhindert ein offenes Gespräch über die mangelnde Auslastung und Unterforderung am Arbeitsplatz. Leider reagieren Freunde und Kollegen häufig verständnislos auf dieses Problem und empfinden es als Luxus, zu wenig Arbeit zu haben.

Langeweile fühlt sich schlecht an

Leerlauf ist den meisten Menschen zuwider. Aus diesem Grund rüsten wir uns und vor allem die Kinder für lange Zugfahrten mit Büchern, Musik und Smartphones aus. Sie schützen uns vor Eintönigkeit und liefern permanent Zerstreuung und Anregung. Leiden wir länger unter Langeweile, entsteht in uns automatisch das Bedürfnis, die Leere zu füllen und uns abzulenken, indem wir entweder etwas essen oder uns anderweitig beschäftigen. Alternativ starren wir aus dem Fenster und geraten in einen Zustand des Tagträumens, in dem das Gehirn auf einen langsameren Modus schaltet und wir das Gefühl der Langeweile nicht mehr wahrnehmen.

Im „Flow“ lenkt uns keiner ab

Ganz anders ist der Zustand des Flows, das mentale Aufgehen in einer Tätigkeit, bei der uns alles leicht von der Hand geht. Der Begriff „Flow“ wurde in den 1970er Jahren von dem Psychologieprofessor Mihály Csíkszentmihályi geprägt. Er bezeichnet eine völlige Vertiefung in ein Tun, das im Spannungsfeld zwischen Unterforderung und Überforderung liegt. Also genau in der optimalen Mitte. Dabei kommt es nicht auf die Tätigkeit an. Kinder erleben dieses Glücksgefühl beim selbstvergessenen Spielen, Künstler beim Malen oder Musizieren, Sportler beim Laufen. Ausschlaggebend ist die Intensität des Erlebens und sicher ist eines: Im Flow kommen keine Gedanken an die sozialen Netzwerke auf.

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