Sicher hast du schon des öfteren einen Blindenhund gesehen. Diese Hunde helfen stark sehbehinderten und blinden Menschen im Straßenverkehr. Sie sind recht auffällig, da sie nicht nur an einer normalen Leine geführt werden. Außer dem Halsband und der Leine trägt der Blindenführhund, so heißt der Hund in der Fachsprache, nämlich ein so genanntes Führgeschirr. Und am Führgeschirr und am Halsband des Hundes sind zusätzlich rote Kreuze deutlich sichtbar befestigt.
Auswahl und Ausbildung
Du wirst dich nun sicher fragen, wie ein Hund überhaupt zum Blindenführhund wird, denn eine solch schwierige Aufgabe ist den Hunden ja nicht angeboren. Für die Ausbildung zum Blindenführhund werden nur Tiere genommen, die absolut gesund und lernfreudig sind. Das überprüft der Tierarzt und der Hundeausbilder. Besonders wichtig: Der Hund muss absolut gute Nerven haben. Kein Menschengedränge, kein lauter Knall dürfen ihn erschrecken. Das ist so ähnlich wie bei den Polizeipferden. Und bei einem Angriff auf sein „Herrchen“ muss der Hund seinen Halter verteidigen. Am gebräuchlichsten für die Ausbildung zum Blindenführhund sind der Deutsche Schäferhund, der Labrador und der Golden Retriever. Ein noch so kluger Dackel wäre beispielweise zur Verteidigung seines Halters kaum geeignet.
Die Ausbildung eines Blindenführhundes beginnt im Alter von einem Jahr und dauert, je nachdem wie lernfähig das Tier ist, zwischen sechs und acht Monaten. Bis die Ausbildung beginnt lebt der Hund entweder bei einer Patenfamilie oder beim Ausbilder. Der Ausbilder ist entweder selbst Züchter, oder er kauft die Hunde als Welpen. Die Hauptaufgabe des Hundes ist es, im Führgeschirr zu laufen und seinen Besitzer überallhin zu führen. Ganz wichtig: Der Hund muss Hindernisse umgehen oder durch Stehen bleiben seinem Besitzer klarmachen, dass ein Hindernis im Weg ist oder Gefahr besteht. Das kann z. B. eine Treppenstufe sein. Bleibt der Hund stehen, kann sein Besitzer die nähere Umgebung dann mit seinem Blindenstock abtasten und das Hindernis erkennen.
Ein eingespieltes Team
Ein Blindenführhund kann auf Kommando verschiedene Ziele und Orte wie Aufzüge, Treppen, Türen, Sitzgelegenheiten oder Zebrastreifen aufsuchen. All diese Fähigkeiten und natürlich die richtigen Kommandos werden immer wieder mit dem Hund trainiert. Vielleicht hat dir schon mal jemand erzählt, dass ein Blindenführhund erkennt, ob eine Ampel rot oder grün zeigt. Das ist aber völliger Quatsch! Ob die Autos gerade fahren oder ob die Fußgängerampel grün zeigt, muss der Hundehalter selbst wissen. Dabei helfen ihm entweder Signaltöne, die manche Ampeln aussenden – das ist eine Art „Tacken“ – oder andere Passanten. Der Hund stoppt nur am Bordstein, weil es ja eine Art Stufe ist. Da eine blinde Person auf ihren Führhund angewiesen ist, darf der Hund sogar mit in Lebensmittelgeschäfte, Restaurants, Arztpraxen und Kirchen kommen. Das ist offiziell erlaubt. Selbst bei Flugreisen darf der Blindenführhund zusammen mit seinem Halter in die Passagierkabine.
Wie ist das nun eigentlich umgekehrt? Wie muss der blinde Hundehalter sein und was muss er beachten?
Ganz wichtig ist, dass Hund und Halter bezüglich Charakter, Lauftempo und Temperament zusammenpassen. Ein großer, kräftiger Schäferhund kann leicht einen älteren Besitzer überfordern oder gar zum Sturz bringen. Das wäre nicht gerade das ideale Paar. Der Besitzer muss mit seinem vierbeinigen Helfer eine Schulung besuchen, denn sie müssen beide die Befehle lernen, die im Alltag notwendig sind. Nur durch gemeinsames Üben können sie richtiges Team werden.
Tipps für den richtigen Umgang
Falls du demnächst einem solchen „Team“ begegnest, noch ein paar Tipps:
- Bitte streichle den Blindenführhund nicht, denn das lenkt den Hund von seiner Aufgabe ab. Auch wenn du dem Hund etwas zu fressen gibst, lenkt ihn das ab.
- Falls du selbst einen Hund hast und ihr beide beim Spaziergang einem Blindenführhund begegnet, dann nimm deinen vierbeinigen Freund an die Leine. Die freudige Begrüßung der beiden könnte den blinden Besitzer ganz schön ins Trudeln bringen.
- Übernimm nicht die Führung des Blindenführhundes. Nur der Besitzer kann dem Hund die richtigen Anweisungen geben. Wenn du glaubst, dass Hund und Besitzer irgendwelche Probleme haben, dann sprich einfach den Besitzer an.
Jetzt möchtest du sicher noch wissen, was ein Blindenführhund kostet?
Nun ja, so ein gut ausgebildeter Hund ist nicht gerade billig. Er kostet sogar so viel, wie ein mittelgroßes Auto: in etwa 20.000 Euro!