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Woher haben die Zwiebeltürme russisch-orthodoxer Kirchen ihre
Form?

Für die Zwiebelform der russisch-orthodoxen Kirchen gibt es mehrere Erklärungen: Der orthodoxe Klerus selbst behauptet, dass der Turm an eine brennende Kerze erinnern soll, die gen Himmel brennt. Die meisten Wissenschaftler weisen allerdings auf die enge Verwandtschaft russischer Kirchen mit Bauten in Byzanz hin. Die typische christliche Baukunst begann im 10. Jahrhundert, kurz nachdem 988 Wladimir von Kiew, Fürst der Russen, sich taufen ließ. Einige Jahrzehnte danach entstand die Nowgoroder Sophien-Kathedrale, die von 1045 bis1052 errichtet wurde und zahlreiche Parallelen zur Hagia Sophia in Konstantinopel aufweist.

Unter der Herrschaft der Mongolen wurde die Kirchenarchitektur kaum weiterentwickelt. Ab dem 15. Jahrhundert aber, als Großfürst Iwan der Große (1440-1505) mit der byzantinischen Prinzessin Anna verheiratet war, machte sich der Einfluss der italienischen Renaissance in Moskau geltend. Die Architekten Aristotele Fieravanti aus Bologna und Alevisio Novi aus Mailand gestalteten die Fassaden der Kirchen, die im Kreml errichtet wurden, nach Vorbildern aus ihrer Heimat. Von 1475 bis 1479 baute Fieravanti die Mariä-Himmelfahrts-Kathedrale (Uspenski-Kathedrale). 30 Jahre später errichtete Novi die Erzengel-Michael-Kathedrale. Bei beiden Kirchen sind die hohen Tamboure (zylindrische Bauteile unter der Kuppel) sehr ähnlich und erinnern deutlich an Bauwerke aus Byzanz.

Warum aber die Dächer etwas zwiebelförmiger als in Konstantinopel ausfallen, hat nach Aussagen einiger Experten einen sehr einfachen Grund: Das Klima zwang die Architekten, ein Dach zu konstruieren, von dem der Schnee einfach abfallen konnte.

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