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Der kleine Prinz: "Man sieht nur mit dem Herzen gut"
Der Held ist ein Winzling, doch seine Geschichte ist umso größer. "Der kleine Prinz" von einem fernen Planeten führt uns auf seiner Reise zur Erde die irrwitzigen Auswüchse unserer Gesellschaft vor Augen und zeigt, worauf es wirklich ankommt im Leben: Freundschaft, Vertrauen, Menschlichkeit. Seine Geschichte ist mittlerweile schon 75 Jahre alt. Doch ihre zentrale Botschaft ist heute noch genauso bedeutend wie damals: "Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."
Es sind Weisheiten wie diese, die Generationen von Menschen immer wieder neu faszinieren und den kleinen Prinzen zu einem zeitlosen Bestseller machen. Das Märchen von Antoine de Saint-Exupéry gehört zu den meistverkauften nicht-religiösen Büchern der Welt. Mit einem solchen Erfolg hätte der französische Autor und Kampfpilot selbst wohl in seinen kühnsten Träumen nicht gerechnet.
Zu erwachsen für Kinder
Denn als er "Der kleine Prinz" am 6. April 1943 aus dem Exil in New York veröffentlichte, kam die Geschichte bei den Kritikern zunächst gar nicht gut an. Wer sollte das Buch lesen? Der putzige Protagonist passte eher zu einer Kindererzählung. Doch gleichzeitig mutete die Geschichte viel zu erwachsen an. Wie sollten Kinder die facettenreiche Handlung um den kleinen Helden verstehen, der eine Rose besitzt, die er hegt und pflegt und dann verlässt? Wie die philosophischen Passagen durchschauen?
Tatsächlich waren im Herbst nach der Veröffentlichung gerade einmal 30.000 Exemplare verkauft worden – zu wenig für einen Schriftsteller, der sich zuvor bereits als Bestsellerautor einen Namen gemacht hatte. Es schien, als würde "Der kleine Prinz" bald in Vergessenheit geraten und mit ihm heute so berühmte Zitate wie "Wörter sind die Quelle aller Missverständnisse" oder "Da es keine Kaufläden für Freunde gibt, haben die Leute keine Freunde mehr."
Verspäteter Erfolg
Das änderte sich erst mit dem tragischen Tod Antoine de Saint-Exupérys. Er starb unter rätselhaften Umständen bei einem Aufklärungsflug für die französische Luftwaffe, für die er inzwischen wieder tätig war. Ein gutes Jahr war sein Buch zu diesem Zeitpunkt alt. Bald breiteten sich Gerüchte zur Absturzursache aus: War der Vater des kleinen Prinzen womöglich freiwillig in den Tod geflogen?
Zwei Jahre später veröffentlichte de Saint-Exupérys französischer Verlag eine leicht abgeänderte Fassung seines letzten vollendeten Werks. Jetzt sahen die Leser die Geschichte plötzlich mit anderen Augen: Wie einsam und traurig musste der Autor im amerikanischen Exil gewesen sein, wie verzweifelt von der kriegsgebeutelten "Welt der Erwachsenen", in der Macht, Habgier und Bosheit regierten?
Rückbesinnung auf das Wichtige
Schließlich begegnet der kleine Prinz auf seiner Reise immer wieder Menschen, die nur mit sich selbst beschäftigt sind und die zwischenmenschlichen Werte im Leben verdrängt haben: dem König, der ein fiktives Reich beherrscht und für den der kleine Prinz nur ein Untertan ist, dem Eitlen, der ihn als Bewunderer sieht, oder dem Geschäftsmann, der behauptet, die Sterne zu besitzen. Diesen Werteverfall enttarnt die Erzählung auf entwaffnende Weise und zeichnet dabei das Wunschbild einer Welt, in der die Menschen wieder mehr mit dem Herzen sehen und handeln.
Das Plädoyer für die Rückbesinnung auf die wirklich wichtigen Dinge wurde so schließlich doch noch zum Erfolg und konnte viele unterschiedliche Lesergruppen begeistern. Mag es für die ganz Kleinen tatsächlich zu komplex sein, finden ältere Kinder und vor allem Erwachsene doch immer wieder einen Zugang zu diesem Buch. Kindern vermittelt es zentrale Werte und hilft ihnen, die seltsame Welt der Großen zu verstehen. Erwachsene lehrt es, die Welt wieder mehr mit Kinderaugen zu sehen.