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Studium oder Ausbildung?
Das Abitur in der Tasche - aber was kommt danach? Ein Studium oder eine Ausbildung? Die Entscheidung ist oft nicht leicht. Einerseits stehen Ihnen mit einem Studium mehr Berufswege offen und die Aufstiegsmöglichkeiten sind in der Regel besser. Andererseits stellt ein Studium nicht immer die optimale Lösung dar. Auch eine Berufsausbildung in Verbindung mit berufsbegleitenden Fortbildungen kann Ihnen sehr gute berufliche Chancen eröffnen. Und wer erst nach einer Ausbildung studiert, tut dies meist zielgerichteter und mit einer besseren Studienplanung.
Was sagen die Zahlen?
Als (Fach-)Abiturient gehören Sie zu einer Bevölkerungsgruppe Ihres Jahrgangs, die ständig ansteigt. Die Zahl der studienberechtigten Schulabgänger nimmt stetig zu. Waren es Anfang der 90er noch ca. 290 000 studienberechtigte Schulabgänger, so stieg ihre Zahl im Jahr 2002 schon auf ca. 362 000. Der Anteil der jungen Menschen eines Jahrgangs mit Abitur oder Fachabitur wuchs damit um 24% Prozent, was sich wiederum auch auf die jetzigen Studentenzahlen niederschlägt.
Aktuell sind erstmals mehr als 2 Millionen Studierende immatrikuliert. Auch die Zahl der Studienanfänger erreichte im Studienjahr 2003/2004 (Sommersemester und Wintersemester) mit rund 380. 000 einen neuen Höchststand.
Gemäß einer Prognose der Kultusministerkonferenz wird die Zahl der Studienanfänger bis 2008 noch einmal ansteigen, dann aber bis 2015 auf den Wert von rund 275.000 zurückgehen. In den neuen Ländern wird der Rückgang bereits ab 2005 spürbar sein. Das ist problematisch, denn dem Rückgang bei den Studienanfängern steht eine steigende Nachfrage nach hochqualifizierten Arbeitskräften in zukunftsträchtigen Bereichen gegenüber. Allerdings ist diese Nachfrage auf bestimmte Fächer, insbesondere Informatik, Ingenieurwissenschaften etc. beschränkt.
Kein Privileg für Akademiker
Ein Studium garantiert heute nicht mehr Sicherheit als eine Ausbildung. Der Arbeitsmarkt befindet sich in einem Strukturwandel, bei dem die so genannten Normalarbeitsverhältnisse abnehmen und andere Formen der Erwerbsarbeit, wie z.B. befristete Beschäftigung, Leiharbeit, Selbstständigkeit oder Freie Mitarbeit, zunehmen. Auch Akademiker sind heute nicht vor Arbeitslosigkeit oder unsicheren Beschäftigungsverhältnissen gefeit. Analysen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigen, dass diese unsichere Beschäftigung nicht nur Arbeitnehmer mit geringer Qualifikation trifft, sondern auch Universitätsabsolventen.
Was also tun? Sowohl für ein Studium als auch für eine betriebliche Ausbildung gibt es viele gute Gründe. Was jedoch allein zählt ist: Was ist für Sie persönlich die bessere Lösung? Sind Sie eher praktisch veranlagt oder ziehen Sie die Theorie der Praxis vor? Lernen Sie gern oder haben Sie nach dem Abitur erstmal die Nase voll? Wie wichtig ist Ihnen Karriere? Fragen wie diese lassen sich nicht pauschal beantworten, sondern immer für den Einzelfall. Informieren Sie sich daher zunächst über Pro und Contra eines Studiums bzw. einer Ausbildung und treffen Sie dann wohlüberlegt Ihre Entscheidung.