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Gefährliche Mähroboter

Der Sommer ist mittlerweile endgültig in Deutschland angekommen und hat das monotone Brummen und Dröhnen der Rasenmäher zurückgebracht. Manch einer überlässt das Kürzen seines Rasens auch bequem einem Mähroboter und spart so einiges an Zeit. Doch Vorsicht: Die unscheinbaren Mini-Mäher können überaus gefährlich für Tiere und Kleinkinder sein. Was für und gegen Mähroboter spricht und warum ein kurz getrimmter Rasen biologisch wenig wertvoll ist.
AMA, 15.06.2023
Mähroboter auf Rasenfläche eines Gartens

© EleSi, GettyImages

Ein Rasenmäher, der sich komplett selbstständig um einen gepflegten Rasen kümmert, ist wahrscheinlich der Traum vieler Gartenfreunde. Einmal eingeschaltet fährt ein Mähroboter das Gartengrundstück in vorgegebenen Bahnen ab und kürzt das Grün mit einem rotierenden Messer an seiner Unterseite. Begrenzungskabel oder GPS weisen ihm dabei den Weg. Ist der Ladestand des Akkus bedrohlich niedrig, kehrt das Gerät eigenständig zu seiner Ladestation zurück.

Zeitsparend und praktisch

Dass ein Mähroboter zahlreiche Vorteile hat, liegt auf der Hand. Er spart dem Gartenbesitzer einiges an Zeit und erleichtert ihm die Pflege des Grundstücks. Hinzu kommt, dass die automatischen Mäher deutlich leiser und stromsparender sind als herkömmliche Modelle und den Rasen außerdem smarter trimmen. Denn sie arbeiten mit einem sogenannten Mulch-System, bei dem das abgeschnittene Gras nicht in einem Behälter landet, sondern fein zerkleinert auf der Wiese verbleibt. Das reduziert Gartenabfälle und dient dem verbliebenen Rasen als natürlicher Dünger.

Gefahr für Kleinkinder

Mähroboter sind zwar überaus praktisch, aber keineswegs harmlos. Im Gegenteil: Die Sensoren, die sie auf drohende Zusammenstöße aufmerksam machen sollen, stoppen den Mähvorgang in vielen Fällen nicht rechtzeitig, wie ein Test der Stiftung Warentest zeigt. Darin zerkratzten fast alle geprüften Mähroboter die hölzerne Nachbildung eines Kinderarms.

Zwei von ihnen schnitten sogar den Nachbau eines krabbelnden Kinderfußes an, was ihnen die Note „mangelhaft“ einbrachte. Die Stiftung warnt Eltern deshalb davor, Kleinkinder mit Mährobotern allein oder in ihrer Nähe spielen zu lassen. Darauf machen auch die Hersteller in ihren Gebrauchsanleitungen aufmerksam.

Igel
Igel, die einem Mähroboter begegnen, flüchten nicht etwa, sondern rollen sich im Vertrauen auf ihre Stacheln zusammen und geraten so unter das Messer.

© Rike_, GettyImages

Todesfalle für Igel und Co.

Gefährlich sind die Mähroboter aber nicht nur für Kinder, sondern auch für Kleintiere, die im Garten nach Nahrung suchen. So geraten zum Beispiel immer wieder Kröten, Eidechsen, Grashüpfer und Spinnen unter das rotierende Messer der Gartenhelfer und werden dabei regelrecht geschreddert. Auch Igel sind besonders anfällig für Verletzungen durch Mähroboter. Denn wenn Gefahr droht, laufen sie nicht weg, sondern rollen sich stattdessen zu einer stacheligen Kugel zusammen. Doch in diesem Fall rettet die bewährte Taktik sie nicht, sondern bringt ihnen schwere Verletzungen und im schlimmsten Fall sogar den Tod.

„Igel werden von Mäh- und Rasenrobotern oft so schwer verletzt, dass sie vom Tierarzt eingeschläfert werden müssen. Diejenigen, die unentdeckt bleiben, sterben besonders qualvoll – insbesondere jene, deren Gesichter zerstückelt oder schlichtweg abgeschnitten wurden“, berichtet die Tierschutzorganisation Peta. Eine Studie der dänischen Universität Aalborg mit den Kadavern bereits toter Igel bestätigt diese Szenarien. Kein einziger von 18 getesteten Mährobotern erkannte die Igelkadaver als Hindernis.

Manche überrollten die Tiere regelrecht und amputierten ihnen dabei Gliedmaßen oder zerschlitzten ihren Bauch. Um solche blutigen Kollisionen zu vermeiden, empfehlen die Studienautoren, die Mähroboter niemals bei Nacht laufen zu lassen, da Igel zu dieser Zeit auf Futtersuche gehen. Peta fordert außerdem, die Hersteller zu Warnhinweisen zu verpflichten, die mögliche Käufer sichtbar über die Gefahren für Kleintiere aufklären sollen.

Kurze Rasenflächen schaden der Artenvielfalt

Tierschutzorganisationen stehen kurz geschorenen Rasenflächen auch unabhängig von den Gefahren durch Mäher kritisch gegenüber. Denn wo keine Blumen wachsen, gibt es auch keine Bienen, Hummeln und Vögel. Es entsteht eine Art Monokultur, die den Verlust der Artenvielfalt eher befeuert, statt ihn zu verhindern. Felicitas Rechtenwald vom Nabu Baden-Württemberg betont: „Wer ein bisschen mehr Wildnis wagt, Blüten stehen lässt und nur Fußwege im Garten häufiger mäht, wird mit einem kleinen Paradies und Besuchern belohnt: Es siedeln sich Raupen und Schmetterlinge, Grashüpfer, Wildbienen und Spinnentiere an.“

Eine weitere Option neben freigemähten Wegen ist auch das Stehenlassen einer verwilderten Ecke. In dieser mähfreien Zone könnte das Gras dann hochwachsen und angereichert mit Totholz und Reisighaufen einen idealen Unterschlupf für nachtaktive Wildtiere wie den Igel bieten.

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