Lexikon
Komọ̈die
[
Lustspielgriechisch
]Komödie (Kulturtabelle).sgm
Autoren | Werke |
Aristophanes (um 445 v. Chr. – um 385 v. Chr.) | Die Frösche (405 v. Chr.); Lysistrata (411 v. Chr.) |
William Shakespeare (1564–1616) | Wie es euch gefällt (1623); Ein Sommernachtstraum; Viel Lärm um nichts (beides um 1600); Die lustigen Weiber von Windsor (1602) |
Molière (1622–1673) | Die Schule der Frauen (1663); Der Misanthrop (1667); Der eingebildete Kranke (1673) |
Carlo Goldoni (1702–1793) | Diener zweier Herren (1747) |
Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781) | Minna von Barnhelm (1767) |
Heinrich von Kleist (1777–1811) | Amphitryon (1807); Der zerbrochene Krug (1811) |
Franz Grillparzer (1791–1872) | Weh dem, der lügt (1838) |
Johann N. Nestroy (1801–1862) | Der böse Geist Lumpazivagabundus (1835); Der Talisman (1843) |
Georg Büchner (1813–1837) | Leonce und Lena (1842) |
Carl Sternheim (1878–1942) | Die Hose (1911); Die Kassette (1912) |
Carl Zuckmayer (1896–1977) | Der Hauptmann von Köpenick (1930) |
Max Frisch (1911–1991) | Don Juan oder Die Liebe zur Geometrie (1953) |
Thomas Bernhard (1931–1989) | Die Macht der Gewohnheit (1974); Über allen Gipfeln ist Ruh (1981) |
Alan Ayckbourn (* 1939) | Frohe Feste (1972); Der Held des Tages (1988), Haus & Garten (1999) |
Geschichte
antikes Griechenland
Als dramaturgische Darstellung eines lustigen Stoffs entstand die Komödie in Griechenland. Der Klassiker der sog. alten attischen Komödie ist Aristophanes; die Komödie verhöhnte Missstände der Zeit, meist solche aus dem politischen oder literarischen Bereich. Aus der Zeit der sog. mittleren Komödie (Mese), die sich mit der privaten Sphäre und dem Kurtisanenmilieu befasste, ist nur weniges erhalten (Antiphanes, Anaxandrides). Der Meister der sog. neuen attischen Komödie (Nea), die vorwiegend Stoffe aus dem Alltagsleben verarbeitete, ist Menander.
Italien
Um 240 v. Chr. begann die Entwicklung der Komödie in Italien. Plautus und Terenz verarbeiteten griechische Motive. Um Christi Geburt verschmolz die römische Komödie mit alten oskischen Volksspielen zur Atellane. Daraus entwickelte sich später die Commedia dell’Arte, in der sich neben den antiken Elementen auch mittelalterlich-volkstümliche erhalten haben. Das Stegreifspiel der Commedia dell’Arte wurde von C. Goldoni zur literarischen Gattung ausgeprägt, die von L. Pirandello im 20. Jahrhundert erneuert wurde.
Frankreich
In Frankreich verschmolz die Commedia dell’Arte mit der heimischen Farce. Der junge P. Corneille erhob die neue Gattung zur literarischen Form, Molière eroberte ihr mit seiner Charakterkomödie die europäischen Bühnen. Im 19. Jahrhundert wurde Frankreich führend in der sozialen Komödie und Gesellschaftskomödie.
England
Die Komödie in England erreichte mit Shakespeare eine neue, stilprägende Form. Es entwickelte sich ein Typus, der nicht die moralisierende, sondern die heitere, Verständnis für die Widersprüchlichkeiten der Welt weckende Betrachtungsweise anstrebte. Ab dem 19. Jahrhundert dominierte die Dialogkomödie, deren wichtigste Vertreter O. Wilde und G. B. Shaw sind.
Deutschsprachiger Raum
Im deutschsprachigen Raum fand nach jahrzehntelanger Nachahmung französischer, englischer und italienischer Muster erst G. E. Lessing mit seiner „Minna von Barnhelm“ zu einem eigenen Stil. Lessing hatte nur wenige ebenbürtige Nachfolger: H. von Kleist mit „Der zerbrochne Krug“ und „Amphitryon“, G. Büchner mit „Leonce und Lena“ und F. Grillparzer mit „Weh dem, der lügt“. In der Wiener Lokalposse bildeten F. Raimund und J. N. Nestroy eine besondere Note aus. Der „Biberpelz“ von G. Hauptmann ist eine Komödie mit sozialkritischer Tendenz; gegen das Bürgertum richten sich die Komödien C. Sternheims. Daneben sind u. a. zu nennen: H. Bahr, E. Tollers komödiantische Prophetie „Der entfesselte Wotan“, F. Werfel („Jacobowski und der Oberst“), B. Brecht („Schweyk im zweiten Weltkrieg“, „Herr Puntila und sein Knecht Matti“), C. Zuckmayer („Der fröhliche Weinberg“, „Der Hauptmann von Köpenick“); in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist die Komödie mehr dem Grotesken zugewandt, so etwa bei M. Frisch, F. Dürrenmatt und P. Hacks.
Lessing, G. E.: Minna von Barnhelm
Minna von Barnhelm
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