Lexikon
russisch-orthodoxe Kirche
Patriarchat von Moskau und ganz Russland zu den orthodoxen Kirchen des byzantinischen Ritus gehörende Kirche mit den Liturgiesprachen Kirchenslawisch und Russisch. Sie umfasst das Patriarchat von Moskau mit 55 Eparchien in Russland und anderen Nachfolgerstaaten der Sowjetunion, dazu 10 Eparchien in Weißrussland, 28 in der Ukraine und 7 im westlichen Ausland. Oberhaupt der mit rund 100 Mio. Gläubigen größten orthodoxen Kirche des Ostens ist der „Patriarch von Moskau und ganz Russland“, Seine Heiligkeit Kyrill I. (seit 2009).
Geschichte
Das mit der Taufe seines Fürsten Wladimir 988 dem orthodoxen Christentum geöffnete Russland unterstand – abhängig vom Patriarchat Konstantinopel – zunächst einem griechischen, bald aber russischen Metropoliten im politischen Zentrum Kiew. Im Zusammenhang mit der Zerstörung des altrussischen Reiches durch die Mongolen um 1240 verlegte der Metropolit Petrus von Kiew seinen Sitz 1325 nach Moskau. Wachsende staatliche Macht im Kampf gegen die Mongolenherrschaft (erste Hälfte des 13. bis Anfang des 16. Jahrhunderts) und der aus dem Untergang des byzantinischen Reichs (1453) abgeleitete Führungsanspruch („Moskau als Drittes Rom“) bestimmten die weitere Entwicklung: Die Metropolie wurde 1448 durch großfürstlichen Akt autokephal, brachte um die Mitte des 16. Jh. in Makarij einen machtvollen Repräsentanten hervor und wurde schließlich1589 vom Ökumenischen Patriarchen Jeremias II. zum Patriarchat erhoben Um 1596 trennten sich durch die Brester Union zahlreiche Bischöfe in der Ukraine und Weißrussland von der orthodoxen russischen Kirche hin zur römisch katholischen Kirche. Unter Patriarch Nikon (1652-1666) kam es zum Schisma der Raskolniki, da ein Teil des Klerus und des Volkes innerkirchliche Reformen strikt ablehnte.
Im 18. Jahrhundert prägte der absolutistische Staat die russisch-orthodoxe Kirche tiefgreifend: Peter der Große setzte 1721 das Patriarchat ab, als sich die orthodoxe Kirche gegen seine Reformen stellte und die 1712 vorgenommene Verstaatlichung des Kirchenbesitzes ablehnte. Die Kirchenleitung übernahm ein Vertreter des Staates (Oberprokuror) in Zusammenarbeit mit der Synode der Bischöfe. Katharina II. unterwarf die Kirche (bei gleichzeitiger Säkularisierung ihres Grundbesitzes) völlig dem Staat. Vom russische Mönchtum ging im späten 18. Jahrhundert und beginnenden 19. Jahrhundert eine spirituelle und theologische Erneuerung der orthodoxen Kirche aus. Den diese Periode beendenden Sturz des Zaren 1917 beantwortete die russisch-orthodoxe Kirche mit der Wiedererrichtung des Patriarchats, sie verlor aber (das heute kirchlich selbständige) Finnland und das Gebiet der ukrainischen Kirche, die 1991 unabhängig wurde
Insgesamt blutig und in den Bestand der Kirche einschneidend wurde im kommunistischen, atheistischen Staat der Weg zu einem erträglichen kirchlich-staatlichen Nebeneinander gebahnt. Unter Stalin musste sich die russisch-orthodoxe Kirche völlig aus dem öffentlichen Leben zurückziehen, bis 1923 wurden 28 Bischöfe und 1200 Priester hingerichtet oder starben in Gulags. Der 2. Weltkrieg brachte eine Entspannung im Verhältnis von Staat und Kirche, nachdem Patriarch Sergej 1941 zum Gebet gegen die Invasoren aufgerufen hatte. Stalin versprach sich Hilfe von der Kirche und erlaubte ihr die Wiedererrichtung von zwei Akademien und acht Seminaren. Scharfe Kritik an dieser Position der offiziellen russisch-orthodoxen Kirche im sowjetischen Staat übte eine „Katakombenkirche“, die als „wahrhaft orthodoxe Kirche“ die Moskauer Hierarchie mit ihren Amtshandlungen strikt ablehnte. Das lange Patriarchat Alexijs verhalf der russisch-orthodoxen Kirche zu wachsender Bedeutung auch im ökumenischen Rahmen. 1990 verabschiedete der Oberste Sowjet der UdSSR das „Gesetz über die Gewissensfreiheit und die religiösen Organisationen“, mit dem allen Staatsbürgern die Gewissensfreiheit und die Freiheit der Religionsausübung garantiert wurde
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